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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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13.01.2015, 10:32 | #1 |
Zwischenräume
In all diesen Eulenrufnächten,
die marmortraumdurchwirkt über taggetränkte Mosaiken streifen, skizzieren unsre Phantasien bewegte Silhouetten nie geschauter Wunder. An all unsren Webspinnenmorgen, durch die sich rostroter Brodem durch nachtverschlissene Nebel zieht, brüten atemstille Sekunden verschmolzener Lippen ihre eigene Ewigkeit. Durch all unsre Glaskristalltage, in deren Schliff sich die Farbe geschenkter Wärme bricht, flirren wortumrissene Bilder sich suchender Münder in das sehnende, wartende Jetzt. *** Ja, ich weiß, es sind sehr viele Adjektive. Aber mir war einfach danach. Ich habe das Gefühl, ich brauche sie, um die jeweilige Stimmung einzufangen. |
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13.01.2015, 11:11 | #2 |
Also ich mag Adjektive Und finde das Gedicht insgesamt gut geschrieben.
Versard |
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13.01.2015, 13:38 | #3 |
Poesie, das ist das Ungeschriebene, sich zwischen den Zeilen befindende Magische. Du musst Dir als Schreibende, ANOUK, darüber im Klaren sein, was Du per Lyrik transportieren möchtest. Das ist sehr wichtig, und man sollte das bei jedem seiner Texte tun, das ist meiner Ansicht nach eine Art Grundvoraussetzung. Arbeite ich eher prosaisch, klar, sachlich, diffus, kryptisch, hermeneutisch völlig abgeriegelt usw. Es gibt da sehr viele Herangehensweisen.
„Ja, ich weiß, es sind sehr viele Adjektive. Aber mir war einfach danach. Ich habe das Gefühl, ich brauche sie, um die jeweilige Stimmung einzufangen.“ Siehst Du? Das ist prosaisches Denken. Meine ganz ehrliche Meinung? Ich kann mit diesem Text leider überhaupt nichts anfangen. Warum ist das so? Weil Du mir, Leser, alles vorweg nimmst, weil ich mich eingeengt fühle. Das Sujet ist mir klar vor Augen, wird aber durch die vielen Adjektive und Wortschöpfungen völlig verwischt. Sicher, es ist „schön geschrieben“, die Gefahr ist aber die, dass eben durch diese „schöne Schreibe“ eine Überhöhung eintritt, die nicht nötig ist und schlimmstenfalls den Text etwas ins Lächerliche ziehen könnte. Es ist so, als würde hier ein rosa Tuch über dem Text liegen. In der Lyrik ist das ein sehr schmaler Grat. Stichwort sprachliche Verschlimmbesserung. Für diejenigen, die meinen, ich wäre jetzt wieder ganz besonders böse gewesen: A. und ich kennen mittlerweile ein wenig einander und führen diesen Dialog schon eine längere Zeit. Liebe Grüße |
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13.01.2015, 14:20 | #4 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Liebe Anouk, ich verstehe, dass Du Dein "Baby" verteidigst, aber trotzdem: Ich mag diese Häufung von Adjektiven nicht, denn sie ermüden und zerstören die Bilder, die im Leser aufsteigen wollen. Außerdem wirken sie in ihrer Zusammensetzung gekünstelt. Du hast zu Beginn im Forum Erfolg gehabt und viel Lob erhalten - auch von mir -, jetzt scheinst Du aber in eine Phase getreten zu sein, in der Du Dich selbst zu übertreffen versuchst. Das geht auf Kosten der Ungezwungenheit, und das merkt man Deinen Gedichten an. Sie enthalten nicht mehr die Neugier am eigenen Werk. Von dem Zauber, der mich bei Deinen früheren Gedichten gefangen nahm, ist leider nicht viel geblieben. Wie wäre es, wenn Du Dir mal Deine Gedichte chronologisch vornähmst und zu jedem ein Brainstorming machtest - wie die einzelnen Verse und Bilder auf Dich wirken, was Dir besonders gut und was Dir weniger gut gefällt? Mach Dir darüber Notizen, vielleicht merkst Du dann, woran es hakt. Außerdem könnten Dir dabei neue Ideen kommen, so dass Du auf das krampfhafte "Findenmüssen" von Versen verzichten kannst. Nichts für ungut. Liebe Grüße, Ilka |
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13.01.2015, 15:05 | #5 |
Hallo Ilka, hallo Farrell,
wie der eine oder andere von Euch weiß, bin ich Prosa-Schreiber und gerade mitten im anstrengenden Prozess einer Verlags-Verlegung. Um mich ab und an vom aktuellen Manuskript abzulenken, mache ich Abstecher in die Lyrik. Nicht um etwas zu "reißen", sondern weil es mir mitunter ein echtes Bedürfnis ist, Dinge/Situationen/Personen/Prozesse (ohne ellenlange Geschichten drumherum entwickeln zu müssen) niederzuschreiben. Dies tue ich also in erster Linie für mich selbst. Sollte es dem einen oder anderen gefallen, freue ich mich sehr, aber ich bin nicht darauf aus, hier irgendwelche Erfolge zu feiern. Das tue ich andernorts. Ich verteidige hier auch gar nichts. Ich bin mir bewusst, dass in diesem Text sehr viele Adjektive sind