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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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15.10.2014, 18:28 | #1 |
DU
Du bist ein Seelenfresser,
in deinem hungrig Aug‘ steht JAGD. Du bist ein Niemandslandvermesser, hüllst dich in Schwarz, auch wenn es tagt. Du bist ein Traumbildfänger, plünderst hinter fremder Stirn und möchtest als Schlafliedsänger über so manche Grenzen führ’n. Bist ein Sternenhimmelwächter, und bannst, was immer möcht’ empor. Bist ein Hilferufverächter, kein Flehen je dringt an dein Ohr. Du bist mein Alb in Nachtgesichten, du bist mein herzlos Konterfei. So muss ich mich wohl selber richten, denn dann erst komm ich von dir frei. |
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27.10.2014, 17:55 | #2 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Hallo ANOUK,
wir haben alle unsere Obsession und das Lyrische Ich in deinem Text die ihren, die du sehr schön, in den von dir gewohnten üppig prallen Bildern beschreibst. Einen Lösungsversuch bietest du für das Problem der Protagonistin (ich gehe einfach mal von einer weiblichen aus) nicht an, wenn man das „selber richten“ nicht als Lösung verstehen will. Aber manchmal bleibt einem eben nichts anderes übrig. Dein resignierter, düsterer Text spricht mich an, melancholisiert meine Erinnerungen und Hoffnungen auf eine interessante Art. „So spielt das Leben, so is‘ es eben“, fällt mir da ein. Nicht immer, aber eben doch auch nicht nie... Hat mir gefallen. Herzliche Grüsse Corazon |
27.10.2014, 18:36 | #3 | |||||||
Hallo ANOUK,
"Niemandslandvermesser" ist sehr originell und passt auch super ins Bild. Die Bilder sind deine Stärke - und damit die Sprache nicht hinterher hinkt, vielleicht auf folgenden Dinge achten: Zitat:
Es kann (sprachlich) nur "in deinem hungrigen Auge" heißen. Um es bildlich korrekt darzustellen, sollte es sogar Augen heißen. Also in deinen hungrigen Augen. Zitat:
[QUOTE]über so manche Grenzen führ’n.[/QUOTE] führn - der Apostroph hat hier nichts verloren. Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
"selber" ist Umgangssprache...ist zwar nicht verboten, hat aber in einem Text mit eher ernstem Hintergrund nichts verloren. Es sind diese kleinen Details, die den Unterschied ausmachen. Viele Grüße, A.D. |
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28.10.2014, 20:39 | #4 |
@AD
Danke, A.D., fürs Lesen , Kommentieren, konstruktive Kritisieren und ganz besonders die vielen Verbesserungsvorschläge. Ich sehe schon, hier bekomme ich die nötige Führung. Es fällt mir nicht leicht, zu erkennen, was wirklich gut ist, was ich besser behalten und was ich besser verwerfen sollte. Ich bin sehr froh über Deine Beurteilung/Abschätzung meiner Ideen!!! Ich habe wohl eine Apostroph-Schwäche Warum fallen mir diese Fehler nie selbst auf??? Ich denke, diese Fehler, die ich hier begangen habe (danke für den Hinweis!), liegen z.T. daran, dass ich zu versessen darauf war, den Reim zu erzeugen bzw eine Idee durchzusetzen, dass ich alles etwas "hineingepresst" habe, ohne allzu sehr auf die Grammatik zu achten ... Schande! Typischer Fall von blindwütig Ein weiteres Gedicht auf meiner Liste, das nach Überarbeitung schreit.... lG, Anouk |
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29.10.2014, 10:30 | #5 | |
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Liebe Anouk,
Dein Gedicht enthält wundervolle Ideen. Es ist wert, daran gearbeitet zu werden. Zu AnDis Bemerkungen noch eine Kleinigkeit von mir: Überdenke die Adjektive. Nicht nur sollte man damit sparsam umgehen, sondern auch das möglichst passende Adjektiv finden. Auf jeden Fall aber ist ratsam, auf überflüssige Adjektive zu verzichten. Wenn aus Augen die Gier nach Jagd spricht, ist das Adjektiv "hungrig" redundant, es fügt nichts hinzu und bekräftigt nichts; außerdem steht bereits im ersten Vers, dass es um einen "Fresser" geht. Lass das Adjektiv zur Probe einmal weg und prüfe, ob sich an der Aussage des zweiten Verses wirklich etwas geändert hat. Zitat:
Lieben Gruß Ilka |
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29.10.2014, 12:36 | #6 |
Danke Ilka-Maria, das sind wertvolle Hinweise! Ich werde auf jeden Fall an diesem Gedicht herumwerkeln und mal schauen, was dabei herauskommt.
