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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 27.07.2021, 07:39   #1
männlich Anaximandala
 
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Standard Melodie der Stille

Ganz lautlos spielt die Sinfonie
der Stille ihre Melodie,
Die ohne, dass ein Ton erklingt,
Von tief verborgner Wahrheit singt.

Denn erst im Stillen sieht man klar.
Wenn kein Gedanke uns beschränkt,
Dann wird das Wissen offenbar,
Das unser Suchen sonst verdrängt

Wenn dein Geist in der Stille wohnt,
Kehrt was du denkst zurück zu dir,
Wo's unverrichtet sich verlier,
So dass dein Ego dich verschont.

Denken: eine Perlenkette,
Die kaum Zwischenräume hätte,
Doch zieht man diese Kette lang,
Und pflegt ganz sorgsam den Moment,
Der Stille, der Gedanken trennt,
Vernimmt man bald schon ihren Klang.
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Alt 29.07.2021, 15:10   #2
männlich ex-LordJP
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Standard Melodie der Stille

Sehr schönes Gedicht. Vielen Dank für das Teilhaben an Deinen Gedanken
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Alt 29.07.2021, 18:00   #3
männlich Anaximandala
 
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Dankeschön
Und im Umkehrschluss natürlich auch einen großen Dank fürs Lesen

Sehr schön zu lesen, dass dir mein Text gefällt
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Alt 29.07.2021, 18:03   #4
männlich ex-LordJP
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Standard Melodie der Stille

Gern geschehen, habe schon bemerkt, dass hier an mancher Stelle der Ton etwas rauer ist :-(
ex-LordJP ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.07.2021, 18:39   #5
männlich Anaximandala
 
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Ja aber nimm das nicht persönlich, manches könnte sich ganz sicher auch anders ausdrücken, aber erkenn darin Tipps, etwas zu verbessern... Ich hab hier wirklich einige verdammt nützliche Tipps bekommen, von denen ich die meisten erstmal so garnicht hören wollte

Die Idee von deinem Text gefällt mir, irgendwo in den letzten Wochen hab ich auch Texte gepostet, die in eine ähnliche Richtung gingen
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Alt 29.07.2021, 21:35   #6
männlich MonoTon
 
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Hallo Anaximandala

Ich sehe von dir einige Texte die mir von der Sprachmelodie und der Farbgebung die du erzeugst Großteils sehr gefallen. Stets sehr melancholische und warme Zeilen.
So auch dieses hier. Du hast eine Art sehr bildhaft und rhytmisch zu schreiben, alles an der Sprache und der Phonetik wirkt in sich sehr aufgeklärt.
Ein hoher Wortschatz, welcher es dir ermöglicht passende Reime und auch durchgängige sinologien, oft orientiert am nahen Osten zu übermitteln und das Stilmittel mehrere synästhesien zu erzeugen. Die Metaphorik beherrscht du ebenso gut. Meiner Ansicht nach sehr Poetische Zeilen.
Deine Wortgewandtheit überzeichnet sogar kleinere metrische Fehltritte, die hin und wieder sogar dem Gewohnheitsmetrum kaum ein stolpern zufügen.

Zunächst gebe ich dir eine metrische Analyse und hoffe dass ich heraus filtern kann worauf ich hinaus möchte.

Metrik - Betonungsaspekt

Zitat:
Ganz lautlos spielt die Sinfonie
der Stille ihre Melodie,
Die ohne, dass ein Ton erklingt,
Von tief verborgner Wahrheit singt.
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX

4 Zeilen in durchgängigen Jamben mit je 5 Versfüßen. Narrative Erzählweise

Auffällig ist hier die Reimwahl. Der Paarreim tritt, entgegen seines Charakters, nicht humoristisch und verspielt auf, er wirkt etwas kindlich, aber dennoch passend für einen leichten und lautmalerischen Einstieg.
Er unterstützt das Merkmoment der ihm innewohnenden Zeilen.