und habe daher diesen möglichen Kritikpunkt vorweggenommen. Keine Verteidigung, sondern lediglich der Hinweis, dass ich dies BEWUSST tat (um eine mir persönlich sehr wichtige Stimmung/Situation einzufangen und mit Worten zu konservieren). Ich bin niemand, der sich in kryptischen Andeutungen ergeht, Bilder wählt, die hunderttausend Interpretationen zulassen. Ich bin jemand, der beschreibt (bin und bleibe eben ein Prosa-Schreiber...) Vielleicht sollte ich in Zukunft auch strikt dabei bleiben. Hm. Und jetzt habe ich etwas gemacht, was ich selten bis nie tue: ich bin in meinen eigenen Kommentar gegangen und änder ihn bzw füge ihm etwas bei, damit ich nicht missverstanden werde: ich bin NICHT eingeschnappt. Und wie die meisten von Euch wissen bin ich durchaus lernfreudig und wissbegierig und entwickele mich gerne weiter. Auch bin ich i.a. für konstruktive Kritik dankbar. Mir ist nur wichtig, klarzustellen, dass ich nichts bezwecken, nichts erreichen möchte. Ich möchte lediglich beschreiben, mich "freischreiben", Worte suchen, zusammenfügen, mich darüber entspannen. Es war nie meine Absicht, "Großes" schaffen zu wollen. Und was die Neugier am eigenen Werk bzw das freie, intuitive Schreiben angeht, Inka, so warst Du die erste, die mir riet, alles etwas mehr zu organisieren, mein "Handwerkszeug zu lernen", dem Ganzen etwas mehr Theorie zugrundezulegen. lG, Anouk |
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13.01.2015, 16:47 | #6 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Aber ich habe Deine Intention nicht verstanden, ich war immer davon ausgegangen, dass bei Dir die Lyrik im Vordergrund steht. |
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13.01.2015, 17:12 | #7 |
Liebe Ilka,
Du magst recht haben, dass eine Verbindung von beidem möglich ist. Aber ob es für mich möglich ist, das weiß ich nicht. Ich denke, es ist eine sehr, sehr große Herausforderung, intuitiv und trotzdem professionell zu sein, einen verspürten "Zauber" dennoch in ein Grundmaß an "Richtlinien" zu fassen, neugierig und dennoch ein wenig routiniert zu sein... Sicher geht es mir auch um Lyrik, sonst hätte ich wohl von Anfang an nur Tagebuch geschrieben. Für mich stellt dieser Exkurs hierher ein Bereicherung dar, denn ich lerne, meine Prosatexte zu verdichten. Ich eignete mir eine neue Sichtweise auf Dinge an, fand hier eine Vielzahl selten gebrauchter (aber dabei wunderschöner) Worte, viele inspirierende Themen- Es ist also in jedem Fall das Schreiben oder die Liebe zum geschriebenen Wort, das mich treibt. Das steht für mich im Vordergrund: beobachten- beschreiben-aufschreiben. Was mich oft wundert, sind die vielen unterschiedlichen Geschmäcker oder Auffassungen; der eine liebt Adjektive ( um mal bei diesem Beispiel zu bleiben) der andere hasst sie. Der eine liebt Bilder, die direkt in den Kopf projiziert werden, der andere fühlt sich dadurch als Leser entmündigt. Oft frage ich mich, ob die Wahrheit nicht in der Mitte liegt, wie so oft. Sicher sollte man bei Prosatexten immer seine Zielgruppe vor Augen haben, das war das erste, was ich lernte: Thema, Stoff, Jargon perfekt auf Zielgruppe anzupassen. Was Lyrik angeht, so bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es nicht die Zielgruppe schlechthin geben wird und man im Endeffekt doch irgendwann hauptsächlich für sich selbst schreibt, außer, man betreibt das Ganze professionell. lG, Anna |
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13.01.2015, 17:54 | #8 |
Poesieheftchenspruch:
"Gedichte sind Schmetterlinge, die sich nicht auf jede Blume setzen." |
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13.01.2015, 18:52 | #9 |
@ Farrell
Obschon aus einem Poesieheftchen, steckt doch eine große Weisheit dahinter. Danke fürs Teilen, den kannte ich noch nicht . |
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14.01.2015, 17:01 | #10 |
Wenn ich Inhalt will, lese ich Prosa.
Wenn ich was lernen will, Sachbücher. Suche ich Gefühl - geh ich ins Kino. Von Lyrik erwarte ich nur, das sie klingt! Und dat Teil hier klingt fantastisch (bis auf Webspinnmorgen). |
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15.01.2015, 11:54 | #11 |
@ Karl Lauer
Danke für Deinen Kommentar. Ich werde mal über die Stelle mit dem Webspinnenmorgen weiter nachgrübeln. Ich wählte die Spinnen, um einen Hinweis auf die Jahreszeit zu geben - und um bei dem Leser dieses innere Bild der von Tautropfen besetzten filigranen Netze zu erzeugen. "Tautropfenmorgen" ist von den Silben/Betonung her ggf besser, aber ist mir zu abgegriffen und zu eindeutig. Mal schauen. Schön, dass ansonsten gut für Dich klingt lG, Anouk |
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