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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 10.11.2011, 19:30   #1
weiblich Isabel Seifried
 
Benutzerbild von Isabel Seifried
 
Dabei seit: 03/2011
Ort: Deutschland
Beiträge: 616

Standard Abschiedsgruß

Wie die leere Mauer, Dieseits,
wie ein Schatten, Schattengeist,
wie ein Fingerzeig nach Jenseits,
das so frömmelnd Himmel heißt.

Pfarrer stehen dort und Nonnen,
und sie beten, rauf und runter,
schau am Himmel, tausend Sonnen,
machen dieses Erdreich bunter.

Und am Abgrund aller Stufen
stehe ich und ruf zu dir.
Mein Gott, hast du mich gerufen,
ich verzehre mich nach dir.

Will mit dir, der dieses Leben
mir einst in die Wiege legte,
gehen, es ist hingegeben,
auch wenn ich es gestern hegte.

Heute ist es nichts und Nebel
und der Tod hat kein Gesicht.
Umgelegt hast du den Hebel,
denn der Tod erschreckt mich nicht.

Nein, er reizt mich, er verzehrt sich,
macht mich an, und macht mich aus,
und dann schau, der Tod ernährt mich,
macht die Lebensgeister aus.

Da ist keine Angst vorm Sterben,
keine Angst und keine Qual,
Leben heißt, einmal verderben,
doch das Sterben ist banal.

Schau, es ist ein Teil vom Leben,
nirgends sonst führt Leben hin.
Ein Geschenk, doch hingegeben,
erst im Sterben macht es Sinn.

Dann kann alle Qual verblassen,
alle Schrecken sind vorbei!
Ob im Lieben oder Hassen,
überall war ich dabei.

Nun kann mich der Tod erschaffen,
und ich singe stolz dabei.
Welche Freude, zu erschlaffen,
schau der Tod! Er macht mich frei.
Isabel Seifried ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2011, 15:42   #2
männlich Gram
 
Benutzerbild von Gram
 
Dabei seit: 02/2010
Ort: Oettingen
Alter: 44
Beiträge: 494

Hi,
ich finds nicht schlecht gemacht, wenn mich auch der Inhalt nicht tangiert.
Frömmelnd klingt aber etwas fremdartig, frömmlich schon weniger.
Statt Mein Gott, was wir gewohnt sind, auf Gott zu betonen, hätte ich an Deiner Stelle Herrgott gewählt.
Tausend Sonnen können wir mit bloßem Auge nicht sehen, doch vielleicht ist es ja so metaphorisch, dass ich einfach nicht durchblicke.
Mir einst würde ich vertauschen zu einst mir, nur um der lieben Metrik Willen.

Macht insgesamt den Eindruck, dass Du lebensmüde bist. Schade. Der Tod ist mit Sicherheit nichts erstrebenswertes. Angst vor dem Tod bedeutet angeblich Angst vor dem Leben. Du schilderst, keine Angst vor Tod zu haben, was bedeuten würde, Du hättest auch keine Angst vorm Leben. Doch was ist es dann, was Dich nach dem Tode streben lässt?

Viele liebe Grüße,
Gram!
Gram ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2011, 08:21   #3
weiblich Rebird
 
Dabei seit: 05/2011
Ort: wonderland
Alter: 41
Beiträge: 1.462

Hallo Isabel Seifried,

bei Deinem Text bekomme ich ne Gänsehaut, da er mir persönlich nahe geht.
Zitat:
Pfarrer stehen dort und Nonnen,
und sie beten, rauf und runter,
Allein diese zwei Zeilen wecken unschöne Erinnerungen von dem Pfarrer welcher auf der Beerdigung eines mir mehr als lieben Menschen, irgendwelches belangloses Zeug daher faselte und damit in mir eine Wut aufkommen liess, so dass ich diesen Berufsversager am liebsten malträtiert hätte ...
Jedoch auch Dein gesamter Text findet bei mir Gültigkeit und Zustimmung.
Sehr gerne gelesen.

LG
Rebird ist offline   Mit Zitat antworten
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