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Alt 09.12.2014, 19:50   #1
männlich FairnessFighter
 
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Standard Poetry-Slam

Es klingelt. Erst langsam und leise. Dann hektisch und immer lauter. Augen auf!
Ein Blick auf die Uhr. schon wieder so spät. Schnell ins Bad. Brötchen auf die Hand und ab ins Auto. Vollgas. Plötzlich beginnt der Verkehr zu stocken. Ein Viehtransport. Kranke Tiere Haut an Haut gestapelt. Keine Zeit für Mitgefühl. Ich setz zum Überholen an und lass ihn weit hinter mir. Endlich da: Arbeit.
(Erster Zug Papierflieger)

Dann aber schnell nach Haus. Auf dem Rückweg überfällt mich die Not. Blinker rechts. Auto aus. Schnell rein und aufs Klo. Anschließend überrascht von traurigen Augen der schwarzen Klofrau. Keine Zeit für Mitgefühl. Keinen Cent gegeben.
(Zweiter Zug Papierflieger)

Zuhause. Draußen schon dunkel. Kalt und ungemütlich. Heizung auf 5. Ich Räum hastig die Wohnung auf. Viel überflüssiger Kram, der nur noch stört. Ab in die Tonne. Keine Zeit für Mitgefühl. Kein Paar Schuhe wird zur Spende.
(Dritter Zug Papierflieger)

Dann zum Sport. Unter der Dusche genieße ich, wie das warme Wasser an meinen Körper herunterläuft. Danach noch schnell zu MCs. Gegessen wird während der Fahrt. Der Müll fliegt im großen Bogen aus dem Fenster des Autos in den Straßengraben. Keine Zeit für Mitgefühl. Kein Gedanke an Menschen, die hierunter leiden.
(Vierter Zug Papierflieger)

Die Freunde eingeladen und auf zum Konzert. Warnblinklicht am Straßenrand. Scherben auf der Straße. Der Blick auf die Uhr. Vollgas. Wird nicht allzu schlimm sein. Der nächste hält schon an. Keine Zeit für Mitgefühl. Keine Hilfe für Verletzte.
(Fünfter Zug Papierflieger)

Die Schlange am Einlass. Der letzte Schluck Bier. Auf Ex die Kehle runter. Die Flasche über die Schulter. Nach hinten weg. Vor mir ein Mann mit Tüte auf der Suche nach Flaschen. Keine Zeit für Mitgefühl. Kein Schritt in Richtung der Bedürftigen.
(Sechster Zug Papierflieger)

Hat Spaß gemacht! Durchgeschwitzt nach Hause. Nochmal ab unter die heiße Dusche. Nicht, dass ich mich noch erkälte. Im warmen, weichen Bett rechne ich die Stunden aus, die mir zum Schlafen bleiben. Augen zu. Keine Zeit für Mitgefühl. Kein schlechtes Gewissen trotz all der Verschwendung.
(Siebter Zug Papierflieger)

Traum. Ich besuch die Demo gegen Tierquälerei, spende zwei Euro für die Frau an der Raststätte, aussortierte Kleidung bringe ich zur Altkleidersammlung. Leute, die ihren Müll auf die Straße schmeißen, weise ich zurecht, Ich kümmere mich um die verletzte Fahrerin, die leeren Flaschen der ganzen Clique reiche ich dem Sammler, ich weiß meinen Wohlstand zu schätzen.
(Achter Zug Papierflieger)

Hektisch und immer lauter. Augen auf! – Scheiße! Wieder nichts getan. Dabei will ich schon lange helfen. Aber was soll´s. Gelegenheiten gibt es noch genug.
(Neunter Zug Papierflieger)


Der Blick auf die Uhr. schon wieder so spät. Schnell ins Bad. Brötchen auf die Hand und ab ins Auto. Vollgas.
(Zehnter Zug Papierflieger)
Nach der Arbeit dann zum Sport. Beschämt ignoriere ich den Obdachlosen am Straßenrand, anstatt auch nur einen Euro zu gewähren. Kein Zeichen des Mitgefühls. Mir fehlt der Mut.
(Elfter Zug Papierflieger)
Nach der anschließenden Sauna wieder ins Auto. Ich schmeiß mich in den Sitz und trete den Heimweg an. Im Radio laufen die Nachrichten:
• Putenfleisch - Vollgepumpt mit Antibiotika
• USA - Polizei erschießt unbewaffneten Schwarzen aus Notwehr
• Winter- Immer mehr Obdachlose sterben den Kältetod
• Klimawandel - Fidschi-Inseln versinken
• Offenbach: Tugce stirbt für Zivilcourage
• Immer mehr Sozialhilfen - Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer
(Zwölfter Zug Papierflieger)

Die Töne verstummen. Ich höre mein Herz schlagen. Musik wird eingespielt. Ich dreh die Anlage auf. Hoffe, die Nachrichten zu vergessen.
Es läuft: Fettes Brot - An Tagen wie diesen:

Zitat

Eine Million bedroht vom Hungertod - nach Schätzungen der UNICEF,
Während ich grad gesundes Obst zerhäcksel - in der Moulinex!
Seh ein Kind, in dessen traurigen Augen ne Fliege sitzt!
Weiß, dass das echt grausam ist, doch scheiße Mann ich fühle nix!
Was ist denn bloß los mit mir, verdammt - wie ist das möglich?
Vielleicht hab ich's schon zu oft gesehen, man sieht's ja beinah täglich!
Doch warum kann mich mittlerweile nicht mal das mehr erschrecken,
Wenn irgendwo Menschen an dreckigem Wasser verrecken?
Dieses dumpfe Gefühl, diese Leere im Kopf:
Sowas kann uns nie passieren? Und was wäre, wenn doch?
Und mich zerreißen die Fragen, ich kann den Scheiß nicht ertragen,
Die haben da nix mehr zu fressen und ich hab Steine im Magen!
Zitat Ende
(Dreizehnter Zug Papierflieger)
Ich bin zuhause. Niedergeschlagen. Die Flasche Rum am Bett bereinigt mein Gewissen. Für einen weiteren Tag. Augen zu.
(Vierzehnter Zug Papierflieger)

Eine Gesellschaft, in der letzten Endes jeder doch bloß für sich selber kämpft. (15)
Eine Gesellschaft, wo das eigene Wohl immer im Mittelpunkt steht. (16)
Eine Gesellschaft, in der jede soziale Beziehung bloß eine Zweckgemeinschaft darstellt, (17)
mit der wir uns bestenfalls gegenseitig das Leben verbessern.
Eine Gesellschafft, in der diejenigen, die unsere Hilfe am meisten brauchen, einfach im Stich gelassen werden. (18)

Wie lang soll das so noch weitergehen?

Nun flieg! Flieg, kleiner Vogel und geh deinen eigenen Weg!
(Papierflieger fliegt durch den Raum)
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Alt 09.12.2014, 19:51   #2
männlich FairnessFighter
 
Benutzerbild von FairnessFighter
 
Dabei seit: 06/2013
Ort: Nordrhein-Westfalen
Alter: 29
Beiträge: 149


Ich möchte euch bitten, einzelne Rechtschreibfehler zu entschuldigen. Es handelt sich hierbei noch um die erste Fassung, die noch in Feinheiten bearbeitet wird
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