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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 15.06.2021, 16:01   #1
männlich MonoTon
 
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Standard Schattenmorellen



Wie ist ihm doch ihr Mund so süß, doch Sauerkirschen gleich.
Sinnlich rot und rund, vom Lot der Schatten fest umschlungen.
Hohe Töne, zartes Wort, fast beißend, säuerlich und steif.
Fluchterregend schien er leicht an ihren zarten Kern zu kommen.

Wie ist ihm ihre Haut so weich. Fast tausend Rosendornen. - Gleich
durchfurcht er ihre roten Lungen. - Im Intervall verhallt ein Lied.
Ein kleiner Spatz, so zart, doch reif der Beute, Aas im Schatten eines Greif.
Furchtumgeben von Morellen, fielen Lid, um Lid im Lied. - Es war ihm gleich.
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Alt 16.06.2021, 09:24   #2
männlich MiauKuh
 
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Ok ... MonoTon,

was ist hier passiert:

Ein Spatz isst Kirschen und dann kommt ein Greifvogel und frisst den Spatzen?

Unpassend finde ich:
"Wie ist ihm ihre Haut so weich. Fast tausend Rosendornen."

Weiche Haut fühlt sich nicht an wie tausend Rosendornen

Grüße!
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Alt 10.08.2021, 12:17   #3
männlich Ex-Ralfchen
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Ich kann mich der Kritik von Werner nur anschließen. Dieser Text ist über teile so unzusammenhängend und komisch, dass ich nur Kopfschütteln kann. sicher die Punkte die Werner heraus gehoben + hat dazu kommt noch das DURCHFURCHEN DER ROTEN LUNGEN...etc

Aber der Autor hat noch Zeit zu lernen.
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Alt 10.08.2021, 12:24   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von MiauKuh Beitrag anzeigen
Unpassend finde ich:
"Wie ist ihm ihre Haut so weich. Fast tausend Rosendornen."
Hm ... ich habe das als vom Autor gewollt verstanden. Das ganze Gedicht besteht aus Paradoxa, die hier als Stilmittel eingesetzt sind.
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Alt 10.08.2021, 12:39   #5
männlich Ex-Ralfchen
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Beiträge: 17.302

Die von Werner u.a. erwähnte Formulierung... Wie ist ihm ihre Haut

Hat doch nichts mit einer Paradox zu tun.

Geändert von Ex-Ralfchen (10.08.2021 um 14:03 Uhr)
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Alt 10.08.2021, 13:01   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
Die von Werner u.a. erwähnte Formulierung... Wie ist ihm ihre Haut

Hat doch nichts mit einer Paradoxa zu tun.
Doch.

Schon der erste Vers beginnt mit einem Widerspruch:

Zitat:
Wie ist ihm doch ihr Mund so süß, doch Sauerkirschen gleich.
Sinnlich rot und rund, vom Lot der Schatten fest umschlungen.
Hohe Töne, zartes Wort, fast beißend, säuerlich und steif.
Fluchterregend schien er leicht an ihren zarten Kern zu kommen.
Auch Vers zwei ist widersinnig: Wo soll der Schatten mit einem Lot messbar sein? Er verteilt sich, ist auch nicht greifbar und umschlingt nichts.

In Vers drei sind die Töne hoch und zart, gleichzeitig beißend, säuerlich und steif, ebenfalls ein Paradox.

Vers Vier: zarter Kern - ein Paradox. Selbst ein weicher Kern ist nicht nachgiebig genug, um als zart zu gelten.

Zitat:
Wie ist ihm ihre Haut so weich. Fast tausend Rosendornen. - Gleich
durchfurcht er ihre roten Lungen. - Im Intervall verhallt ein Lied.
Ein kleiner Spatz, so zart, doch reif der Beute, Aas im Schatten eines Greif.
Furchtumgeben von Morellen, fielen Lid, um Lid im Lied. - Es war ihm gleich.
Und deshalb ist die Haut weich wie Rosendornen, und der Intervall, der eigentlich eine ständigte Wiederholung ist, verhallt - also wieder Paradoxa.

Der kleine Spatz ist zart, aber reif der Beute - also ein fester Bissen und schon so gut wie tot (Aas).

Der letzte Vers ist etwas kryptisch und eher ein Wortspiel. Geschenkt - der Großteil des Gedichts ist eine Aneinanderreihung von Widersprüchen - These und Antithese - und können in dieser Häufigkeit vom Autor nur gewollt sein.

