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Alt 09.02.2021, 17:03   #1
männlich Schreiberli
 
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Standard SchreibWeiterGeschichte

Hallöchen, ich hätte da eine Idee.
Ich würde gerne eine gemeinsame Geschichte mit allen schreiben, die Lust dazu haben. Einfach dazu in den Kommentaren die Fortsetzung posten.
_____________

Endlich wieder Schnee. Ich sah glücklich aus dem Fenster heraus und nippte an meiner Tasse, aus der es noch dampfte. Der Geruch des Kaffees stieg mir in die Nase. Meine Gedanken schweiften ab und ich dachte wieder an meine Kindheit.
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Alt 09.02.2021, 19:42   #2
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Hallöchen, ich hätte da eine Idee.
Ich würde gerne eine gemeinsame Geschichte mit allen schreiben, die Lust dazu haben. Einfach dazu in den Kommentaren die Fortsetzung posten.
_____________

Endlich wieder Schnee. Ich sah glücklich aus dem Fenster heraus und nippte an meiner Tasse, aus der es noch dampfte. Der Geruch des Kaffees stieg mir in die Nase. Meine Gedanken schweiften ab und ich dachte wieder an meine Kindheit.
Ich kloppe mal die überflüssigen Wörter raus und mache dann weiter:
Endlich Schnee. Ich sah glücklich aus dem Fenster und nippte an meiner Tasse, aus der es dampfte. Der Geruch des Kaffees stieg mir in die Nase. Meine Gedanken schweiften zurück in die Kindheit.

Papa hatte mir das Rodeln heißgeredet und den Schlitten aus dem Keller geholt. Einen großen Schlitten. Nicht so einen, auf dem nur ein Kind sitzen konnte, sondern auf dem zwei Platz hatten, und dann guckten hinten immer noch die Holzstreben raus.

Ich freute mich wie irre auf die Rodelpartie und zog mit meinen Eltern in die Kälte. Bis zu dem Freizeithügel hatten wir einen strammen Marsch hinzulegen, denn Autos konnte sich damals nur die Crème-de-la-Crème leisten. Unterwegs wurde mir kalt, was mir sichtlich auf die Laune schlug. Meine Füße fühlten sich taub an, ich quengelte herum, zog meine Mutter an der Hand und wollte nur noch zurück nach Hause. Um mich zu beschwichtigen, flößte mir Papa ein paar Milligramm Schnaps ein. Aber auch ohne dieses Elixier wäre ich zum Durchhalten verdammt gewesen, denn ich hatte als Knirps nichts zu melden gehabt.

Letztendlich kamen wir an der Rodelpiste an, an der es schon lustig zuging. Da war ein Schreien und Juchzen, als es hügelab ging. Als ich mit meinen Eltern oben stand und nach unten guckte, wurde mir mulmig zumute. Das war eine lange Strecke. Und ganz schön steil!

Aber Papa sprach mir zu, legte sich in seinem dicken Ledermantel (ein Relikt aus der Wehrmacht) auf den Schlitten, hieß mich auf seinen Rücken zu setzen und schärfte mir ein, mich mit beiden Fäusten in seinen Kragen zu krallen.

Ich vertraute ihm. Und ab ging die Fahrt!

Danach konnte ich nicht genug kriegen. Ich hastete den Hügel hinauf, Papa mit dem Arm um den Schlitten neben mir, und dann ging es wieder hinab – immer wieder und wieder, bis ich vor Schwitzen am liebsten meinen Mantel weggeworfen hätte.

So ging es weiter, bis die Dämmerung einbrach. Als wir nach Hause gingen, wurde mir nicht mehr kalt. Das Feuer in mir brannte, bis Papa die Wohnungstür aufschloss, ich in mein Zimmer stürmte und meinen Plüschtieren – das waren nämlich meine Kinder – von meinem Rodelabenteuer erzählte.
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Alt 10.02.2021, 16:45   #3
männlich Schreiberli
 
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Fortsetzung:

