Neuer Tag im Leichenschauhaus

[klaatu]

Neuer Tag im Leichenschauhaus.
Ein ganz normaler Morgen:
Motoren starten stotternd,
Kaffee fließt rein und raus.

Spaziergang auf dem Fensterbrett.
Die frische Luft schnappt bissig.
Sirenen umschwirren die Morgensonne.
Eine Hälfte liegt noch tot im Bett.

Vogellärm im Innenohr.
Die erste Zigarette
schmeckt wie die letzte Nacht
und alle Nächte zuvor.

Aufgelöst im Morgenurin:
Gesammelte Alpträume
winken aus der Kloschüssel.
Nur kurz die Spülung ziehen...

[gummibaum]

Es scheint sich um die Wahrnehmung eines Morgenmuffels zu handeln.

[klaatu]

Yeah. Das bin ich allerdings nur, wenn ich aufstehen MUSS. Sonst bin ich morgens eigentlich unheimlich gut drauf.

[Thing]

Bis auf die letzte Strophe - Klasse!

LG
von
Thing

[DieSilbermöwe]

Wie fühlt man sich wohl, wenn man im Leichenschauhaus arbeiten muss? Zumindest können die "Kunden" nicht widersprechen....

Starker Text!

[klaatu]

Danke für eure Kommentare. Das "Leichenschauhaus" ist hier allerdings nur symbolisch gemeint.
LG
k

[DieSilbermöwe]

Ich fand es hier interessanter, es wörtlich zu nehmen und die Zeile "Die Hälfte liegt noch tot im Bett" irgendwie passend, schön schräg in meiner Wahrnehmung, auch wenn du vermutlich deine eigene Hälfte deines Körpers gemeint hast Der schwarze Humor ging mit mir durch beim Lesen.

LG DieSilbermöwe

[klaatu]

Aber das ist doch super, das ist auch durchaus beabsichtigt! Mich freut das sehr!

[Cheeny]

gefällt mir der Text - starke Worte - die 2. Strophe ist ein absolutes Highligth, die letzte Strophe ist von der Aussage gut, fällt aber im Wortlaut ab -

gerne gelesen
viele Grüße
Moritz

[Gemini]

Ich denke es ist autobiographisch.
Aber immer diese mittige Schreibweise.
Ich tu mir irrsinnig schwer hier Rhythmus und Metrik zu finden.

Warum macht ihr das immer? Ihr könnt doch so gar nicht interpunktieren? Oder ein Versmaß einhalten?

Gem

[klaatu]

Mit Metrik und Versmaß habe ich mich nie näher beschäftigt und leider auch wenig Interesse daran (auch wenn es meinen Texten sicher guttun würde). Ebenso wenig damit, wie das Geschriebene laut ausgesprochen klingt. Hin und wieder schnappe ich beim Lesen im Forum was auf, aber irgendwann will ich mir das mal halbwegs aneignen.

Die letzte Strophe werde ich umschreiben. Gefällt mir auch nicht mehr so gut.

Liebe Grüße an alle, alles und jeden.
k

[Gemini]

Mir kommen Gedichte die mittig verfasst sind immer so vor wie die Gedichte die man auf Postkarten oder Karten die man seiner Mutti zum Muttertag schenkt.
Es ist so als wollte der Schreiber sagen: HEY! DAS IST EIN GEDICHT! ICH SCHREIBE GEDICHTE!

Obwohl es schade ist.

Schade ist.

Ich persönlich empfinde so etwas als lächerlich.
Ein Gedicht lebt mit Reduktion und mit dem Talent des Schreibers einfache Worte so zu platzieren, dass sie einem Gehirntumor gleich im Kopf des Lesers aufgehen.

Inhaltlich, ja, ich habe auch einmal im Krankenhaus gearbeitet. Da gibt es auch ein Gedicht von mir. Blutsuppe.

Gem

https://www.poetry.de/showthread.php?p=16303

[klaatu]

Wenn ein Gedicht aus recht kurzen Zeilen besteht, finde ich es zentriert einfach ästhetischer. Aber das ist Geschmackssache. Wie das Gedicht in deinem Link. Mir gefällt´s, aber ich frage mich: Wie hat das Fleischbröckchen geschmeckt???

[Gemini]

Ich habe es zum Glück nicht in den Mund bekommen. Das war scheinbar einer der wenigen Momente in denen ich das Maul zugehabt habe.

Trotzdem war es ultimativ traumatisch, sodass ich zur Feder griff.

Lieben Gruß

Der geläuterte Gem

Om

[klaatu]

Immerhin ist ein guter Text dabei rausgekommen!
LG zurück