Schlaf gut, meine Süße!

[Coconut Kiwi]

Müde, schweren Schrittes erklimme ich die Treppe. Viel zu lang und viel zu steil kommt sie mir vor. Ich schleife mich den langen Flur entlang und öffne die Tür. Die Tür mit den bunten Schildern auf denen Nachrichten stehen, wie zum Beispiel: ,,Hier wohnt Kassandra! Hier habe ich das Sagen!"
Ich betrete das Zimmer und ziehe meine Klamotten aus, den Schlaufanzug an. Ich komme in Versuchung mich ohne die Zähne zu putzen und ins Bad zu gehen, ins Bett zu legen, raffe mich dann aber auf. Ich schleppe mich durch den Flur, ins Bad, putze mir die Zähne und gehe auf Toilette. Dann begebe ich mich wieder schwerfällig in mein Zimmer und lasse mich in mein Bett fallen. Ich schaffe es nicht mehr das Licht auszumachen, decke mich nurnoch zu. Ich liege erst kurz im Bett, als ich höre wie die Tür auf geht und mein Vater ins Zimmer kommt. Er deckt mich nochmal zu und flüstert: ,,Schlaf gut, meine Süße!" dann verlässt er mein Zimmer, löscht das Licht und schließt behutsam die Tür.
Ich schließe die Augen, tauche ein in eine fantastische Traumwelt, voller Wunder und Fantasien. Ich reite auf dem Rücken eines geflügelten Pferdes, den Wind im Gesicht. Auf der Schulter eine kleine Katze. Wir springen von Wolke zu Wolke, die ganze Nacht bis ich aufwache. Schade. Gern wär ich noch eine Weile da geblieben.
Aber dafür freue ich mich jetzt umso mehr auf heute Abend. Dann kann ich endlich zurück und weiterfliegen, auf dem Rücken eines geflügelten Pferdes, mit einer Katze auf der Schulter...

[Schmuddelkind]

Was du schilderst klingt trivial - ist es aber nicht. Du gibst Einblick in das Gefühlsleben eines Mädchens, das sich nach Träumen so sehr sehnt, dass sie es kaum erwarten kann ins Bett zu gehen und bereits morgens daran denkt. Warum mag das so sein? Das Positive ist: sie ist eine Träumerin und ohne Träume wäre das Leben langweilig, stumpfsinnig, kurz. Das Negative: sie scheint ihr reales Leben nicht leben zu wollen. Träume sollten Inspiration für das echte Leben sein, keine Flucht.

Das lässt mich natürlich darüber reflektieren, welche schlimmen Umstände es sein mögen, die das Mädchen zur Realitätsflucht veranlassen. Ich denke an das Bildungssystem, das es nicht schafft, einem nach Orientierung suchenden jungen Menschen Halt und Selbstbewusstsein zu geben, das Menschen sehr eindimensional und nachhaltig beurteilt und das die "Schwachen" der Willkür "Starken" aussetzt. Alles natürlich reine Spekulation, aber du schaffst mit deinen Ausführungen (insbesondere der Trägheit und beinahe depressiven Stimmung, die du zu Anfang zeichnest) einen großen Raum für allerlei Deutungen, ohne beliebig zu werden. Das imponiert mir, umso mehr, wenn ich dein Alter betrachte.

Ich würde mir nur mehr Vielfalt in der Syntax wünschen, v.a. was die Satzanfänge angeht. Du beginnst sehr oft mit "Ich..." oder "Dann..." - das wird schnell langweilig, kann aber bei einer nochmaligen Durchsicht schnell behoben werden.

Trotzdem: du hast Talent. Weiter so!

LG

[Coconut Kiwi]

Hallo Schmuddelkind!

Eigentlich hatte ich das garnicht so gemeint, dass Kassandra vor der Realität flieht. Ich hatte eher gedacht, dass sie erst überhaupt nicht ins Bett gehen möchte, dann aber so müde ist, dass sie es kaum noch schafft die Treppe hochzugehen und ins Bett zu gehen. Als sie dann im Bett ist und einschläft, bemerkt sie wie schön es ist in dieser Traumwelt ist und am nächsten morgen freut sie sich schon wieder auf diese fantastische Welt und denkt sich vielleicht, dass sie diesmal früher ins Bett geht.
Was du schreibst ist natürlich auch möglich. Ich habe ja auch nichts bestimmtes geschrieben aus dem man etwas erfahren könnte, gerade damit sich das jeder denken kann. Mir gefallen Geschichten, die zum Nachdenken anregen sowieseo ziemlich gut. So eine wollte ich dann auch mal schreiben.
Deine Antwort bringt mich zu der Annahme, dass mir das auch gelungen ist. (Das sollte jetzt nicht selbstverliebt und aufgeblasen klingen )

Was die Satzanfänge und die Syntax angeht hast due natürlich recht. Daran werde ich bei meinen nächsten Geschichten arbeiten. (Oder versuchen daran zu arbeiten )

Danke für deine Tipps =D
LG Coconut Kiwi

[Thing]

Hallo, Coconut Kiwi -

auf mich hat diese Kurzgeschichte tiefen Eindruck gemacht.
Alle Wetter - und das mit 13 Jahren!!

Die Suche nach Ersatz für "schleppende Schritte" ist nicht ganz einfach, aber es gibt viele Synonyme.
"Fantastische Traumwelt" und "Fantasie" im gleichen Satz hättest Du vielleicht auch vermeiden können, aber ich will hier keine Erbsen zählen.
Schöne klare und fehlerfreie Sprache - was will ich mehr neben diesem ungewöhnlichen Text, der bei mir hängenbleibt?

Auch ich rufe:
Weiter so!
Du hast sehr viel Talent.

Lieben Willkommensgruß
von
Thing


PS
An meiner Abschlußtür klebt ein Schild "Regierungsbezirk Thing. Mein Wort ist hier Gesetz"

[Schmuddelkind]

Aha. So, wie du es liest, kann man es natürlich auch lesen, Coconut Kiwi.
Das ist ja das Interessante bei guten Geschichten, dass sie weder eindeutig noch beliebig sind.

Deine Antwort bringt mich zu der Annahme, dass mir das auch gelungen ist. (Das sollte jetzt nicht selbstverliebt und aufgeblasen klingen )

Die Annahme ist naheliegend und selbstverliebt kannst du verglichen mit dem "großen Schmuddini" gar nicht klingen.

[Coconut Kiwi]

Hallo Thing,

,,schleppende Schritte" kommt in meiner Geschichte doch garnicht vor.
Dass ,,fantastische Traumwelt" und ,,Fantasie" in einem Satz vorkommt ist natürlich wie du auch gesagt hast nicht so schön.

Danke für die Tipps

LG Coconut Kiwi

[Thing]

Ja, das stimmt.
Das Schleppen taucht nur einmal auf.

LG
Thing