Ich saß nun auf meinem Bett und rings um mich herum blickten mich lauter Knopfaugen an, die auf meine Erzählung warteten. Ich vertiefte mich so in die Schilderungen des unglaublichen Tages, dass ich fast nicht mitbekam, wie mich meine Mutter rief.
Schnell rannte ich zu ihr in die Küche. Meine Mutter hielt einen Kochlöffel in der Hand und verdeckte einen Topf, an dem es verdächtig gut roch. Dann hob sie den Deckel und wies mich an, die große Glasschale zu holen. Anschließend suchte sie ein Päckchen Butterkekse aus dem Schrank heraus und begann grinsend Schokopudding abwechselnd mit den Keksen in die Schale abzufüllen. Ich freute mich riesig, denn diese Mahlzeit liebte ich. Die Aussicht, zusammen mit der Familie vor dem Fernseher bei einem besinnlichen Weihnachtsfilm den Pudding zu naschen, entlockte mir ein breites Lächeln.
Doch als ich naschen wollte, schlug mir die Mutter sanft auf die Finger. Ich hatte es bisher noch nie geschafft, unbemerkt etwas Pudding zu stibitzen. Meine Mutter passte einfach viel zu gut auf. Ihre Adleraugen sahen alles und ihre Luchsohren hörten alles. Es war praktisch unmöglich, dennoch versuchte ich es jedes Mal aufs Neue.
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Alt 10.02.2021, 20:08   #4
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Den Schokopudding bekam ich trotzdem, sogar mit Sahnehäubchen. Nur etwas später. Normalerweise aßen wir Deftiges zu Abend, Roggenbrot, brettdick mit Butter bestrichen und obendrauf Schinken, Salami und Scheibenkäse. Doch nach einem Rodeltag unter schneetrübem Himmel und bis auf die Knochen durchgefroren war natürlich etwas Warmes, Süßes das rechte Rezept, die Lebensgeister wieder auf hundert hochzufahren. Mutter wusste immer, was die Stunde schlug und ihren Lieben guttat. Ohne sie wäre meine Familie ein trauriger Haufen gewesen.

Da war zum Beispiel meine Tante Julia, ihre Schwester, der sie aus der Patsche half, nachdem der Himmel über sie eingestürzt war.
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Alt 13.02.2021, 00:21   #5
männlich dr.Frankenstein
 
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Julia hatte nämlich, wie meine Mutter sagte, eine Deprision oder sowas. Wo man nich aus dem Bett kommt. Sie sah mich so gruselig an und hauchte: "Ich weiß nicht wer ich bin." Mir wird gleich wieder Kalt wenn ich daran denke, aber nicht auf diese gute Art. Jetzt ist Tantchen aber wieder fit, sie malt jetzt Bilder von Katzen die wie unser Führer aussehen. Nur darf ich eigentlich mit niemandem darüber reden, außer mit den Knopfaugen. Vati wurde ja leider bei der Wehrmacht rausgeschmissen, aber auch das hat Mutti wieder hinbekommen. Er darf jetzt bald an die Ostfront. Irgendwie freut er sich aber garnicht.Da bin ich richtig froh das er heute mal wieder richtig lacht.
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Alt 13.02.2021, 02:30   #6
männlich Ex-Ralfchen
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Da bin ich richtig froh, dass er heute mal wieder richtig lacht...

...denn er meint, dass der Führer einfach das beste für die Welt sei. Allerdings war er der Meinung, dass der Antisemitismus ein Schwachsinn ist. Dümmeres als die Rassen-Gesetze konnte es wirklich nicht geben. Nur mit den Juden könnten wir Deutschen die Welt erobern. Aber das ist gelaufen. Ja die Ostfront wird echt lustig, denn wie wir alle wussten: Im Osten gibts nix Neues. Er wirft einen Blick in das geheime Familienalbum. Großmutter war eine Sinti und Ops ein konvertierter Charedim, der fast jeden Tag Schweinsschnitzel gefuttert hatte. Na ja gut, dass das niemand weiß.
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Alt 13.02.2021, 15:31   #7
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Aber nun schaltete Vati den Fernseher ein und wir setzten und gemeinsam aufs Sofa. Dann stimmten wir, wie jedes Mal, ab, was wir von den aufgenommenen Filmen anschauen wollten. Diesmal hatte glücklicherweise ich überzeugt, denn es war schließlich Winter und da war es ein Muss, einen winterlichen Film zu schauen. Diese Begründung überstimmte alle Gegenstimmen. Also begann der Film und wir luden uns den Pudding auf die Teller.
Ich lass los, ich lass los, die Kraft, sie ist grenzenlos. Ich lass los, ich lass los, sang Prinzessin Elsa und tanzte über einen schneebedeckten Bergrücken, bevor sie einen gewaltigen Palast aus Eis wachsen ließ. Mein Vater verzog das Gesicht, denn es sei ihm etwas zu kitschig, aber FamilyGuy war ihm recht. Das sollte mal einer verstehen. Ich lauschte dem schönen Gesang der Eisprinzessin und malte mir bereits aus, wie ich dieses Lied auf einem Konzert zum Besten geben würde – ein Konzert extra für meine geliebten Kuscheltiere. Die freuen sich immer, wenn ich ihnen etwas vorsinge oder erzähle. Dann lauschen sie mir immer ganz andächtig. Aber ich muss zugeben, auch sonst sind sie nicht sonderlich gesprächtig. Manchmal kommt es mir so vor, dass ich mit mir alleien spreche, doch wenn ich in die treuen Augen meiner plüschigen Lieblinge schaue, spüre ich, dass sie mich verstehen können und nie meine Geheimnisse, die ich ihnen bereits fast alle anvertraut hatte, ausplaudern würden. Ich liebe sie einfach über alles. Vor allem der große Plüschbär Brumi ist mir ans Herz gewachsen. Nie würde ich auch nur einen von ihnen hergeben. Das wusste ich sicher.
Leider war der Film schon vorbei … und die Puddingschüssel leer. Aber bekanntlich sind die besten Filme am kürzesten. Also musste dieser Film spitze gewesen sein. Ich summte das Lied noch vor mich hin, als ich bereits im Bad stand und meine Zähne putzte. Das Konzert würde ich erst morgen geben können, aber das Plakat wollte ich noch heute malen und an meiner Zimmertüre aufhängen, damit es auch wirklich niemand verpassen konnte.

