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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 06.05.2012, 11:16   #1
männlich wüstenvogel
 
Dabei seit: 06/2011
Ort: wetzlar
Alter: 70
Beiträge: 441

Standard Ein Dichter

Ich bin ein schlichter
eifrig suchender Dichter
an allen Orten
wühle ich nach Worten.

Bekomme ich welche zu fassen
halte ich sie fest
auf dem Papier
sind sie aufgeschrieben
gehören sie mir
für eine Weile
dann werden sie oft entlassen.

Schicke sie nun hinaus
zu euch allen
werde vielleicht erfahren
wem sie (nicht) gefallen.
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.05.2012, 13:27   #2
weiblich marlenja
 
Dabei seit: 11/2010
Beiträge: 3.204

Standard Mir gefällts

Gute Worte sind wie das frisch gebackene Brot.
Handwarm sollte man es unter die Leute bringen.

Das Brot dass man entlässt hat man nicht mehr.
Die guten Worte die man vergibt die bleiben einem.

Viel Glück beim weitersuchen...
marlenja ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.05.2012, 13:44   #3
weiblich Ex-Encki
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 424

Hallo wüstenvogel,

die erste Strophe finde ich klasse! Sie ist auf den Punkt, poetisch und ohne Füllwörter.
Sie klingt in mir.

Das sieht allerdings bei der zweiten Strophe schon anders aus.
"Welche"(, "dann") und "oft" finde ich ungelenk.

Die dritte Strophe ist OK, reißt mich allerdings nicht vom Hocker.



Liebe Grüße
Encki
Ex-Encki ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.05.2012, 14:50   #4
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Lieber Wüstenvogel,

ich stimme Encki in einigen Punkten zu (ausnahmsweise ), vor allem, was das Schnörkellose Deiner Sprache angeht ("keine Füllwörter"). Das Wort "wühle" finde ich allerdings nicht poetisch, denn es vermittelt ein rastloses, von Zwang getriebenes Graben. Auch der Ausweg "fahnde ich nach Worten" klänge mir zu stark nach Zwang. Mir hätte besser gefallen: "... lausche ich nach Worten ...", denn ein Dichter will kein "dressiertes" Gedicht schaffen, sondern sich zu seinem Werk inspirieren lassen.

"... welche" klingt nicht nur unschön, sondern geht auch am Nerv vorbei. Wenn ein Dichter sich für Worte (bzw. Wörter) öffnet, dann können das nur bestimmte Wörter sein, nicht irgendwelche, mit denen man vielleicht etwas anfangen kann. Sie müssen passen. Also weshalb nicht einfach: "Bekomme ich sie zu fassen ..."

"... entlassen" ist ebenfalls kein poetisches Wort, das klingt nach einem Sträfling, der wegen guter Führung in die Freiheit geschubst wird. Bei etwas Abstraktem wie Wörtern wirkt das etwas komisch. Ist dem Reim geschuldet, also vielleicht ein wenig umbauen:

"Bekomme ich sie zu greifen ...
...
dann lasse ich sie schweifen."

Das paßt - meiner Meinung nach - besser, weil die Worte immer Dir gehören werden, wenn auch nicht mehr Dir allein; sie schweifen und setzen sich einem Urteil aus, aber sie werden niemals ganz frei von Dir sein.

Die letzte Strophe ist tatsächlich eine Enttäuschung. Jetzt, da der Leser gespannt ist, was die Worte wohl machen werden, heißt es lapidar: So, ihr Lieben, jetzt schmeiß ich euch ins Wasser und schau mal, ob euch jemand rausfischt und vielleicht vermeldet, einen Goldfisch an der Angel zu haben - oder auch nicht.

Dabei könnte man den Worten soviel mitgeben: Sendet meine Botschaft aus; macht mir Ehre; singt unser Lied; vermählt euch; schlagt euch; weint und lacht; bringt mir etwas zurück ...

Die Worte sollen in die Welt geschickt werden, um zu leben, aber nicht, schon im Ansatz aufgegeben zu werden nach dem Motto: Na, mal gucken - wenn nicht, auch egal.

Kurz gesagt: Wer schön, wenn der Eifer des Dichters aus der ersten Strophe in der letzten Strophe auch noch spürbar wäre.

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.05.2012, 17:56   #5
männlich wüstenvogel
 
Dabei seit: 06/2011
Ort: wetzlar
Alter: 70
Beiträge: 441

Standard Ein Dichter

Hallo, ihr drei,

vielen Dank für eure Bemerkungen. Das nenne ich konstruktive Kritik!

Vieles von dem, was Encki und Ilka-Maria gesagt haben, kann ich nachvollziehen. Statt auf jede Anmerkung einzeln einzugehen, habe ich das Gedicht mal umgeschrieben und dabei versucht, viele eurer (berechtigten) Kritikpunkte zu berücksichtigen.

Folgendes ist dabei herausgekommen:

Ich bin ein schlichter
eifriger Dichter
an vielen Orten
suche ich nach Worten.

Habe ich sie gefunden
halte ich sie fest
aufgeschrieben
gehören sie mir
für eine Weile
machen sie Halt
bekommen eine Gestalt.

Lasse sie ziehen
in die weite Welt hinaus
doch ein kleines Stück
bleibt in mir zurück.

Es würde mich interessieren, was ihr von der neuen Version haltet.
Mir gefällt sie jedenfalls viel besser - dank eurer Anregungen!

Viele liebe Grüße

wüstenvogel
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2012, 06:59   #6
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Ja, so gefällt es mir recht gut.

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
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