Der melancholische Aspekt der Worte ist ein schwieriger Balanceakt, abzielend auf die Emotion des Lesers, der zwischen dem Gefühl von Wohlsein und Distanzwahrung kurz innehält um zu überdenken, was er/sie da gerade gelesen hat, ohne sich selbst zu sehr involviert zu fühlen.

Die Worte an sich wirken allerdings sehr ähnlich, trotz ihrer gegensätzlichen bedeutungen. Oxymorone sind ein schönes Mittel um Wortgewaltig zu wirken, ohne viel zu sagen.
lautlose Sinfonie / stille Melodie / ohne Ton erklingt
Nur in der letzten Zeile findet sich kein Oxymoron, was ein laut werden tatsächlich zulässt.
In den vorherigen Zeilen herrschte tatsächlich Zurückhaltung, um nicht zusagen ein innerer bemerkbarer Zwist des Lyr.ich/du. Ein Lyr.ich/du ist tatsächlich noch nicht klar erkennbar, da die Begebenheit sehr Allgemeingültig gehalten ist, was es jedem Leser ermöglicht sich somit Angesprochen zu fühlen. Es wirkt eher als würde der Leser selbst, in deinem Sinne, narrativ resümieren.
Die Tropen in denen du dich bewegst sind allesamt auf Ton und Stille ausgelegt, was das ganze zwar sehr harmonisch wirken lässt, aber tatsächlich auch ermüdend aufgefasst werden kann, da die selben Momente nur in etwaig anderen Wortlauten wiederholt werden. Vermutlich für dich soetwas wie ein warm-werden mit der Sprache und ein reinkommen in den Flow. Kontrolliertes in Stimmung versetzen.
Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Gedichte du leider nie beenden konntest, weil du in deinen "Flow" nicht zurück gefunden hast. Das stimmt mich fast schon etwas traurig.

Noch ist mir nicht klar inwiefern diese "tief verborgne Wahrheit, die am Schluss besungen wird, obwohl völlige tonale Stille herrscht" in irgendeiner Form nützlich für den Text ist, ohne ihm zu unterstellen, dass die Oxymorone hier vielleicht zuviel Stille erzeugt haben. Man hört eigentlich gar nichts.

Zitat:
Denn erst im Stillen sieht man klar.
Wenn kein Gedanke uns beschränkt,
Dann wird das Wissen offenbar,
Das unser Suchen sonst verdrängt
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX

Abermals 5 Versfüße durchgängiger Jamben in jeder Zeile.
Das Reimschema aber hat gewechselt. Der Paarreim wurde zum Kreuzreim, was mir zuvor fast gar nicht aufgefallen war. Ich schiebe die Schuld auf die irreführenden Oxymorone der Vorstrophe, da sie meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen.

Das Thema Stille wird erneut aufgegriffen, als Resümee in Hinsicht auf die erste Strophe, die trotzdem irgendwie nie wirklich laut oder hörbar wurde. Sie wurde sogar als Tonlos bezeichnet, was ein unwiderruflicher lautloser Aspekt ist.
Vermutlich eine sehr langgezogene Metapher für einen Taubstummen oder extrem introvertierten beobachtenden Charakter, einen Analytiker der alle Glieder sorgfältig seziert um ein exaktes Bild zu erhalten. Fast schon Selbstgeißelnd akribisch.

Pleonasmen haben jetzt die Bühne, welche sich dennoch im oxymoren Bereich aufhalten.
Stille, beschränkte Gedanken / offenbares Wissen / suchendes verdrängen
Ausschlaggebend ist hier wieder die Stille, die im Zentrum der ersten und nun auch zweiten Strophe steht. Ein herumeiern um die eigenen Gedanken ohne sich selbst klar oder bewusst zu sein, was eigentlich Zielführend ist. In jedem normalen Menschen ein Hinweis auf Aggressionsaufbau, depressive Distanzierung und oft auch Selbstwertverlust. Das Unvermögen sich Auszudrücken oder etwas zu vermitteln, aus Angst nicht gehört oder verstanden und akzeptiert zu werden. Angst davor innerhalb der eigenen Logik unlogisch zu erscheinen, mit dem Ergebnis gar nicht erst versuchen zu wollen das Wort laut werden zu lassen.