Ein stoffig-winterliches Konzert
Für alle, die ein weiches Herz und treue Augen haben
Eintritt: 1x kuscheln
Dauer: bis ich fertig bin
Sitzplätze:
links
mittig
rechts


Zufrieden befestigte ich das Plakat und legte mich dann schlafen.
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Alt 13.02.2021, 22:32   #8
männlich dr.Frankenstein
 
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In der Zwischenzeit unterhalten sich Mutti und Vati. Was bitte ein Fämi Gei ist, fragt er. Und Mutti schiebt es auf die Lebhafte Fantasie: "Du weißt doch wie er bei den Filmen von Hans Albers reagiert. Manchmal wünschte ich unsere Welt wäre auch so heil wie seine."
"Naja, zumindest kann ich meine letzten Tage auf der Welt noch mit euch genießen." legt Vati sich auf Muttis Schoß die ihm die Haare krault und dabei lächelt: "Dank meinem Bruder können wir all das überhaupt erleben, der hätte selbst für Hitler Ahnentafel basteln können, um unsere reine Abstammung zu erfinden."
Vati sieht sie an: "Warum sind wir eigentlich nie in den Widerstand gegangen?"
Sie kneift ihn: "Wir können hier leben und müssen nicht wie die armen Teufel schuften, überleg dir was du sagst."
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Alt 14.02.2021, 12:27   #9
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In meinem Zimmer ging unterdessen die Vorbereitung zur bevorstehenden Vorstellung los. Ein letzter Blick aus dem Fenster verriet mir, dass alle Gäste anwesend waren. Kein weiteres Stofftier kam mehr. Aber Moment! Was war das? Da stand ein Mann mit einem dicken Strauß Rosen vor der Tür. Neugierig lief ich ins Wohnzimmer, in dem meine Mutter bereits mit dem gewaltigen Strauß stand. An ihm hing ein Kärtchen, das folgende Nachricht trug:

Für meine über alles geliebte Frau
ein Blumenstrauß aus Liebe und Rosen.


Wie schön! Vati hatte ihr tatsächlich zum heutigen Valentinstag Blumen schicken lassen. Nun entdeckte meine Mutter sogar, dass ein weiteres Geschenk darin versteckt war. Ein Kinogutschein für heute Abend. Das passte mir natürlich sehr gut, denn dann konnte ich in Ruhe mein Konzert geben und müsste nicht mit ungebetenen Gästen rechnen.
Mutti begann im Schlafzimmer schicke Klamotten herauszulegen und probierte sie alle an. Über eine Stunde musste ich ihr dabei sagen, wie schön oder eben nicht schön ich das aktuelle Kleidungsstück und die Kombination ich fand. Es war wirklich langweilig und mit meinen Gedanken war ich ohnehin woanders.
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Alt 23.02.2021, 13:36   #10
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Endlich war es dann soweit. Meine Eltern verließen das Haus und mein Konzert konnte endlich beginnen. Ich machte einige Gesangsübungen und wollte gerade zu meinem ersten Lied anstimmen (es sollte Let it go von Die Eiskönigij auf Deutsch sein), als es unerwartet an der Haustüre klingelte. Ich für erschrocken herum, doch als ich aus dem Fenster sah und das Auto meiner Eltern nicht mehr vor der Türe stand, wurde mir bewusst, dass es unmöglich sie sein konnten. Leider konnte ich nicht erkennen, wer da vor der Tür stand. Es klingelte wieder. Nun energischer und länger.
Ich wandte meinen Blick wieder ab und sang das Lied, doch das Klingeln ging mir nicht aus dem Kopf. Ich fühlte mich unwohl und mein Herz schlug schneller.
Es klingelte erneut, diesmal im Sturm und es hörte nicht mehr auf. Ich musste öffnen. Zwar hatte ich panische Angst, aber was, wenn jemand in Not war? Aber nein, das konnte nicht sein, denn so jemand würde überall klingeln, nicht nur an einem Haus, um möglichst schnell Hilfe zu bekommen.
Das erneute Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Ich lief die Treppe hinunter und konnte eine Silhouette erkennen, die mir nicht bekannt vorkam. Ich trat einen Schritt näher an die Tür und wartete kurz ab. Ich beschloss, dass ich öffnen sollte.
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Alt 03.03.2021, 12:04   #11
männlich dunkler Traum
 
