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Alt 16.07.2017, 23:43   #1
männlich Flocke
 
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Standard Die Lüge

Gestützt auf seinen Handflächen, hob er den Oberkörper an. Und gleich ließ ein frischer Luftzug seinen verschwitzen Bauch klebrig werden. Er behielt seine Konzentration und zielte auch weiterhin mit seinen Stößen in ihren Unterleib. Konsequent hielt er diesen einmal eingenommenen Takt. Schweiß lief in seine Augen; er schloss sie für einen Moment und führte seine Bewegungen hart und gleichmäßig weiter, seine Atemzüge gestaltete er synchron. Er zog den Bauch ein, bis er hart wurde und beobachtete ihr Gesicht. Ihr Kopf, ihr Hals waren in sich verwrungen, ihr Blick leer. Seine Augen, sie schmerzten und tränten nun. Er wartete auf einen Veränderung in ihrem Atem; endlich wurde der schneller, sie öffnete den Mund. Ihr Atem bekam Töne, und er spürte, dass ihre Finger krallten.
Er sagte: „Dreh dich!“ Sie folgte seiner Anweisung und er bemerkte, wie sie ihn für einen Moment aus den Augenwinkeln fixierte. Er nutzte die Zeit des Übergangs, um mit dem Arm über seine Stirn zu fahren. So bekam er wieder freie Sicht. Bevor er sein Glied in sie einführte, vergewisserte er sich mit einem tastendem Griff, dass er noch erregt war. Er drang in Warmes und begann wieder mit seinen Bewegungen, die er zählte, bis sie ihm wehtaten und er seine beginnende Erschöpfung bemerkte. So beschleunigte er das Tempo und begleitete seine Anstrengungen mit Gesten und Lauten der Leidenschaft. Seine Knie drückten auf das Betttuch und brannten. Sie sagte: „Nicht so schnell!“. Er hörte erschrocken und doch konzentriert ihren Geräuschen nach, suchte und fand nach einer langen Sekunde ihren langsameren Rhythmus. Misstrauisch beäugte er ihr aufkommendes Zittern und ihr lauter werdendes Stöhnen.
Endlich ein kurzes Kitzeln, zweimal noch stoßen müssen, dann schossen Blut und Scham in sein Gesicht; während er schon darauf wartete, wer von ihnen beiden als erster lügen würde.
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Alt 19.07.2017, 17:51   #2
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"Ihr Kopf, ihr Hals waren in sich verwrungen" - wie hat man sich das vorzustellen?
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2017, 20:35   #3
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Hallo DieSilbermöwe,

etwa so:
neige deinen Kopf erst nach links und rotiere ihn dann nach rechts. Schaue nach links oben und ziehe den Unterkiefer nach rechts und deine Zunge ebenfalls nach rechts und drücke sie mit ihrer Spitze an den Außenwinkel der Lippen. Und zuletzt überstrecke ein wenig deinen Kopf in den oberen Halswirbelsäulengelenken.
Versuche nun, dabei glücklich auszusehen, indem du mehrfach innerlich behauptest, "mir geht es gut, mir geht es gut, ...!" Und das, ohne die Position des Mundes und der Zunge im wesentlichen zu verlieren. Natürlich wird es dir nicht gutgehen. Aber wenn du nicht aufgibst und trotzdem darauf insistierst, dir ginge es gut, wird dir das Atmen zunehmend schwerfallen und das Verwringen perfekt sein. Das Verwringen zeigt sich als ein mimischer Ausdruck, der versucht, zu einem misslichen Geschehen eine gute Miene zu machen. Denkbar ist, dass eine dauernde Verwringung, ein Gesicht nicht nur über Muskeleinsatz verdreht, sondern auch die Knochen selbst verformt.

Ich weiß, es ist ein komplizierter Bewegungsauftrag, den ich oben formuliert habe. Aber ich krieg diese Haltung reflexartig hin. Ich muss mich nur daran erinnern, wie mir mein Lateinlehrer zusammen mit meiner Klassenarbeit auch meinen Pfuschzettel wiedergab, den ich in meinem Heft vergessen hatte, und sagte, ich solle mir um den Pfuschversuch keine Gedanken machen. Die Note wäre so oder so eine 5!

