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Alt 27.03.2008, 10:11   #1
NicoleSchnitzer
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 29


Standard Yale der Übermütige

Yale der Übermütige

“Das wird wohl ein Junge werden!”, konnte ich gedämpft eine fremde Stimme hören. Ob sie wohl von mir sprach? Aber was war ein Junge? Vielleicht meinte die Stimme ja das seltsame Gebilde mit den Fingern dran. Wo war das gleich noch mal. Ach ja hier? Ha es bewegt sich. Wie lustig. Oder vielleicht doch den langen gewunden Schlauch, den konnte man so herrlich verdrehen.
“Haben sie sich denn schon einen Namen überlegt?” Was war das denn wieder? Ein Name? Wozu war der gut?
“Ja, er wird Yale heißen!” Yale? Seltsames Wort. Das ging schon den ganzen Tag so. Fremde Stimmen, laute Geräusche und so viel Licht. Hier war es doch sonst nicht so hell. Macht ruhig wieder dunkel, mich stört das nicht. Ja genau so. Ein Rauschen zog an mir vorbei, dann verschwand das helle Licht. Die fremdartige Stimme aber blieb:
“Ein agiler kleiner Kerl!”, konnte ich leiser als zuvor hören.
“Ja er kommt nach seinem Vater!”, murmelte die Stimme der ich so gern zu hörte. Sie war schon immer da und unterhielt sich mit den lauten Geräuschen da draußen. Hin und wieder sprach sie auch mit mir. Dann wurde sie immer ganz leise.
Leise und ruhig, das währe jetzt schön gewesen. Noch nicht mal zum Schlafen bin ich heute gekommen. Könnt ihr nicht endlich mal still sein da draußen? Die kleinen Finger hier kann ich auch benutzten, dann gibt’s Ärger. Eine Kostprobe gefällig? Moment, Finger zusammen, ja etwa so und dann etwas Schwung, in etwa so und genau… Ha das war aber eine große Delle. Gleich noch mal, aber dieses Mal mit der anderen Hand oder Halt. Irgendwo da unten war ja noch was gewachsen. Ein Bein genau und daran war auch ein Fuß, denn konnte ich genau so benutzten. Passt auf, na wie gefällt euch das?
Ein lauter Knall war die Antwort von Außen. Toll so war das eigentlich nicht gedacht.
“Du bist zu spät!”, schimpfte meine Lieblingsstimme. Wenn sie wohl damit meinte? Hoffentlich die dunkle Stimme, die oft zu Besuch kam. Die machte immer lustige Sachen. Einmal haben wir um die Wette Dellen gemacht.
“Tut mir Sorry, ich wurde aufgehalten!”, ja genau das war sie. He du komm her! Ich hab meinen Fuß entdeckt, lass uns spielen!
“Und was wird es?”, erklang er erneut. Mit einer großen Delle, gemacht vom neu entdeckten Fuß, versuchte ich zu antworten, aber irgendwie sprach er gar nicht mit mir. Schade eigentlich, dabei war mir gerade so langweilig.
“Ein Junge!”, ertöte eine andere Antwort, der mehr Beachtung geschenkt wurde.
“Ehrlich? Das müssen wir feiern. Auf nach Hause!” Super Idee. Endlich nach Hause. Dort kannst du dann auch gleich Musik für mich machen. Dabei kann ich immer so “Gähhhhnnn” schön einschlafen.
Was für ein Tag. Immer noch rauschten laute Geräusche an mir vorbei, gepaart mit fremden Stimmen, doch sie störten mich nicht mehr lange. Irgendwo zwischen zuschlagenden Türen und heftigem Protest meiner Lieblingsstimme, war ich schon eingeschlafen. Aber nicht für lange. Der Abend sollte noch mehr Überraschungen für mich bereit halten, als nur die Wiederentdeckung meines Fußes.
Dabei war doch alles so gut gewesen. Nichts hätte sich ändern müssen…