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... ich öffnete die Tür und erschrak. Oh, nein, nicht, ich hatte vergessen, vorher in die Kugel zu schauen, dabei hatten wir heute keinen Schicksaltag mit drei Primzahlen und trotzdem steht dort der verdammte Georgier.
Dobri djen, menja sawut Stalin, begrüßt er mich und stampft durch die Tür.
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Alt 03.03.2021, 12:43   #12
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Zitat:
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.... und stampft durch die Tür.
Es war die 13. Tür, die einst dem Marienkind der Brüder Grimm das Leben gekostet hätte. Dem Mädel brannte bereits der Baumwollkittel bis zum Kragen, als es auf dem Scheiterhaufen, dem ultimativen und patentierten Folterinstrument des Homo Sapiens christlicher Entwicklungsstufe, der Mutter Gottes alles auf die Brust spuckte, was diese in stufenweisen Durchgängen von FBI-zerzifizierter Gehirnwäsche verlangt hatte. Als die Flammen gelöscht waren und das Mädel erlöst die Augen zum Himmel hob, erschrak es, denn was es sah, war nicht die Madonna, sondern ein fahles Gesicht mit einem Seehundbart, aus dem schwarze Augen brannten. Unter dem breiten Hals, der dieses Gesicht trug, befand sich eine Uniform, an deren Revers rote Orden prangen. Alle trugen Sichel und Hammer. "Ich dachte, ich hätte die Dreifaltigkeit geschaut und mich versündigt", jammerte das Mädchen angesichts der Tatsache, sein Recht auf den Himmel verwirkt zu haben. "Aber jetzt schaue ich dich, Väterchen Stalin. Bin ich dem reinigenden Flammentod nur deshalb entgangen, um in des Teufels Hölle zu krepieren?"
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Alt 03.03.2021, 13:03   #13
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... Otlitschno, otschen karascho, dies könnte die Hölle sein, wenn es denn eine gäbe. Irgend ein Idiot muss die Sphären verschoben haben, denn du dürftest gar nicht hier sein. Bei mir kommst du wegen Drogenmissbrauch in den Gulag, was mein Bruder Adolf mit dir machen würde, weiß ich nicht, also hebe dich hinfort und störe die Geschichte nicht weiter.

Ich selbst stand immer noch mit einer Hand an der Klinke, die andere am Allerwertesten, völlig verstört an der Tür und wunderte mich über den Aschehaufen und die kleine Göre.
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Alt 03.03.2021, 15:54   #14
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Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Unentwegt sah sie mich mit ihren schwarzen Augen an. Meine Knie zitterten unmerklich und das Herz schien mir fast aus der Brust hüpfen zu wollen. Was wollte dieses Mädchen von mir? Der grau-schwarze Aschehaufen verwunderte mich nicht minder. So etwas war mir noch nie vor die Augen gekommen und es kam mir vor wie ein böser Traum.
Plötzlich zog ein frischer Wind auf und wehte dem Gör die rabenschwarzen Haare vors Gesicht. Auch nahm der Luftzug einen Teil der Asche mit sich und verstreute ihn überall. Entsetzt konnte ich den Umriss eines Knochen erkennen. In mir begann sich alles zusammenzuziehen.
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Alt 04.03.2021, 15:50   #15
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In mir begann sich alles zusammenzuziehen und brodelnde Hitze baute sich auf. Ich, ich, ich ... vor meinen Augen verschwamm alles, rotflackernde Pünktchen tanzten Pirouetten, die Brust wurde eng, die Luft wurde knapp. Nur noch weißes Licht - ich hatte keine Angst - ich fühlte mich befreit - es war schön.