Zitat:
Hat doch nichts mit einer Paradoxa zu tun.
Es heißt "ein Paradox". "Paradoxa" ist der Plural.
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Alt 10.08.2021, 14:04   #7
männlich Ex-Ralfchen
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Beiträge: 17.302

also ein sinnloser Popcorn-text. alles klar.
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Alt 10.08.2021, 15:22   #8
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.038

Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
also ein sinnloser Popcorn-text. alles klar.
Das habe ich weder so bewertet, noch andeutungsweise so geschrieben. Ich habe überhaupt keine Wertung abgegeben und weise deshalb obiges Zitat von mir. Für mich sind die Paradoxa als Stilmittel in dem fraglichen Gedicht klar erkennbar.

Aus einem Unterrichtstext (Hervorhebung von mir):
Ein weiteres Beispiel zeigt auf, dass Paradoxa auch Oxymora sein können. „Weniger ist mehr“ ist ganz klar ein Oxymoron, da sich die Worte gegenseitig ausschließen. Dies ist jedoch nicht die ganze Wahrheit. Das Oxymoron zeigt also eine Aussage auf, die durch eine widersprüchliche Wortwahl entsteht. Dahinter muss nicht zwangsläufig ein tiefer Sinn stecken. Es könnte auch etwas völlig anderes gemeint sein, als das Gesagte. Es gibt aber auch Situationen, in welchen die Aussage zutreffend ist.
Ach ja, und wer kennt nicht das Paradebeispiel:
Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzesschnelle,
langsam um die Ecke fuhr. ...
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Alt 16.08.2021, 16:34   #9
Ex-Pennywise
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Beiträge: 599

Moin zusammen,

ich sehe hier auch die Paradoxen als Stilmittel. Ich finde sowas immer unheimlich spannend. (Wie klingt ein Lied, das niemand hört... etc). Ich bin noch nicht ganz sicher, was hier genau beschrieben wird. Und dennoch finde ich es spannend, weil hier mit Bedeutungen und dem Beschreiben von Zuständen gespielt wird, die sich eigentlich ausschließen.

Gruß

Pennywise
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Alt 19.08.2021, 13:22   #10
männlich MonoTon
 
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Beiträge: 1.102

Hallo MiauKuh, Ilka und Pennywise

zunächst muss ich mich bei Miaukuh entschuldigen, da ich seinen Kommentar überhaupt nicht wahr genommen habe und solange unbeantwortet lies.
Desweiteren entschuldige ich mich ebenfalls bei allen für die lange Wartezeit auf meine Antwort.
Ich bin mir unsicher ob meine Antwort zufriedenstellend sein wird.
Laut meiner eigenen Erfahrung ist es mir persönlich sehr wichtig, ein äußeres Konstrukt mit den gewählten Worten und der Sprachmelodie zu erschaffen.
So beginnt die Melodie meines Textes aufstrebend um herablassend zu enden


Zitat:
Ein Spatz isst Kirschen und dann kommt ein Greifvogel und frisst den Spatzen?

Unpassend finde ich:
"Wie ist ihm ihre Haut so weich. Fast tausend Rosendornen."

Weiche Haut fühlt sich nicht an wie tausend Rosendornen
Im Oberflächlichen betrachten, hast du wohl den Kern erfasst, aber das Fruchtfleisch ist dir dabei heruntergefallen.

Zarte Berührung/stechende Berührung auf der Haut ist Situationsabhängig.
Während du jemanden liebevoll streichelst (deine Empfindung weicher Haut - ein Ja-Gefühl), kann die gestreichelte Person unter dir Schmerz verspüren (vernehmbares Stechen - ein Nein-Gefühl).
Durch den Gebrauch von Ihm/Ihr/Spatz/Greif lasse ich 4 Sichtweisen offen
Jäger, Opfer, Beobachter (stets Jäger und Beute)
Das "obere" gevögel stellt wohl das untere in den Schatten

-------------------

Anmerkung: Es gibt im Text keine Endreime, nur Binnenreime und Assonanzen
Das Wort "Gleich" fiel 3 mal und hat wohlwissend jeweils eine andere Bedeutsamkeit und einen anderen Bezug zum Inhalt


Das paradoxe liegt ebenso in der Deutbarkeit und nicht nur in der gegensätzlichen Wortwahl


