Bischofsblut

[talking head]

Bischofsblut

Groß war des mächt'gen Bischofs Zorn
als sie ihm tief mit spitzem Dorn
die Rose in den Hintern steckte,

worauf er sich in heft'gem Schmerz
gar weinerlich zum Himmel streckte.

Doch Gottes Herz
schlägt warm dem Büßer nur.

„Der Dornen peinigende Spur“

beschied er barsch,
wobei er noch den Finger reckte,

„werd' ich nicht lindern;
erst soll der Schmerz
in deinem Arsch
im Leiden dir die Schuld vermindern.“

Der Bischof war nicht zu belehren,
ließ lieber sich vom Schmerz verzehren.

„Dein Wille sei dein Himmelreich,
verschlossen sei dir meins zugleich;
des Volkes Kuss auf deinen Ring
macht dich dort groß, bei mir gering.“

Aus seinem Darm zog sie die Rose,
Bischofsblut spritzt in die Hose.

Der Bischof bleich,
verschied sogleich.

Und die Moral von der Geschicht:
trägst du Böses im Gemüte,
streichelt dich nicht
der Rose Blüte.

Vorlage war der zügellose Hedonismus eines Bischofs, der sich für Liebesdienste von einem reichen Bürger bisweilen eine schöne italienische Sängerin herbei bringen ließ. Während einer Überfahrt kam es zu einem Techtelmechtel zwischen den beiden, was der untreue Kutscher dem Bischof verriet, worauf dieser unter dem Vorbehalt des Steuerbetrugs den reichen Bürger öffentlich hinrichten ließ.
Das Schicksal der mutigen Sängerin und des Kutschers ist nicht überliefert.
Stimmt die Vorlage? Wenn ja, wer war der Bischof und in welcher Stadt war das?