Faden

[Thing]

Dort wartet ein Messer
Als Weiter oder Ende.
Mach es dieses eine Mal besser!
Oder mach ein Ende ohne Not.
Kalt ist des Abends Hauch.
Löse die Leiste, die Lende.
Eine oder trenne - Dein Brot.
Schau - ich traue, glaube auch.
Sic transit all mein Übermut.
Coriolan - auch er starb an Stichen.
Hab ich Vetrauen? Wo bleibt die Glut?
Wie doch Konturen verwischen!
Ergeben? Ergeben bin ich im Warten.
Ruhlos im Hoffen mit Blick auf den Garten.
Tu, was Du kannst. Ich fliehe die Harten.

[Blobstar]

Hallo Thing,
ein sehr gut gemachtes Akrostichon, dessen Eigenschaft, ein solches zu sein, einen weder gleich anspringt noch unbemerkt bleibt, sondern sich flüssig, aber ins graphische Bild eingliedert, sich erst nach dem Text dazugesellt und ihn so weiter erklärt. Man bemerkt die Stimmung einer inneren Spannung, als sähe man den Mann dasitzen und läse sie von ihm ab, und erkennt dann mehr durch Öffnen des Blickes, als schaute man dann nach oben, um zu sehen, was da hängt. Apropos hängen: Es wird gerade herunterhängen, sodass die Linie der ersten Buchstaben den Gegenstand selbst auch graphisch imitiert.

[Thing]

Hallo, Blobstar -

es steckt ein bissel mehr dahinter, als Du schon so feinsinnig erkannt hast.
Das Gedcht ist meinem Chirurgen "gewidmet", dem ich demnächst wieder unters Messer gerate.
Wenn der Faden reißt, ist das Bein verloren.
Selbstverständlich bin ich nicht in Damokles' Lage - (das wäre zu schön!) - aber was so an einem Faden hängen kann - das weiß ich.

Naja - um mit Nestroy zu sprechen:
"Wenn alle Stricke reißen, häng ich mich auf."


Fatalustigen Gruß
v.
Thing