Zitat:
Wenn dein Geist in der Stille wohnt,
Kehrt was du denkst zurück zu dir,
Wo's unverrichtet sich verlier,
So dass dein Ego dich verschont.
XxXxxXxX
XxxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX

Okay, hier wird es metrisch chaotisch, man merkt, dass der Autor "entweder" den Flow nicht mehr konkret zurück gewinnen konnte, da er eigentlich schon nach Strophe 2 sein Pulver verschossen hat. Der Wechsel innerhalb der Metren wirkt unkontrolliert.
"Oder aber" eine andere Möglichkeit wäre, dass der Autor versuchte einen inneren Zwist darzustellen, der voller Stolpersteinen steckt, um ein hadern mit sich selbst laut werden zu lassen, welcher in seinem eigenen Geist stattfindet. Man ist sich selbst bekanntlich ja der größte Feind wenn es um Eigenkritik geht. Und oftmals ist man erbarmungsloser mit sich selbst als mit seinem Gegenüber, wenn man zunächst alle Schuld bei sich sucht und abwägt ob man tatsächlich Schuld an etwas trägt.
Inwiefern das Ego einen verschont ist mir da nicht ganz klar, wenn es um stilles vor sich hin brüten und in den eigenen Gedanken herum-8.ten geht, Denn vieles kommt nicht nur einmal zu einem zurück, sondern wieder und wieder und oft ohne konkrete Lösung aufgrund des fehlenden Vermittelns und austauschen mit anderen.
Man muss schon sehr klaren Verstandes sein, um diese Verkettungen von sich aufstauenden Ereignissen aufzudröseln mit all seinen Auslösern und nach sich ziehenden Ereignissen. Um nicht zu sagen, voraussichtig und abermals analytisch veranlagt.

Zitat:
Denken: eine Perlenkette,
Die kaum Zwischenräume hätte,
Doch zieht man diese Kette lang,
Und pflegt ganz sorgsam den Moment,
Der Stille, der Gedanken trennt,
Vernimmt man bald schon ihren Klang.
Xx | XxXxXx
xxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX

Okay, das Metrum lässt hier vermuten, dass innerhalb des Metrums im Bezug auf die Perlenkette der Schlüssel liegt.
Das Denken ist die angesetzte Lösungsvariante, da dieses Denken sich konkret auf die Aufgliederung der Perlenkette bezieht. Die Gedanken anhand des Nachdenkens ordnen und verknüpfen.
Allerdings ist da immer noch das anfangs leidliche Moment der Stille, welches wieder aufgegriffen wird und welches nach wie vor in Strophe 1 als Tonlos dargestellt wurde.
Man hat zwar jetzt in der gegebenen Conclusio nachgedacht in all seinem Facettenreichtum und sich eine Lösung zusammengeknüpft, aber das verlautbaren der Lösung lässt auf sich warten.
"Bald" ist keine konkrete Zeitangabe, vermutlich wird aus dem bald ein "Nie",
weil man durch ein weiteres Wort seines Gegenübers "bald" neue Gedanken zum verketten und aneinander Knüpfen findet.
Etwaige weitere Varianten einer eigentlich schon auf der Hand liegenden Lösung eines Problems, welches vermutlich im Kopf des Denkenden größer und bedeutender ist, als im Auge des Problemerzeugenden. Ein Kettendenkreaktion.