__________________________________________________ ___

Ps: in der cranio-sacralen Therapie werden auch Schädelformen auf Symmetrie hin betrachtet. Nicht alle Schädel sind harmonisch, viele sind in
ihrer Form verzogen. So kann ein Auge auf einer Seite tiefer liegen, ein Ohr größer sein ein Schädel kann in sich verdreht sein, eine Bananenform annehmen usw. Um ein bekanntes Beispiel einer in diesem Fall irreversiblen Verwringung zu nennen, der Kopf von Claus Kleber (heute-journal-Moderator) hat einen recht ungleichmäßige Form.


Grüße Flocke
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Alt 20.07.2017, 13:49   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.706


Hallo Flocke,

ich habe nicht gesagt, dass ich dieses verwrungene Dingsda ausprobieren will, sondern wollte wissen, was man sich darunter vorzustellen hat. Wie schon geahnt, ist das weit entfernt von einer annähernd natürlichen Körperhaltung, weswegen es für mich weiterhin in der Geschichte keinen Sinn ergibt.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2017, 12:23   #5
männlich Flocke
 
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Beiträge: 177


Hallo DieSilbermöwe,

schade, dass du das "Dingsda" nicht ausprobieren willst. Und was in der Geschichte ist denn "natürlich"?
Aber du hast recht. Vielleicht krieg ich noch eine gewundene Rechtfertigung hin für diese Zeile. Aber Fakt ist, sie passt nicht. Du hast schon ein gutes Gespür. Diese Zeile habe ich direkt vor dem posting blöderweise noch geändert, die Geschichte selbst ist schon älter. Das "Verwringen" ist ein unnötiges Bild und wirkt hier grotesk.

Also anstelle des aufgesetzten:
"Er zog den Bauch ein, bis er hart wurde und beobachtete ihr Gesicht. Ihr Kopf, ihr Hals waren in sich verwrungen, ihr Blick leer."
setze ich wieder die "natürliche" Sequenz ein:
"Er zog den Bauch ein, bis er hart wurde und beobachtete ihr Gesicht. Sie presste die Lippen zusammen, ihr Blick war leer."

Ich danke dir für deinen Hinweis.

Liebe Grüße Flocke



Die Lüge

Gestützt auf seinen Handflächen, hob er den Oberkörper an. Und gleich ließ ein frischer Luftzug seinen verschwitzen Bauch klebrig werden. Er behielt seine Konzentration und zielte auch weiterhin mit seinen Stößen in ihren Unterleib. Konsequent hielt er diesen einmal eingenommenen Takt. Schweiß lief in seine Augen; er schloss sie für einen Moment und führte seine Bewegungen hart und gleichmäßig weiter, seine Atemzüge gestaltete er synchron. Er zog den Bauch ein, bis er hart wurde und beobachtete ihr Gesicht. Sie presste die Lippen zusammen, ihr Blick war leer. Seine Augen, sie schmerzten und tränten nun. Er wartete auf einen Veränderung in ihrem Atem; endlich wurde der schneller, sie öffnete den Mund. Ihr Atem bekam Töne, und er spürte, dass ihre Finger krallten.
Er sagte: „Dreh dich!“ Sie folgte seiner Anweisung und er bemerkte, wie sie ihn für einen Moment aus den Augenwinkeln fixierte. Er nutzte die Zeit des Übergangs, um mit dem Arm über seine Stirn zu fahren. So bekam er wieder freie Sicht. Bevor er sein Glied in sie einführte, vergewisserte er sich mit einem Griff, dass er noch erregt war. Er drang in Warmes und begann wieder mit seinen Bewegungen, die er zählte, bis sie ihm wehtaten und er seine beginnende Erschöpfung bemerkte. So beschleunigte er das Tempo und begleitete seine Anstrengungen mit Gesten und Lauten der Leidenschaft. Seine Knie drückten auf das Betttuch und brannten. Sie sagte: „Nicht so schnell!“. Er hörte erschrocken und doch konzentriert ihren Geräuschen nach, suchte und fand nach einer langen Sekunde ihren langsameren Rhythmus. Misstrauisch beäugte er ihr aufkommendes Zittern und ihr lauter werdendes Stöhnen.
Endlich ein kurzes Kitzeln, zweimal noch stoßen müssen. Dann schossen Blut und Scham in sein Gesicht, während er schon darauf wartete, wer von ihnen beiden als erster lügen würde.
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