Als ich wieder aufwachte, war es still. Nur das leise BumBum, das ich so liebte und das monotone Rauschen im Hintergrund waren zu hören. Eingerollt in den gewundenen Schlauch machte ich meine Augen wieder zu, bis sich ganz plötzlich alles um mich herum zusammen zog.
Erschrocken sah ich wieder auf. Was sollte das auf einmal. Hier war es doch schon eng genug. Meine weiche Welt war mit jedem Tag kleiner geworden, aber das war nun selbst für mich zu eng. Mit der geballten Faust schlug ich gegen meine warme Heimat, in der Hoffnung sie würde mich in ruhe lassen. Erlaubte sich da jemand einen Scherz mit mir? Das hier ist nicht lustig.
Nach einem Tritt mit dem Fuß löste sich die Enge wieder.
“Auahh!”, konnte ich dafür verschlafen meine Lieblingsstimme hören. Ob ich sie wohl geweckt hatte? Na wenigstens war sie jetzt da und sorgte hoffentlich dafür, das so etwas nicht noch einmal vor kam. Doch alles wurde noch viel schlimmer.
Kaum hatte ich mich vom ersten Schock erholt verflüchtigte sich auf einmal das warme Nass in dem ich immer schwamm. Wo wollte das denn hin? Das brauchte ich hier doch sicher oder? Hilfe… ohne es wurde mein Körper so viel schwerer. Macht doch was! Hier geht was kaputt!
“Enrico wach auf, meine Fruchtblase ist geplatzt!”, hörte ich kurz darauf wieder ihre aufgewühlte Stimme. Aber was meinte sie damit “geplatzt”. Hier durfte nichts platzen. Das war doch mein zu Hause. Ihr könnt das doch nicht einfach kaputt gehen lassen. Oder war ich das gewesen? Ich würde nie wieder treten oder um mich hauen, nur macht das alles wieder gut wird.
“Was, wer?”, erklang verschlafen die Dunkle Stimme. Vielleicht konnte sie ja helfen?
“Geh und hol Anette. Ich brauch ne Hebamme!” Ja schnell geh und hol Hilfe, hier passiert was schlimmes.
“Ich wollte ihn aber auf die Welt holden!” Wohin wollte er mich holen? Das hier war meine Welt und hier würde ich auch bleiben!
"Verschwinde endlich! Ich hab hier keine Zeit für deine Spielchen“, genau gib’s ihm, wir brauchten hier professionelle Hilfe. Ein leises Schlurfen und ein lauter Knall und die dunkle Stimme war weg. Hoffentlich beeilte er sich. Hier wurde es schon wieder so eng. Das konnte auf keinen Fall so bleiben.
He liebste aller Stimmen, du, die du immer hier bist, mach was. Und sie tat auch etwas. Sie schrie und ich rutschte ein Stück. Doch dort war es noch enger. Das war eindeutig nicht gut. Das war die falsche Richtung, ich muss doch zurück. Grummelte ich, doch sie hörte mich nicht. Dafür kamen Unmengen aufgeregter Stimmen. Die meisten hatte ich zwar schon mal gehört, aber sie waren keine Hilfe. Sie wuselten nur wild durcheinander, bis endlich ein Machtwort gesprochen wurde:
"Raus hier! Alle! Nur du nicht, du bleibst hier, damit ich dich für das hier hassen kann!", Wer sollte hier bleiben? Hoffentlich jemand, der wusste was er tat. Na schön, meinetwegen auch jemand, der dass nicht wusste, Hauptsache nur nicht die dunkle Stimme, die mich irgendwo hin holen wollte.
"Meinetwegen kannst du mir auch wie beim letzten Mal die Hand brechen! Hauptsache ich verpass das hier nicht!", ich hatte es geahnt. Natürlich er, wer sonst. Aber was meine er mit beim letzten Mal? Das hier war schon mal passiert? Wie schrecklich. Welches arme Wesen musste das hier bitte auch durch machen? Oh Mist, jetzt rutschte ich schon wieder ein Stück. Hier war kein Platz mehr, merkten die Stimmen das denn nicht? Hier ging es nicht weiter.
So sollte es also alles enden. Zerquetscht weil ein paar unwissende Stimmen nichts dagegen unternahmen. Nie wieder würde ich mit dem langen schlauchigen Ding spielen. Nie wieder mit der Faust Dellen hinterlassen. Alles war vorbei.
Wieder ertönte ein lauter Schrei gefolgt von einigen Flüchen. Ja nur du hast Probleme, dacht ich mir. Was glaubte sie denn, wie es mir hier ging.
Eingeengt und mein warmes Nass war auch weg und wieder ging es ein Stück abwärts. Wo sollte das nur enden. Mir tat doch jetzt schon alles weh. Hätte man das hier nicht größer machen können? Aber nein, ich zwäng mich auch so hier durch. Klar hab ich doch Spaß dran. Wenn ich wieder zurück war, würde ich Beulen machen, da würde euch hören und sehen vergehen.
Doch was war das? Hier war was kalt am Kopf. He hier zieht’s. Was sollte das?
Glaubt ja nicht das ich irgendwo hin gehe, wo es so... zu spät. Ein letzter Aufschrei und auf einmal war alles kalt. Und hell und laut! Wo war meine weiche Welt, wo mein vertrautes BumBum? Auf einmal engte gar nichts mehr ein. Hier war nicht einmal etwas. Wo war ich hier nur gelandet? Das durfte nicht sein. Bringt mich zurück: "Wähhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!" War ich das eben? Egal, das war zu viel. Da war auch noch was, was mich fest hielt und ein dunkler Umriss. Hilfe! Hier wollte ich nicht sein. He nicht was um mich wickeln! Nein weck damit, das kratz. "Wähhhhhhhhhhhhh!", ja genau das solltet ihr hören. Jetzt plär ich euch mal voll. "Wäähhhhhh!", gleich noch mal, damit ihr auch genau wisst, dass mir das hier überhaupt nicht passt. Nicht mal mein Bum Bum war noch da. Was hatte ich denn verbrochen, um das verdient zu haben?
"Willkommen auf der Welt, ich bin dein Papa!", meinte der merkwürdige Umriss. Ja du, das ist mir herzlich egal du. Bring mich gefälligst zurück.
"Und das da, ist deine Mama?", hä was ist wer? Hier war nur alles hell. Sicher das du weist wovon du redest, du komischer Papa du.
"Gib ihn mir!", murmelte erschöpft die Stimme, die ich zuletzt nur noch schreiend vernommen hatte. Sie klang sehr schwach, so hatte ich sie noch nie gehört. Hoffentlich verschwand sie nicht auch noch wie mein Bum Bum.
Bäh und wieder wurde es kalt und zugig. Ich sauste durch ein nichts und dann war es auf einmal wieder da. Mein Bum Bumm, das gab es noch. Es war nicht weg und weich war es hier auch. Euer Glück, sonst hätte ich hier Terror... Gähn gemacht.
Man was für ein Tag. Hätte ich denn doch nur verschlafen.
"Hallo Yale!", erklang die sanfte Stimme und war genau so müde wie ich.
Hallo, dacht ich mir auch und guten Nacht. Damit machte ich die Augen zu und alles war wieder schön dunkel. Mein Bum Bum war auch wieder da, das musste eben erst mal reichen. Wenn ich wieder wach war, würde ich euch schon noch zeigen, dass ich das hier gar nicht spaßig finde.
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