Fazit:
Wow, ich mag es derart eingefangen zu werden in Texte, dass sie mich zum mitdenken und aufdröseln animieren und der Text war es allemal Wert. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank

LG Mono

Zitat:
Gern geschehen, habe schon bemerkt, dass hier an mancher Stelle der Ton etwas rauer ist :-(
Nimm dir hier nicht zu viel zu Herzen, oft ist der Ton nur rau, weil man kaum richtig hinschaut und vergisst, das Respekt etwas ist, das man nicht nur bekommt sondern auch gibt, wenn man Respekt erwartet.
Respektvoller Umgang ist bei der älteren Generation immer etwas, das von der jungen Generation auszugehen hat. Entweder Ignorieren, Melden, oder einfach freundlich bleiben
Der Blick auf das Wesentliche ist entscheidend.
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.07.2021, 22:22   #7
männlich Anaximandala
 
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Hallo Mono

Erst einmal wow, ich bin begeistert von deiner Antwort, werde sie mir aber noch paarmal durchlesen und mir Gedanken machen.
So einer tiefen Auseinandersetzung mit meinem Gedicht möchte ich gerne eine eine selber eine Antwort geben, die dem angemessen ist und auf so viel wie möglich entsprechend eingeht

Vielen Dank für deinen Text, darüber freue ich mich wirklich riesig.

Ich werde dir später angemessen antworten

Viele Grüße
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2021, 01:06   #8
männlich Anaximandala
 
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So, auf gehts xD

Erst einmal vielen Dank, für deine lobenden Worte
Du hast recht, das meiste von dem, was ich schreibe ist sehr nah- bis fernöstlich orientiert, vermutlich vermischt sich manchmal auch einiges aus Taoismus, Sufismus und Advaita Vedanta (Hinduismus), auch aus einigen anderen Richtungen, aber die drei sind wohl die Strömungen, die auf mich den meisten Einfluss ausüben. Bewusst ist der Text vom Advaita Vedanta beeinflusst, obwohl durch das ganze Konzept und die Paradoxie auch der Taoismus einfließt.

Was das Metrum angeht muss ich sagen, dass das einer der Texte ist, in denen ich mich nicht besonders um das Metrum gekümmert habe, das wechselt bei mir von Zeit zu Zeit etwas, aber die meisten Zeilen, die ich schreibe sind schon ohne großes Zutun im Jambus.

Das Reimkonzept ist in diesem Fall ein Experiment gewesen, normalerweise schreibe ich meine Texte im Kreuzreim, aber ich wollte mal verschiedene Reimformen in einem Text ausprobieren xD

Das lyrische-Ich xD
Auf so eine Aussage warte ich jetzt seit ich Gedichte schreibe
Ich kann dir garnicht genau sagen warum, aber die meisten meiner Texte stehen eher in einem lyrischen-Wir, ich glaube ein erkennbares lyrisches-Ich haben maximal 5 meiner Texte, der Rest ist eher allgemein und in Wir-Form geschrieben. Oder eine Paraphrasierung von Aphorismen oder Sprüchen, die mir gut gefallen, entsprechend auch ohne Ich. Aber dazugesagt, unter den Texten, die ein lyrisches-Ich enthalten sind einige meiner mit Abstand schönsten Texte.

Die Idee, die dem Gedicht zu Grunde lag, war der Gegensatz "Melodie der Stille", die ich in dem Text auf das Denken beziehe und unter dem Gedanken angehe, dass Erkenntnis hinter den Worten und dem bewussten Denken liegt. Das findet sich in ähnlicher Form in verschiedenen Strömungen wieder, im Taoismus liegt der Fluss des Lebens, in dem wir uns wie von selbst bewegen und zur Hand haben, was wir gerade benötigen, außerhalb des absichtsvollen Denkens und Handelns, da jede Absicht und auch jede Änderung uns aus dem natürlichen Fluss wirft und Widerstände aufbaut.
Im Advaite Vedanta, auf das ich hier bewusst die meisten Gedanken gründe, ist es so, dass das Selbst nicht in den Gedanken gesucht wird, sondern in ebendieser Stille. Falls du möchtest suche ich dir dazu auch gerne noch Begründungen raus.
Aber man könnte das ganze auch schlicht auf das Unterbewusstsein beziehen, dass uns weitaus besser kennt, als unser Verstand. Das sich nicht in Worten, sondern in Gedankenblitzen äußert und uns erst dann etwas erzählen kann, wenn unser Verstand ihm diesen Raum gibt. Deshalb die Gedankenstille und die Antworten, zu denen sie führt.


