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Alt 14.09.2023, 19:20   #1
männlich jokal
 
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Standard Mäusegeschichten

M ä u s e g e s c h i c h t e n

An einem schönen Frühlingstag, als die Sonne ihre wärmenden Strahlen zur Erde schickte, und bereits die ersten Grashalme vorwitzig aus der Erde guckten, da beginnt unsere kleine Geschichte.
Mutter Maus hatte Nachwuchs bekommen. Zwei putzige Mäuschen hatten das Licht der Welt erblickt. Zärtlich wurden sie noch von Mama Maus abgeleckt und der Mäuse Papa blickte stolz auf seine Kinder. Nach ein paar Tagen waren die Mäusekinder, dank der fürsorglichen Pflege der Mäusemama, bereits recht verspielt und lustig.

Besonders Peppino, so wurde der kleine Mäuserich genannt, war voller Tatendrang und bisweilen sehr ungezogen. Sami, das Mäusemädchen, war etwas braver, dafür aber besonders neugierig. Eines Tages kamen die beiden auf die Idee, dass es auf der Welt noch etwas anderes geben musste, als die finstere Mäusebehausung. So durchstreiften sie die dunklen, modrig riechenden Gänge, bis sie, zu ihrem Erstaunen, in der Ferne ein Licht erblickten.

Vorsichtig blieben die beiden stehen. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Nach einer Weile sagte Peppino leise: „Kannst du mir sagen, was das zu bedeuten hat Sami?“ Die kleine Mäusedame schüttelte nachdenklich den Kopf. „Nein“ sagte sie, „das muss etwas ganz Besonderes sein“. „Die Menschen nennen das Licht“ hörten sie auf einmal jemanden sagen. Als sich die beiden erschrocken umdrehten, erblickten sie ein sonderbares Geschöpf, mit lustigen Hörnern auf dem Kopf. „Wer bist denn du“ wagte Sami zu fragen. „Nun, man nennt mich Carlo, den Hirschkäfer“ brummte der eigenartige Geselle.

„Ich habe hier in der Erde überwintert und werde mich nun im Garten umsehen. Kommt ihr mit?“ Nun das ließen sich die beiden Mäuslein nicht zweimal sagen. Sie marschierten hinter Carlos aus dem Erdloch hinaus, direkt in das warme Sonnenlicht, das den Garten bestrahlte. „Ist das schön“ flüsterte die kleine Sami. Peppino hatte es überhaupt die Sprache verschlagen. Er blickte nur mit großen Augen umher.
„Ich muss mich von euch verabschieden“ sagte Carlos „auf mich wartet dort ein herrlich duftender Haufen Kuhmist“. Sprachs und verschwand unter dem stinkenden Haufen, der den beiden Mäusen überhaupt nicht gefiel.

„Oh, Familie Maus hat Nachwuchs bekommen“ hörten die beiden plötzlich jemanden rufen. Sie blickten umher, konnten aber niemanden sehen. „Hier bin ich“ hörten sie die Stimme wieder. Als sie gegen den Himmel blickten, sahen sie ein lustig gefiedertes Etwas. Und dieses Etwas konnte auch noch fliegen. „ Wer bist denn du?“ fragte Peppino. „Man nennt mich Quirin, den Sperling, und ich gehöre zur großen Gattung der Vögel“ antwortete der Spatz stolz. „Seid ihr auf Erkundungsreise“ fragte er.

Die beiden erzählten ihm die ganze Geschichte und Quirin hörte aufmerksam zu. „ Wisst ihr zwei auch, dass es Tiere gibt, die euch nicht allzu wohlgesonnen sind“ begann er zu erklären. „Ich sage euch das deswegen, weil ich nicht möchte, dass schon bei eurem ersten Ausflug etwas passiert. Hütet euch vor allem vor den Katzen und Eulen, sie sind besonders gefährlich.“ „Katzen und Eulen“ fragte Sami. „Ja, Katzen sind große, gefräßige Ungeheuer mit Schnurrbart und einem langen Schwanz.
Auf ihren Samtpfoten schleichen sie sich ganz leise heran und eh man sich`s versieht, haben sie einen schon gefangen.

Wenn es abends dunkel wird, müsst ihr aber auch auf die Eulen aufpassen. Sie gehören, wie ich, zu den Vögeln, sind aber besonders groß und gefräßig. Mit ihren scharfen Krallen haben sie, wenn sie beinahe lautlos durch die Luft gleiten, schon viele Mäuse erwischt. Also nehmt euch in acht.“ Nach dieser Warnung flog Quirin lustig zwitschernd davon.

Die Mäuschen durchsuchten nun jeden Winkel des schönen Gartens. Mal rochen sie an herrlich duftenden Blumen, dann wieder schaukelten sie auf großen Grashalmen, um von diesen wieder auf den Boden zu purzeln. Die Welt konnte so schön sein. Glücklich tollten die beiden umher. Bald schon hatten sie die warnenden Worte des Sperlings vergessen. Immer weiter wagten sie sich vom Mauseloch weg.

Schließlich kletterten sie auf einen Baum, um die Welt von oben zu betrachten. War das schön. Sanft strich der Wind durch das Fell der beiden. Aufmerksam hörten sie dem sanften Rauschen der Blätter zu, die ein leises Lied zu singen schienen.

Plötzlich sahen die Mäuse, dass sich am Fuße des Baumes etwas im Gras bewegte. Ein eigenartiges, unendlich langes Geschöpf glitt fast lautlos durch das Gras. Wie viele Füße es wohl haben mag, fragten sich Sami und Peppino. Nur ein kurzes Zischen war dann und wann zu hören. Schon wollten sie vom Baum laufen, um das Getier näher betrachten, als ein Vogel, der sich auch in der Nähe befand, unheimlich zu zetern begann.

„Achtung, Achtung eine Schlange“ rief er. „Bleibt ja auf dem Baum, da kann euch nichts passieren“. Wie erstarrt blieben die Mäuslein sitzen. Am ganzen Leib zitternd wagte Sami zu fragen „Ist die Schlange denn etwas Böses“? „Nein, nein“ hörten sie nun die Schlange zischen. Züngelnd log sie: „Kommt doch zu mir herunter, wir werden uns wunderbar verstehen.“ „Glaubt ihr kein Wort, sie lügt, wenn sie nur den Mund aufmacht“ zwitscherte das Vöglein. „Mäuse frisst sie für ihr Leben gern, kommt ja nicht in die Nähe des Untieres“ sagte es.

Als die Schlange merkte, dass die beiden Mäusekinder nicht mehr gewillt waren den schützenden Baum zu verlassen, verschwand sie, grantig vor sich hin zischend, im nahen Gebüsch. Die Mäusekinder bedankten sich herzlich beim Vöglein, dann machten sie sich auf den Heimweg. Vorsichtig huschten sie durch den Garten und schlüpften schließlich erleichtert in ihr Mauseloch.

Mutter Maus hatte sie schon voll Ungeduld erwartet. „ Wo seid ihr Ausreißer so lange gewesen“ fragte sie. Sie erzählten ihr nun die ganze Geschichte, dann trollten sie sich müde, aber doch glücklich so viel erlebt zu haben, in ihr kleines Mäusebett. Bevor sie einschliefen, nahmen sie sich vor, noch viele Abenteuer miteinander zu erleben.
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