Epigrammatisches - Bitte um Hilfe

[Fridolin]

Beim Blättern in meiner Lyrik-Sammlung ist mir ein Epigramm begegnet, das ich hier vorstellen möchte. Allerdings kann man sich ja bei solchen Gedanken nie sicher sein, ob sie nicht schon so oder ähnlich festgehalten wurden, sagt doch schon Goethe: Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muß nur versuchen, es noch einmal zu denken.

Das hab ich gemacht und frage euch, was haltet ihr davon, kann mein Werk als etwas Neues bestehen?

Bedenk, o Freund, es eilt die Zeit,
sie hat nichts Besseres zu tun.
Bald wirst auch du in Ewigkeit
in ihren Armen ruhn.
Kaum hast du an die Lebenstür geklopft,
bist du im Stundenglas der Zeit vertropft.

LG Fridolin

[Ex-Schamanski]

Das finde ich in Ordnung so.

Die letzte Zeile hätte ich anders formuliert, "bist du durchs Stundenglas der Zeit getropft", aber ich bin nicht Fridolin.

[Thing]

Ja - das ist auch für mich ein Stolperstein, weil ich Stundenglas nur mit "rinnen" verbinde.
Aber woher einen passenden Reim nehmen?

Ansonsten:
Spricht mich sehr an!


Thing

[Ex-Schamanski]

Wieso? "vertropft" ist doch gut. Das Leben rinnt einem tropfenweise durch die Finger, die Tropfen als Tage, Wochen oder Monate verstanden.

EDIT

Nun sehe ich das Problem. Sand tropft nicht. Ok, was tropft? Wasseruhren, Tröpfler, Wasserhähne, Leitungen, ...

[Thing]

Ja doch!
Aber Stundengläser sind nun mal mit dem feinen Sand gefüllt, nicht mit Flüssigkeit.

[Ex-Schamanski]

Hab's gerade entsprechend editiert. Du hast recht.

[Thing]

Kaum hast Du die Lebenstür gewonnen,
ist Dein Dasein durch das Stundenglas geronnen....


oder so ähnlich.

[Ex-Schamanski]

Wo hat er denn die Tür gewonnen? Preisausschreiben bei Portas?

[Günter Mehlhorn]

Mir würden die ersten vier Zeilen genügen.
Da stimmt alles.

[Fridolin]

Vielen Dank, dass ihr euch meinen Kopf zerbrochen habt. Ich bin ja auch noch nicht so recht glücklich damit, muss ich noch weiter grübeln. Die ersten vier Zeilen sind stimmig; aber ich finde, dass da noch etwas kommen muss, das ausdrückt, wie kurz doch das Leben ist. Wie wär's damit

Kaum, dass du mit dem Leben hast begonnen,
bist du im Stundenglas der Zeit verronnen.

Holpert aber etwas.

LG Fridolin

[Thing]

Schamansky - Du bist e h g l i s c h !
Immer sofort meine Schwächen abzuklopfen - ist das die feine englische Art?


Blasengruß
von
Thing


Ja, Fridolin, das klingt nicht übel.
Aber - wie Günter schrieb - nicht so gehaltvoll wie die ersten vier Verse.

Grübel-grübel:
Thing

[Fridolin]

Ich glaub, jetzt hab ich eine bessere Version:

Kaum hat das Leben für dich recht begonnen,
ist es im Stundenglas der Zeit verronnen.

Ist zumindest metrisch besser.

LG Fridolin

[Ilka-Maria]

Kaum hast Du die Lebenstür gewonnen,

Ich finde es sehr poetisch, eine Lebenstür zu gewinnen. Sie ist ein Gleichnis für die Chance, sie zu öffnen oder auch nicht, und wenn sie geöffnet ist, auf die andere Seite zu treten oder nicht. Man steht vor der Tür (der verbotenen Tür), hat diese einmalige Chance, weil man unbeobachtet ist, und - drückt die Klinke.

Ich denke dabei an das Gebrüder-Grimm-Märchen "Marienkind". Oder auch an die Tür, durch die Maria Braun in dem Film "Die Ehe der Maria Braun" geht und in gleißendes Licht eintaucht. Oder auch an die Tür, die im Film "Spellbound" von Hitchcock am Ende, als die Liebenden sich küssen, aufgeht - und dahinter noch eine Tür, und noch eine Tür, und noch eine - bis in die Unendlichkeit.

Die Tür ist ein kraftvolles Symbol.

Ich ließe es bei diesem Gedicht dabei. Es hat Kraft.

LG
Ilka-M.

[Ex-Schamanski]

Zitat von Fridolin

Kaum hat das Leben für dich recht begonnen,
ist es im Stundenglas der Zeit verronnen.

So ist es doch gut.

[Thing]

Ja. Ich stimme vorbehaltlos zu.

Thing