Ein Leben

[Heinz]

Als Knabe baute Burgen er am Strand,
und aus den Augen schoss ein blauer Blitz.
Gelang der kühne Plan, den Turm aus Sand
um vieles höher als die andern aufzubauen?

Des Knaben größte Freude ist die Flut, -
gefräßig reißt ihr Wassermaul hinweg,
was stolz gebaut des Kindes Übermut, -
die Woge rollt, ein Lachen perlt, der Traum versandet.

Als junger Mann, verliebt in Rosenrot,
gewinnt er eine ganze Welt für sich;
gerät ihm manchmal etwas aus dem Lot,
wird dennoch er auf seine frische Kraft vertrauen.

Und flieht sie ihm, die Dame seiner Wahl,
dann fällt sein Auge auf die nächste Frau.
Der Bruch der Treue ist ihm keine Qual,
er lächelt, wenn er mächtig auf der Schnauze landet.

Nun ist er alt, sein Faible gilt dem Wein;
im Felsenkeller thront auf seinem Sitz
der Herr des goldnen Rebensafts vom Rhein,
genießt vergnügt und übt, dem Tod ins Aug zu schauen.

Er hebt sein Glas und prüft mit Kennerblick,
ob Sonnenglut den Geist im Wein erweckt;
dann lehnt er milde lächelnd sich zurück:
Ein Hoch dem Weib und Fluch den ungetreuen Frauen!

[pathos79]

Hey Heinz,
schönes Gedicht,so ne Art Retrospektive,gefällt mir...
Ja,mit den Frauen ist es manchmal so,als wenn man Luftschlösser auf Sand baut und die Untreue alles wegspült.
Aber irgendwann bleibt eine Sandburg bestehen an der man sich erfreuen kann.
Sehr bildhafte Sprache,wortgewaltig,wie in vielen Deiner Gedichte...

take care,pathos

[Heinz]

Hallo pathos,
herzlichen Dank für Deinen lobenden Kommentar!
Beste Grüße,
Heinz