Als ich wieder zu mir kam, hüpften weißgekleidete Gestalten um mich herum. Sie hatten keine Flügel, grüngelbe Augen lächelten mich an,
Ja fein, da ist er wieder hier. Können Sie mich verstehen?
...
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Alt 09.03.2021, 16:42   #16
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Vorsichtig beugte ich mich hinunter zu ihnen, doch ihre blicke schienen mich fast zu versteinern. Ich konnte mich kaum noch bewegen. So sehr zogen sie mich ihn ihren Bann. Regungslos stand ich da und sah diese wunderlichen Wesen einfach nur an. Weder ich noch sie sagten etwas. Sie starrten mich ebenfalls nur an; nur mit dem Unterschied, dass sich auf ihren Mündern ein Lächeln befand. Ich legte langsam den Kopf schief und strich mir eine Strähe aus dem Gesicht. Fasziniert sahen mir die Wesen dabei zu. Dann begann eines von ihnen zu reden. Allerdings konnte ich es nicht verstehen. Die Sprache war seltsam und wunderschön zugleich. Ihr ungewöhnlicher Klang verzauberze mich und ich hörte gerne zu. Nun begannen auch die anderen Gestalten zu sprechen; im selben Singsang wie der vorherige. Mit ihren glubschigen Augen blinzelten sie mich an, dann verstummten sie wieder.
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Alt 12.03.2021, 16:27   #17
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... ulkige Gedanken, die mir heute wieder durch den Kopf schießen, dachte ich beim Kaffee schlürfen. Vielleicht sollten wir doch noch ein mal meine Wirkstoffdosierung verändern. Ein Blick auf die Uhr ließ mich die Tasse absetzen und das Tempo meines restlichen Morgenrituals beschleunigen. Meinen Psychodoktor kann ich auch von der Arbeit anrufen. Jetzt erst mal, husch, husch, anziehen, abschließen, Scheiben kratzen und ab geht er.
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Alt 12.03.2021, 18:14   #18
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Der letzte Schluck meines Kaffees war fast schon kalt. Ich stellte die Tasse ins Waschbecken und zog mich an. Wie jeden Morgen wusste ich nicht was ich anziehen sollte. Früher hatte mir meine Mutter immer die Klamotten herausgelegt und ich war glücklich in die Schule gegangen, aber heute war das anders. Aber dann entschied ich mich doch wieder für dasselbe Outfit wie gestern und schnappte mir die Autoschlüssel.

Das Kratzen erforderte mehr Geduld als gedacht. Dieser beschissene Eiskratzer kam einfach nicht gegen die kalte Schicht an. Also lief ich die Straße hinunter und stellte mich an die Bushaltestelle. Auf dem Handy wollte ich nachsehen, wann der nächste Bus kommen sollte, allerdings bekam ich in diesem Funkloch kein Signal. Auf dem gedruckten Exemplar konnte ich allerdings feststellen, dass der nächste Bus erst in einer halben Stunde kommen würde. Na super! Also setzte ich mich auf die Bank und wartete ab. Da fuhr plötzlich ein Auto mit getönten Scheiben vor und hielt direkt vor mir an.
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Alt 28.03.2021, 14:46   #19
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Er ließ die Scheibe runter und sah mich mit seiner Sonnenbrille an. Ich konnte seine Augen nicht erkennen. Wollte der Fahrer nur nach dem Weg fragen oder mich etwa mitnehmen? Gerade winkte er mich herüber und perplex stand ich auf. Langsam näherte ich mich dem aufgemotzten Sportwagen und blieb außer Reichweite der Tür stehen.
"Kann ich Ihnen helfen?", will der Fahrer wissen und entblößt seine strahlend weisen Zähne.
Ich weiß nicht so recht wie ich reagieren soll und zucke darum mit den Schultern. "Habe den Bus verpasst", höre ich mich murmeln.
"Wie bedauerlich. Ausgerechnet bei diesem Wetter." Der Mann grinst breit. "Soll ich Sie mitnehmen? Der Platz neben mir wäre noch frei. Wo soll's denn hingehen?"
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Alt 08.04.2021, 16:19   #20
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Zögerlich trat ich einen Schritt vor und schaute ins Auto hinein. Sollte ich einsteigen? Schließlich gab es tausende Geschichten von Entführungen, aber nicht alle Menschen sind Verbrecher. Man sollte einfach vorsichtig sein, aber nicht allen gegenüber skeptisch. Ich dachte einige Zeit nach, dann teilte ich mit fester Stimme meinen Entschluss:
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