Du wirst lachen, die Zahl der Texte, die ich nicht zu Ende bringen konnte, kann ich an einer Hand abzählen, und wären sie mir wichtig gewesen, hätte ich wohl auch das gekonnt xD
Mein Problem ist nicht das Ende, sondern der Anfang. Wenn der adequat steht kommt der Rest von alleine, da plane ich auch nicht viel oder denke groß drüber nach, das kommt einfach, Zeile für Zeile und wies ausgeht weiß ich, wenn ich es geschrieben habe xD
So ganz doof gesagt, es gibt natürlich Ausnahmen, hier zum Beispiel endet der Text auf einen geplanten Gedanken... Aber dazu an entsprechender Stelle mehr.

Wiegesagt, mein Problem ist der Anfang. Nenn mir ein Thema und ich schreib dir einen Text, frag mich nach nem Thema und nenne dir eines, über das ich auch selber gerne schreiben möchte, aber mich selbst nach einem Thema zu Fragen hat auch schon zu monatelangen Kreativpausen geführt... Und dem paraphrasieren guter Sprüche, durch das ich mich mit ihnen auf einer ganz anderen Ebene auseinandersetzen und meine Fertigkeiten schärfen konnte... langsam wird das ganze aber auch mit den Ideen.

Die tief verborgne Wahrheit... Das wäre dem Taoismus nach das Tao, in dem man sich nur absichtslos und willenlos bewegt, aber keine Frage eine Antwort offenlässt. Dem Vedanta nach das Selbst, das außerhalb von Verstand, Ego und Gedanken liegt, unser reines Bewusstsein, nicht durch Ängste oder Wünsche verzerrt, nicht durch bewusstes Schauen erkennbar.
Bewusstes Schauen in dem Sinne, wie wenn man in nen Spiegel schaut, man guckt bewusst, deshalb sieht man sich verstellt. Unser Selbst ist einfach da, nur erkennbar ohne den Versuch es zu tun, ohne Verzerrungen oder so. Wie wenn man im äußersten Winkel des Blickfeldes schaut, je mehr mans versucht, desto weniger klappt es, versucht mans garnicht, klappt es dafür problemlos.

In Strophe 2 versuche ich eine kurze, eigentlich zu kurze Erklärung zu geben, warum die Stille uns Antwort gibt. Gesucht werden Antworten aus den tiefen des Bewusstseins, reine Reflexion würde sie vielleicht sehen, aber normal sind wir nicht total reflektiert, unser Denken beeinhaltet Ängste Wünsche und Komplexe... Und der Verstand ist garnicht in der Lage die Komplexität des Unterbewusstseins zu erfassem, dazu hat er viel zu beschränkte Rechenoptionen.

Einstein meinte mal
Ein erhabenes Geschenk und sein ergebener Diener, doch wir vergessen das Geschenk (unser Unterbewusstsein/ das Selbst / das Tao (steinigt mich, wenn ich falsch liege, das ist meine Erklärung, meine Verbindung, keine Gewähr auf Richtigkeit xD)) und vergöttern den Diener (den Verstand)

*Das mit dem vom Ego verschont bleiben hast du glaube ich ein wenig falsch aufgefasst, nicht das Ego schont uns, wir werden geschont von den Wirkungen, in denen sich das Ego äußert. Vielleicht hätte ich das einfach anders ausdrücken können.