Schön, dass Euch die Grund-Idee bzw die verwendeten Bilder gefallen. Nun braucht das Ganze "nur noch" den rechten Schliff. Mein Ziel ist es, eines Tages so weit zu sein, dass ich es ohne Hilfe von "außen" schaffe, gute Gedichte zu schreiben. Und dass sie dann in der Form gepostet sind, dass sie keiner größeren Überarbeitung mehr bedürfen... danke fürs Lesen und die Tipps lG, Anouk |
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29.10.2014, 12:54 | #7 |
@ Corazon
danke fürs Lesen und Deinen Kommentar. Leider habe ich ihn erst jetzt gefunden, muss ihn gestern aus Versehen überscrollt haben. Meine Maus ist defekt, entweder sie reagiert nicht, oder sie reagiert über und scrollt in Sekundenschnelle hoch bzw runter. Sorry! Ob das LI männlich oder weiblich sein soll, steht in den Sternen. Es ist einfach das Beispiel für eine gespaltene Persönlichkeit. Du hast Recht, eine "richtige" Lösung biete ich nicht an... Ich freue mich, dass Dir der Text schon jetzt gefällt und dich zum Nachdenken anregt. Ich werde ihn noch überarbeiten und dann ggf. erneut posten lG, Anouk |
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29.10.2014, 15:01 | #8 |
@ AnDi
hallo Andi, bei dem Wort "Nachtgesichte" habe ich mich übrigens nicht vertippt. Ich gebe zu, es ist kein geläufiges Wort. erstmals kam es mir unter im "Sommernachtstraum": "...ihr alle schier habet nur geschlummert hier uns geschaut in NACHTGESICHTEN eures eigenen Hirnes Dichten" Die Nachtgesichte tauchen auf beim Propheten Jesaja, es hat in 8 nächtlichen Visionen Dinge/Ereignisse "erschaut" Ggf sollte ich das Wort (grammatikalisch) anders einbauen, damit der Sinn klarer wird. Ausdrücken wollte ich ursprünglich, dass der "andere", die dunkle Seite des LI quasi wie ein nächtlicher Albtraum erscheint. Aber ich überarbeite das ganze Gedicht ja eh... lG, Anouk |
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29.10.2014, 18:18 | #9 |
Ich habe mich mal daran versucht, es umzuschreiben, in dem Versuch. Andis und Ilkas Anregungen umzusetzen.. Was die Adjektive angeht, brauche ich das eine oder andere, um den Rhytmus und die silbenanzhal aufrecht zu erhalten. Generell sehe ich Deinen Einwand schon ein, Illka (beim nächsten neuen Gedicht sehe ich zu, dass ich gleich "sparsamer" damit umgehe.)
DU Du gnadenloser Seelenfresser, es steht in deinen Augen: JAGD! Du bist ein Niemandslandvermesser, hüllst dich in Schwarz auch wenn es tagt. Du bist ein Traumbildfänger, und plünderst hinter fremder Stirn, auch willst du als Schlafliedsänger über so manche Grenzen führn. Du bist ein Sternenhimmelwächter, und bannst, was immer möcht empor. Du bist ein Hilferufverächter, kein Flehen je dringt an dein Ohr. Du bist der Alb in Nachtgesichten, du bist mein kaltes Konterfei. So muss ich mich wohl selbst hinrichten, denn dann erst komm ich von dir frei. Mit dem "kalten Konterfei" bin ich übrigens nicht ganz glücklich. Ich habe "hartes Konterfei " ausprobiert, "rohes Konterfei", "arges Konterfei"... nichts mag so richtig passen. Falls jemand eine Idee hat: bin froh über jede (ernst gemeinte) Anregung! lg, Anouk |
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29.10.2014, 18:59 | #10 |
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Wenn Du es im Sinne von "grausam" meinst, geht vielleicht "brutales Konterfei", "derbes Konterfei" (ist möglicherweise aber etwas schwach im Ausdruck) oder "harsches Konterfei". Am einfachsten und wirkungsvollsten wäre meinem Geschmack nach "böses Konterfei".
