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Alt 26.11.2020, 14:20   #1
männlich Alfred
 
Dabei seit: 11/2020
Beiträge: 17


Standard Besuch

Ich besuchte ihn das letzte Mal im Frühjahr.
Er wog fünf Zentner und Laufen konnte er
keine drei Meter mehr, ohne Luftnot zu bekommen.
Ich mochte ihn.

Nach dem Tod seiner Mutter
lebte er alleine in einer winzigen Wohnung.
Wir schauten zuerst das Spiel seiner Fußballmannschaft,
sie verloren haushoch.

Ich sagte, ich hätte mitten auf der Straße einen Fuchs gesehen,
er reagierte nicht und trank seinen englischen Tee.
Auch das mochte ich.
Ich schaute aus dem Fenster
und beim Nachbarhaus fehlte die vordere Hauswand,
ich sah die Leute gerade beim Abendessen.

Wir gingen früh schlafen
und ich hörte ihn schwer atmen.
Ich schlief im ehemaligen Schlafzimmer seiner Mutter,
das Bücherregal war voll englischsprachiger Literatur.
Ich entdeckte die Verwandlung und las ein paar Zeilen,
dann schlief ich ein.

Am nächsten Tag besuchte ich London,
ich ging ins Museum und freute mich,
dass alles umsonst war.
Zurück in der kleinen Hafenstadt,
besuchte ich den erstbesten Pub.

Dort saßen die alten Männer
vor ihrem Bier.
Ich trank fünf
und torkelte zurück zu ihm.
Er war beim Wein und wir tranken weiter.
Sein Magen knurrte und blubberte
bei jeder Bewegung seines massigen Körpers.

Er hatte damals Weimar besucht
und vergilbte Bilder von Goethe
hingen einfach so ohne Rahmen an der Wand.
Jeden Abend sollte es Pasta gebe,
aber irgendwie aßen wir nie Pasta.

Und so vergingen die Tage,
wir saßen nur zusammen.
Redeten wenig, manchmal
über Fußball und Musik.
Und ich fuhr in die Stadt
und er kam nie mit.

Am letzten Tag bestellte er
ein Taxi zum Flughafen für mich.
Der Fahrer hieß Carry und ich
gab ihm ein großzügiges Trinkgeld.

Ich verpasste fast meinen Flieger,
ich fragte einen Mann, wo der Terminal war.
Aber der zeigte nur auf seine Uhr.
Der Flieger hob im Nieselregen ab
und landete mit fünf Stunden Verspätung.
Alfred ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.12.2020, 13:23   #2
Ex-Fourwaystreet
Gast
 
Beiträge: n/a

Standard a la Dali

Hi Alfred,

ein Text wie ein Gemälde von Dali oder Margritte -
surreal, verloren, ohne Anbindung und Sinn.

Mir gefällt er ... da er viele Türen und Fragen anstupst,
ohne sie zu beantworten oder zu öffnen.

VG Fourwaystreet
  Mit Zitat antworten
Alt 03.12.2020, 16:35   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.703


Zitat:
. das Bücherregal war voll englischsprachiger Literatur.
Ich entdeckte die Verwandlung und las ein paar Zeilen,
dann schlief ich ein.
Hallo Alfred,

falls du "Die Verwandlung" von Franz Kafka meinst (wovon man als Leser hier ausgehen kann): Das ist eine deutschsprachige Erzählung und hat mit englischsprachiger Literatur nichts zu tun. Es sei denn, du meintest eine englischsprachige Übersetzung, aber dann könnte man die Stelle in deinem Text als "eine englischsprachige Übersetzung der Geschichte "Die Verwandlung" formulieren.

Hier kannst du einiges zu Franz Kafka nachlesen:
https://www.inhaltsangabe.de/autoren/kafka/#biografie

Schöne Grüße
DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
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