Strophe 3 ist insgesamt, wie auch Strophe 4 die Wiedergabe eines Gedanken aus dem Vedanta. Wer in der Stille, in seinem Selbst ruht, zu dem kehren die Gedanken unverrichteter Dinge zurück und verlieren ihre Bedeutung. Und unsere Gedanken entspringen schließlich dem Verstand mit seiner recht begrenzten Rechenleistung und seiner Angst-, Wunsch- und Komplexsteuerung. Oder anders gesagt, gibt man dem Verstand, dem Ego nicht die Bedeutung, die er gerne ausdrücklich fordert, dann verdeckt er nicht die gedankenlosen Blitze unseres Unterbewusstseins und seiner vergleichsweise unfassbaren Rechenleistung.
Das Unterbewusstsein erzählt uns halt nur nicht, was wir hören wollen, sondern was sich aus den Umständen ergibt, was wir gerade brauchen (nicht zu brauchen glauben). Die Stille unseres Selbst gibt uns Antwort, wer absichtslos im Tao weilt hat ohne zu Fragen alle Antworten.

Der negative Einfluss vom Ego liegt in seinen Forderungen, das Ego will Fokus, Fokus verdeckt unser Unterbewusstes, es erkennt nur an, was es versteht (bei ich glaube 40 Rechenoptionen die Sekunde), das Selbst, das Unterbewusste rechnet so um den Faktor -keine Ahnung ganz schön viel halt- mehr... Und assoziiert. Das Ego/der Verstand verwirft, was es/er nicht versteht, das Unterbewusstsein wirft willkürlich in den Raum xD

Was die Perlenkette angeht, genau, sie stellt das Denken dar. Die Perlen sind die Gedanken, ein Gedanke kann nicht unterdrückt werden, er taucht auf, er verschwindet, aber zwischendurch ist er da... Doch zwischen zwei Gedanken ist ein Moment Stille, ein Hauch von Nichts, um uns selber zuzuhören...
Darauf zielt das Vedanta ab, diese Stille zu kultivieren und zu pflegen um in ihr sich selbst zu erkennen. Bald... Das ist in diesem Zusammenhang jeder Blitz an Erkenntnis und Verständnis, der eine Wahrheit aus uns selbst kommend offenlegt. Ein Blitz wie der, wenn uns wieder einfällt, was uns plötzlich entfallen ist und den wir trotz allem Suchen, durch alles Suchen, einfach nicht zu fassen kriegen. Selbst wenn er noch Sekunden vorher dem Verstand glasklar war... weg ist weg, und gefunden wird eher das, was nicht mehr gesucht wird. So lange wir suchen, sehen wir auf schwarze Flecken... Und irgendwann, wenn das ganze vergessen ist, erscheint aus dem Nichts heraus die Antwort, die wir im angestrengten Suchen nicht finden konnten.

Das ist das Bald, das ist die verborgene Antwort, das ist hinter der Stille, das ist, was wir absichtslos finden, ohne es zu suchen und haben, wenn wir es benötigen ohne es dabei zu brauchen. Stille ist Klarheit, das Denken ist eine Wasseroberfläche und Gedanken sind Wellen. Erst in der Stille erkennen wir uns selbst, an sonsten sehen wir in den Wellen unserer Gedanken nur verwackelnde und verzerrte Bilder unserer selbst, aber nicht unser Selbst.

Ich glaub das wars...



Ganz ehrlich, sorry, dass es so lang geworden ist xD
Falls du es nicht liest, nicht schlimm, schwer zu sagen, wie sehr dich diese ganzen Erklärungen interessieren xD
Aber wenigstens hat mich das Schreiben ganz sicher ein kleines bisschen klüger gemacht... Und wenn du es ganz gelesen hast, dann doppelten und dreifachen Dank.

Danke für den tollen Text zu meinem Gedicht, danke für den Spiegel meiner selbst durch die Interpretation des Textes und Danke für die Möglichkeit, den Text dir und somit auch mir selbst etwas mehr zu erklären.

Viele Grüße und eine gute Nacht

Geändert von Anaximandala (30.07.2021 um 03:56 Uhr)
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