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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 13.09.2019, 12:50   #1
männlich klaatu
 
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Standard Die Hüpfburg des Sultans

I.

Die Umrisse ferner Städte
hängen über einem Horizont
aus Pappmaschee
und gigantische Hände
vollführen Schattenspiele
vor der untergehenden Sonne.


II.

In der Wüste
liefern sich Verdurstende
epische Wasserschlachten,
während Enthauptete
kunstvolle Kopfsprünge vollführen
- in Fässer ohne Böden.


III.

Hinter gehäkelten Vorhängen aus Stacheldraht,
beobachten werbebedruckte Augen
eine endlose Menschenkette,
die voller Vorfreude ansteht,
um die Hüpfburg des Sultans
mit ihren letzten Atemzügen aufzublasen.
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Alt 13.09.2019, 12:56   #2
weiblich Ilka-Maria
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Also ehrlich, klaatu,

Gedichte, deren Strophen links, recht und mittig daherkommen, lese ich nicht, das läuft meinen ansozialisierten Sehgewohnheiten zuwider. Originell ist es sowieso schon lange nicht mehr. Das gilt auch für die sogenannten "Figurengedichte". Das sind Sandkastenspielereien ... backe, backe Förmchenkuchen.

Wir lesen von links nach rechts, die Araber von rechts nach links und die Chinesen von oben nach unten. Alles hat seinen Anfangs- und seinen Endpunkt, nach dem es wieder von vorn losgeht. Das ist ökonomisch sinnvoll.

Also hör auf mit dem Quatsch.
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Alt 13.09.2019, 13:08   #3
männlich klaatu
 
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I.

Ist das natürlich nicht originell und war es noch nie!

II.

Mache ich das nur, weil ich es recht ästhetisch finde und es zu einigen meiner Texte passt.

III.

Finde ich die Aufforderung, damit aufzuhören,
nur weil es deinen ansozialisierten Sehgewohnheiten zuwiderläuft,
ziemlich anmaßend.
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Alt 13.09.2019, 13:13   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Finde ich die Aufforderung, damit aufzuhören,
nur weil es deinen ansozialisierten Sehgewohnheiten zuwiderläuft,
ziemlich anmaßend.[/RIGHT]
Ja, ist anmaßend. Ich bin anmaßend. Nicht nur ziemlich, sondern absolut.

Aber: Willst du, dass man deine Texte liest?
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Alt 13.09.2019, 14:07   #5
männlich klaatu
 
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Na klar will ich, dass man meine Texte liest, sonst würde ich sie bloß mit den Fingern in den Sandstrand meines Verstandes schreiben

Aber trotzdem mache ich, was mir gefällt und möchte mich nicht jedem Leserwunsch beugen. Diese "Publikums-Unterwürfigkeit" findet man bei Musik und Filmen heutzutage schon zur Genüge.
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Alt 13.09.2019, 16:14   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Diese "Publikums-Unterwürfigkeit" findet man bei Musik und Filmen heutzutage schon zur Genüge.
Na ja, kann man so sehen. Aber wenn ein Spielberg mit sogenannten "Familienfilmen" genügend Geld verdient, um dann unabhängig "Schindlers Liste" realiseren zu können, hat das seine Berechtigung.

Nur hinkt der Vergleich zur Lyrik gewaltig. Da geht es nicht um Musik oder Feature-Filme, denn ein Gedicht ist eine Momentaufnahme. Wenn es nicht sitzt, wird es nicht gelesen, schon gar nicht wiederholt gelesen - und das ist der Unterschied zu einem Musikstück oder einem Film.
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Alt 13.09.2019, 16:56   #7
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Zitat:
Publikums-Unterwürfigkeit
Geiles Wort.
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Alt 16.09.2019, 10:35   #8
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Ja, der Vergleich mit Lyrik hinkt etwas, das stimmt schon. Aber auch da kann man die Themen z.B. so wählen, dass einem eine gewisse Aufmerksamkeit sicher ist. Gedichte über Jahreszeiten, Geburtstag, Freundschaft und Liebe werden immer gesucht, gelesen und bei Bedarf rezitiert.

Bei Filmen, Musik und Romanen ist das natürlich extremer, vor allem, weil hier einfach viel mehr Geld zu holen ist. Da habe ich immer öfter das Gefühl, dass fast ausschließlich die Marktforschungsabteilung den Inhalt diktiert. Und das ist schade und außerdem stinklangweilig.

LG
k
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Alt 16.09.2019, 11:20   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von klaatu Beitrag anzeigen
Bei Filmen, Musik und Romanen ist das natürlich extremer, vor allem, weil hier einfach viel mehr Geld zu holen ist.
Das schaffen aber nur wenige Künstler. Beim literarischen Schreiben liegt der Anteil jener Autoren, die allein davon ihren Lebensunterhalt bestreiten können, bei 6 %. Von diesen wiederum wird nur eine Handvoll zu Millionären, die anderen schaffen es allenfalls bis zu einem mittelständischen Lebensstil. Deshalb üben die meisten Autoren mindestens noch einen Beruf mit einem berechenbaren Einkommen aus.

Das Beste, was einem Autor (besonders einem Neuling) passieren kann, ist der Verkauf der Verwertungsrechte ein seinem Roman für eine Verfilmung. Wenn er selbst dann noch den Auftrag bekommt, daraus ein Drehbuch zu machen (siehe Stephen King), kann ordentlich Geld fließen.
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Alt 16.09.2019, 12:03   #10
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Das meiste Geld landet ja selten beim Schöpfer selbst, sondern bei anderen Leuten. Das ist leider so.

Stephen King ist in vielerlei Hinsicht eine interessante Ausnahme. Auch wenn er sehr massentauglich schreibt, hatte ich bei ihm nie das Gefühl, dass er für das große Publikum (Geld) schreibt, sondern nur für sich selbst. Seine Drehbücher sind da eine andere Sache...

Gibt es in der Kunstgeschichte eigentlich auch verfilmte Gedichte? Mir fällt keins ein, aber ich kenne Texte, wo das durchaus möglich wäre.

LG
k
klaatu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2019, 12:27   #11
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Zitat:
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Gibt es in der Kunstgeschichte eigentlich auch verfilmte Gedichte? Mir fällt keins ein, aber ich kenne Texte, wo das durchaus möglich wäre.
Ja, gibt es. In meiner Jugendzeit, als Sandalenfilme noch regelmäßig in die Kinos kamen, habe ich einen Film gesehen, der auf Schillers "Bürgschaft" beruhte ("Der Held von Attika", später "Damon und Pythias"). Und Goethes "Schatzgräber" ist nichts anderes als das oft verfilmte Thema "Dr. Faustus".
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