--------------------

Zitat:
Zitat:
Sinnlich rot und rund, vom Lot der Schatten fest umschlungen.
Wo soll der Schatten mit einem Lot messbar sein? Er verteilt sich, ist auch nicht greifbar und umschlingt nichts.
Das Wort Lot kann verschiedene Deutbarkeiten inne haben.
Alles im Lot? Ordnungshinterfragung/Gesinnungsfrage
Das Lot, als Metall (Schwermetall/Blutbestandteil/Maßeinheit der Masse/gerade Linie)
oder Geradlinigkeit von etwas
Lot auf den Lippen welches vom Konturenschnitt des Schattens überlagert wird, was auf einen klaren Trennstrich zwischen Licht und Schatten hinweisen soll.
Ein Schattenwurf verteilt sich nicht bei einer beständigen Lichtquelle, er wirft immer da Konturen, wo eine Lichtundurchlässige Masse vor ihm steht. Allenfalls wandert der Schatten mit der vergehenden Zeit und verlagert sich.
Wohl mehr ein "Schönheit, die im Schatten steht/liegt/verborgen ist/versteckt wurde
zu erahnen aber nicht zu erfassen"

Ich gebe dir aber recht wenn du sagst, das weniger mehr ist
Vermutlich habe ich wie so oft zu viel gewollt und den Text dadurch zu sehr verkryptet/chiffriert.
und jetzt tue ich mich selbst schwer damit ihn verständlich zu dechiffrieren, aus angst davor nicht nachvollziehbar zu klingen, oder zu viel vom Text offen zu legen und seine Deutbarkeit vorwegzunehmen.

---------------------

Zitat:
ich sehe hier auch die Paradoxen als Stilmittel. Ich finde sowas immer unheimlich spannend. (Wie klingt ein Lied, das niemand hört... etc). Ich bin noch nicht ganz sicher, was hier genau beschrieben wird. Und dennoch finde ich es spannend, weil hier mit Bedeutungen und dem Beschreiben von Zuständen gespielt wird, die sich eigentlich ausschließen.
Eine sehr interessante und wichtige Frage.
Hört man es, aber überhört man es aufgrund seiner eigenen Probleme? Oder verhallt dieses "Lied", das für den einen wie Musik ist und für den anderen ein Schrei nach Leben? Ist man zu abgelenkt/beschäftigt es zu hören?

Ich danke euch für eure nicht-wertenden Antworten, sondern für euer tatsächliches beschäftigen und hinterfragen dieses Textes
Seine gewählte Rubrik ist im übrigen ebenfalls ein Paradox. Denn der Text ist im eigentlichen alles andere als "schön".
Er behandelt ein sehr düsteres und auch schwieriges Thema.

LG Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2023, 08:49   #11
männlich MonoTon
 
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Beiträge: 1.102

Ich bitte den Doppelpost zu entschuldigen, ich bin nur sehr unsicher und weiß nicht, ob der Grundgedanke aus meinem Text hervorgekommen ist.
Darum würde ich gerne konkreter darauf hinweisen und Nachfragen ob es ersichtlich oder im Nachhinein verständlich war/ist?
Es sind aus meiner Sicht nicht nur Paradoxa die hier Gegenüber gestellt sind. Miaukuhs Frage nach dem "Was ist hier passiert?"
Brachte mich tatsächlich sehr oft zu meinem eigenen Text zurück.

Zitat:
was ist hier passiert:

Ein Spatz isst Kirschen und dann kommt ein Greifvogel und frisst den Spatzen?

Unpassend finde ich:
"Wie ist ihm ihre Haut so weich. Fast tausend Rosendornen."

Weiche Haut fühlt sich nicht an wie tausend Rosendornen
Das ist was Oberflächlich geschieht, richtig.
Es gibt aber noch eine weitere Szenerie, weiter unten, hinter den Blättern.
Ein Spatz hat schließlich keine roten Lippen...und auf wessen Aas wirft der Greif einen Schatten, wenn seine Beute (Spatz) direkt vor ihm flieht?

Der Text beschreibt die Ansicht von 2 Tätern und eben so vielen Opfern.
Verborgen in den Schatten. Beide Szenen laufen parallel zueinander.

"Wie ist ihm ihre Haut so weich. Fast tausend Rosendornen. - Gleich"

Berührung kann bei gefallen oder nicht gefallen weich wie auch stechend vernommen werden. PoV
Der Jäger ersehnt die Berührung, das Opfer fürchtet diese.
Der Zeitversatz durch (- Gleich) soll symbolisch eine weitere Jagd andeuten.

Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2023, 14:16   #12
männlich Eisenvorhang
 
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Ort: Erzgebirge
Alter: 38
Beiträge: 2.671

Ja, MonoTon. Du brauchst dir nicht unsicher zu sein.
Bei erstmaligem Lesen heute Morgen las ich dein Werk auf die gleiche Weise wie Ilka.

Lg

EV
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