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Alt 18.08.2023, 16:43   #1
weiblich Melina Marie
 
Dabei seit: 08/2023
Beiträge: 19


Standard Graublau

Ihr Körper glitt durch das Wasser. Schwamm kleine Runden durch den Pool und ließ Wirbel entstehen. Beinahe frohr sie, denn die sternenklare Nacht hatte ein kaltes Gewand über das Land gelegt. Und bald würde sie es wieder tun. Die Sonne war bereits untergegangen; nur ein seltsames Graublau zog sich über den Horizont. Es glänzte in ihren Augen, ihrer Seele. Sie kam zum Stehen, legte ihre Arme auf dem Rand ab und starrte mit dem Kopf auf ihnen liegend zum Himmel hinauf. Die Wasserwirbel legten sich und das Wasser schien wie ein Spiegel zu sein. Er brachte ihr jedes Mal den Himmel näher. Jedes Mal, wenn sie die Einsamkeit packte.

Heute war die Einsamkeit groß, denn es waren seine Augen, die die gleiche Farbe besaßen. Graublau. Meer und Sturm vereint. Er war ihre sternenklare Nacht, die die Kälte brachte. Sie blickte hinauf und sah nichts als ihn. Auch wenn sie wusste, dass er schon lange nicht mehr an sie dachte. Mit tiefen Seufzern gab sie sich dem kalten Wasser hin und blendete das Geräusch der Zirpen aus, das die Stille schmückte. Es war paradox, wie sie so frei war und sich doch selbst mit ihrer Sehnsucht gefangen hielt.

Ein paar entfernte Stimmen unterbrachen die Melancholie. Sie schaute verschreckt auf und begriff, dass die Geräusche hinter ihr aufgetaucht waren. Ohne zu zögern oder sich umzudrehen, schwamm sie zu einer schmalen Leiter mit weißen Stufen. Als sie sich mit den Armen aus dem Wasser zog, umhüllte sie ein Luftzug, welcher ihr Gänsehaut bereitete. Doch das hielt sie nicht auf. Sie wollte nicht gesehen werden. Das Wasser rann von allen Seiten hinunter auf das Leiterpodest. Das Schwarz ihrer Haare glänzte dunkler als die Nacht und legte sich auf ihren Rücken.

In diesem Moment blieb jemand hinter ihr stehen. Die anderen Personen liefen an ihm vorbei und ihre Stimmen gingen unter. Sein Blick verlor sich auf ihrer dunklen Haut und dem kleinen Mal an ihrem Rücken. Schmerz durchzog sein Herz; er fasste sich instinktiv an die Brust. Er blickte sie an und dachte an Früher als wäre es erst gestern gewesen. Sehnsucht übermannte ihn. Nur blieb er stehen, verbot sich, zu ihr zu gehen, und stand da und tat nichts. Die anderen kamen zu ihm zurück und zogen ihn mit sich, doch er blickte sie an und sah nichts als sie. Auch wenn er wusste, dass sie ihn nicht bemerkte und es auch niemals wieder tun würde.

Zeit verstrich und die Sehnsucht wuchs mit der Entfernung. Doch starrte sie nur in den Himmel und tauchte ihn in Melancholie. Denn für beide war alles Vergangene wie ein Traum. Die Erinnerungen verblassten, schwommen auf der Oberfläche des Wassers. Und das Graublau seiner Augen spiegelte sich in ihren.
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Alt 18.08.2023, 18:04   #2
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111


Hallo, Melanie Marie,

ich empfehle dir, zunächst ein oder zwei Bücher über die Techniken des kreativen Schreibens zu lesen und dich mit dem Aufbau der sog. "Heldenreise" zu befassen, z.B. das umfassende Standardwerk "Von der Idee zum fertigen Text" von Mara Laue (VSS-Verlag, Frankfurt am Main).

Deine Geschichte wirkt undurchdacht, ist aufgeladen mit merkwürdigen und widersprüchlichen Bildern und vermittelt den Eindruck, mit sentimentalen Ausschmückungen die Sympathie des Lesers gewinnen zu wollen. Das funktioniert nicht.

Vor allem sollte von den Protagonisten nicht mit "sie" und "er" gesprochen werden, sondern sie sollten Namen haben, damit sich der Leser mit ihnen identifizieren kann. Verwirrend ist der Perspektivwechsel im vorletzten Absatz. War die Geschichte bis dahin aus "ihrem" Blickwinkel erzählt, geht sie nunmehr aus "seinem" Blickwinkel weiter. Noch verwirrender ist, dass er das Mal auf ihrem Rücken anschaut, sie dann jedoch ablickt, obwohl er keinen Schritt auf sie zugegangen ist und sie sich offensichtlich nicht zu ihm umgedreht hat. Wenn eine Person eine andere "anblickt", tauscht er mit ihr Blicke aus, schaut ihr also in die Augen. Sie muss sich ihm somit zugewandt haben, aber davon steht in der Geschichte nichts. Gemeint war wohl, dass er ihr hinterhergeschaut hat, so genau erfährt der Leser jedoch nichts über die Situation.

Im letzten Absatz geht der Perspektivwechsel wieder auf "sie" über.

Ominös sind die "anderen". Wer soll das sein, und welche Rolle spielen sie?

Noch einige Ungereimtheiten: Wenn von der Nacht bereits die Rede gewesen ist, muss nicht nochmal erwähnt werden, dass die Sonne bereits untergegangen ist, denn der Leser hat genug Lebenserfahrung, das selbst zu wissen; auch ist es in der Nacht nicht graublau, sondern das ist in der Dämmerung der Fall. Und woher weiß "sie", dass etwas in ihren Augen glänzt; schließlich kann sich niemand selber in die Augen schauen, es sei denn in einem Spiegel.

Wasserwirbel entstehen durch Strömungen, aber nicht in einem Pool durch einen Schwimmer. Es dürfte klar sein, dass man beim Steigen aus einem Schwimmbecken die Arme benutzt, ebenso, dass dann vom gesamten Körper das Wasser rinnt. Solche Informationen sind verzichtbar, oder sie müssten so bedeutungsvoll sein, dass ihre Erwähnung gerechtfertigt ist (z.B. wenn jemand vor Schreck fast gelähmt ist und seine Arme und Beine besonders anstrengen muss, um sich an der Leiter hochzuziehen).

Sorry, aber das ist eine mit Redundanzen aufgeblähte, an Inhalt jedoch dünne Geschichte, die den Leser völlig im Regen stehen lässt.

VG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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