Oder schau Dir doch mal diese Liste durch: http://synonyme.woxikon.de/synonyme/kalt.php LG Ilka |
29.10.2014, 19:04 | #11 |
Du bist der Alb in Nachtgesichten
und ebenso mein Konterfei, so muss ich mich wohl selbst jetzt richten, denn dann erst komm ich von dir frei. |
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29.10.2014, 19:10 | #12 |
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29.10.2014, 19:15 | #13 |
Du gnadenloser Seelenfresser, |
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29.10.2014, 19:19 | #14 |
@ AnDi
Du bist genial!!! Warum kam ich da nicht selbst drauf? Ich habe mich so sehr in 2-silbige Adjektive verrannt, dass ich auf die Lösung wahrscheinlich NIE gekommen wäre... danke!!! @Ilka Naja, es ist eigentlich von mir so gemeint, dass das "Du" das Konterfei des LI ist. Es geht also ab Zeile 1 um die "böse" Seite des LI. Du hast recht, "böse" wäre wohl das geeignetste Adjektiv. In der ursprünglichen Version schrieb ich "mein herzlos‘ Konterfei", bis mich AnDi sanft darauf hinwies, dass meine ganze Apostrophiererei teils ein fauler Kompromiss und teils schlichtweg falsch sei..., lG, danke Euch beiden!!!! Anouk |
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29.10.2014, 19:48 | #15 |
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Na, dann ist ja nunmehr alles klar.
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29.10.2014, 20:01 | #16 |
In meinen Anfängen war ich (von vers Libre Gedichten mal abgesehen) bei weitem nicht so gut wie Du, ANOUK, und lernte am meisten von den sehr kritischen, aber höflichen, Rezensenten.
Das Schulterklopfen tut zwar der Seele gut, bringt einen aber nicht viel weiter. Die undiplomatischen Kritiker helfen einem aber auch nicht, weil man da gerne auch mal die Ohren zuhält. Du hast es gut erkannt; man sucht an einer bestimmten Stelle , hier das Adjektiv, verkrampft nach einer Lösung, dabei bietet jede beliebige Stelle eine Lösung an. manchmal sind es Kleinigkeiten: kein Flehen je dringt an dein Ohr. kein Flehen dringt je an dein Ohr So muss ich mich wohl selbst hinrichten, So muss ich mich wohl selbst erst richten |
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29.10.2014, 20:09 | #17 |
Forumsleitung
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Jetzt muss ich aber doch nochmal nachfragen: Weshalb sind aus den "Gesichten" jetzt "Geschichten" geworden? Dieses herrlich altertümliche und poetische Wort für Albträume ist mir duchaus vertraut, ich fand das sehr stark in diesem Text.
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30.10.2014, 00:02 | #18 |
@ Ilka-Maria
Ich habe mich ebenfalls sehr stark mit dem Wort "Nachtgesichten" verbunden gefühlt. Und zwar so stark, dass ich in AnDis letzter Version tatsächlich überlesen habe, dass er es in Nachtgeschichten umgewandelt hat (zumal ich die Wortherkunft kurz zuvor erklärt hatte...) Für mich bleibt es "Nachtgesichte", keine "Nachtgeschichte" Auch wenn ich das "spiegelfremde Konterfei" schlicht und einfach genial finde! @AnDi: "Spiegelfremdes Konterfei" mit Kusshand. Das ist G E N I A L , aber "in NachtGESICHTEN" ist ein MUSS! lG, Anouk |
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30.10.2014, 00:08 | #19 |
Hallo ANOUK,
es gibt das Nachtgesicht - und Plural, die Nachtgesichter. Aber die Nachtgesichten gibt es definitiv nicht - und darf es auch nicht geben. |
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30.10.2014, 00:22 | #20 | |
Dabei seit: 11/2005
Ort: Nördliche Hemisphäre
Alter: 55
Beiträge: 438
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Zitat:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Gesicht_Vorahnung Dativ: dem Gesicht / Plural: den Gesichten (von der Duden Website) |
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30.10.2014, 00:58 | #21 |
Der arme Seelenfresser
bist auch Du Orakel |
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30.10.2014, 09:42 | #22 |
[QUOTE=ANOUK;332697]@ AnDi
"Sommernachtstraum": "...ihr alle schier habet nur geschlummert hier uns geschaut in NACHTGESICHTEN eures eigenen Hirnes Dichten" @AnDi Ich hatte es mir so überlegt, dass das LI sein "böses Konterfei", den dunklen Anteil seiner Seele, in den "Nachtgesichten" sieht. Quasi einem Albtraum gleich. Im "Sommernachtstraum", bzw beim Prophet Jesaja, der in seinen Nachtgesichten diverse Visionen hat, taucht das Wort schließlich auch auf, und zwar im selben Kasus. Wie sollte man das Wort denn sonst deklinieren? Ich werde gleich mal Sylvesters geposteten Link folgen. @Sylvester: Danke für den Link, den klicke ich gleich mal an lG, Anouk |
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30.10.2014, 09:47 | #23 |
@ Sylvester
Tatsache, den Gesichten. Brav recherchiert, danke. Wobei, eigentlich ist in den Gesichten kein Dativ, sondern eher Ablativ bzw adverbiale Bestimmung des Ortes???? Oder? Aber ich denke, in den Gesichten müsste richtig sein . Auch wenn ich das Wort "Gesichte" gerne verwenden möchte, stelle ich mir dennoch die Frage, ob der Leser generell es so akzeptieren würde- Man kann schwerlich verlangen, dass jeder, der darüber stolpert, im Duden nachschaut... Vielleicht kann ich das Ganze noch so umformulieren, dass die Gesichte im Nominativ stehen. lG,Anouk |
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30.10.2014, 19:24 | #24 |
Dabei seit: 11/2005
Ort: Nördliche Hemisphäre
Alter: 55
Beiträge: 438
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Hallo Anouk,
der Duden bietet mir nur die vier Fälle Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ an, daher wählte ich den mir passend erscheinenden aus, aber möglich, dass Du mit "adverbialer Ortsbestimmung" Recht hast. Die letzte Deutschstunde ist schon etwas länger her. Ich hatte nur schon einmal den Begriff "Gesichte" gelesen, daher die Recherche. Natürlich bleibt es Dir selbst überlassen, ob Du dem Leser alles mundfertig servierst und potenzielle Stolpersteine wie "Nachtgesichte" herausnimmst. Ich bin jedoch der Meinung, dass solche - hin und wieder eingestreuten - ausgefallenen Begriffe durchaus in einem Gedicht verwendet werden dürfen, da sie es auch originell und einzigartig machen können. Ausschließlich muss man sie natürlich nicht einsetzen, zu Verschrobenes lesen dann wohl doch nur die größten Fans. Also plädiere ich dafür, die Nachtgesichte im Text beizubehalten. Beste Grüße, Sylvester |
30.10.2014, 23:47 | #25 |
Hallo, Anouk,
"du bist mein Alb in Nachtgesichten" ist wunderbar. Nicht irre machen lassen. lieben Gruß, simba |
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31.10.2014, 08:23 | #26 |
@Simba
danke! Es ist oft nicht leicht, aus der Menge an Input ein Fazit für sich zu ziehen und eine endgültige Entscheidung zu treffen. Dass sie Nachtgesichte bleiben, als Wort, war gestern bereits beschlossene Sache, ich war mir nur nicht sicher, ob ich den Satz umstellen soll, um das Wort in einem anderen Kasus stehen zu haben- Ich denke, ich werde es so belassen. Danke für Deine Meinung. Bis ich das Ganze überarbeite, lasse ich sowieso noch ein wenig Zeit verstreichen, ich tue mich leichter, wenn sich mein Herz ein wenig von dem jeweiligen Text gelöst hat. Klingt ein wenig theatralisch, ist aber so lG, Anouk |
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