Unter dem Kastanienbaum bei Poetry.de

ScragWhitnex · 21.04.2012, 17:27

Seufzend rappel ich mich auf.
Gerade noch so sehe ich das letzte Stück der glutroten Sonne hinter den Vogesen untergehen. Verschleiert durch die salzige Nässe in meinen Augen.

Wie lange mag ich wohl schon wieder hier gesessen haben, unter der langsam bräunenden Blätterpracht des Kastanienbaumes, mein Rücken an seinem Stamm gelehnt?
Es müssen Stunden gewesen sein, doch genauer kann ich mir diese Frage nicht beantworten. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren...

Genau wie dich meine kleine, liebe Maus,
mein ganzer Stolz,
mein einziges Kind.

Hier unter diesem Kastanienbaum sah ich dich zum letzten Mal. Du krochst durch das Gras und sammeltest eifrig die frisch gefallenen Kastanien in deine Tüte ein.
Ich sah dir zu,
half dir beim Einsammeln,
spürte mich in deine kindliche Begeisterung hinein,
genoss dein fröhliches Lachen...

Bis mein Handy klingelte. Ich ging dran und entfernte mich wenige Schritte von dir. Meine gesamte Aufmerksamkeit war für diesen Moment auf den Anrufer gerichtet. Drei Minuten, die ich meinem Chef widmete...
Es waren drei Minuten zu viel.

Nun stehe ich völlig ausgelaugt, den Blick noch zum Horizont gebannt gerichtet, als könntest du jeden Augenblick hinter der immer blasser werdenden Abendröte auftauchen, freudig meine Hand ergreifen, mit der anderen deine Tüte mit den Kastanien tragen und mich weg bringen von diesem Ort, hier unter dem Kastanienbaum.

Thing · 21.04.2012, 19:20

Halli Hallo, ScragWhitnex -

willkommen heiße ich Dich! (Wer die Vogesen liebt, hat immer einen Platz in meinem Herzen!) -

das ist eine sehr interessante Kurz-Kurz-Geschichte, aber ich konnte sie leider nicht entschlüsseln.
W a s geschah in diesen schrecklichen Augenblicken?
Oder ist hier der "zweite" Blick gemeint?

Schön zu lesen, auch der makellosen Sprache wegen.

LG
Thing

ScragWhitnex · 21.04.2012, 20:43

Guten Abend Thing

,

Danke dir für die Willkommensgrüße und für deine Rückmeldung!
Was genau geschehen ist, ist Interpretationssache. Ich verrate nur soviel, ich weiß jetzt nicht ob deutlich genug in meinem Text, dass das Kind vom LyrIch spurlos verschwunden ist und das LyrIch krampfhaft an der Hoffnung festhält, es könnte wieder auftauchen.

Sonst freue ich mich natürlich über deine Rückmeldung!

LG Scrag

Thing · 07.06.2012, 15:17

Ehrlich gesagt,

ich bin verwundert.
Warum hat dieser hervorragende Text so wenig Kommentare bekommen?

Aus diesem Grund hieve ich ihn jetzt hoch.

21.04.2012, 17:27	#1
ScragWhitnex Dabei seit: 04/2012 Ort: Freiburg im Breisgau Alter: 35 Beiträge: 16 Meine Geschichten	Unter dem Kastanienbaum Seufzend rappel ich mich auf. Gerade noch so sehe ich das letzte Stück der glutroten Sonne hinter den Vogesen untergehen. Verschleiert durch die salzige Nässe in meinen Augen. Wie lange mag ich wohl schon wieder hier gesessen haben, unter der langsam bräunenden Blätterpracht des Kastanienbaumes, mein Rücken an seinem Stamm gelehnt? Es müssen Stunden gewesen sein, doch genauer kann ich mir diese Frage nicht beantworten. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren... Genau wie dich meine kleine, liebe Maus, mein ganzer Stolz, mein einziges Kind. Hier unter diesem Kastanienbaum sah ich dich zum letzten Mal. Du krochst durch das Gras und sammeltest eifrig die frisch gefallenen Kastanien in deine Tüte ein. Ich sah dir zu, half dir beim Einsammeln, spürte mich in deine kindliche Begeisterung hinein, genoss dein fröhliches Lachen... Bis mein Handy klingelte. Ich ging dran und entfernte mich wenige Schritte von dir. Meine gesamte Aufmerksamkeit war für diesen Moment auf den Anrufer gerichtet. Drei Minuten, die ich meinem Chef widmete... Es waren drei Minuten zu viel. Nun stehe ich völlig ausgelaugt, den Blick noch zum Horizont gebannt gerichtet, als könntest du jeden Augenblick hinter der immer blasser werdenden Abendröte auftauchen, freudig meine Hand ergreifen, mit der anderen deine Tüte mit den Kastanien tragen und mich weg bringen von diesem Ort, hier unter dem Kastanienbaum.

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21.04.2012, 20:43	#3
ScragWhitnex Dabei seit: 04/2012 Ort: Freiburg im Breisgau Alter: 35 Beiträge: 16 Meine Geschichten	Guten Abend Thing , Danke dir für die Willkommensgrüße und für deine Rückmeldung! Was genau geschehen ist, ist Interpretationssache. Ich verrate nur soviel, ich weiß jetzt nicht ob deutlich genug in meinem Text, dass das Kind vom LyrIch spurlos verschwunden ist und das LyrIch krampfhaft an der Hoffnung festhält, es könnte wieder auftauchen. Sonst freue ich mich natürlich über deine Rückmeldung! LG Scrag

07.06.2012, 15:17	#4
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Geschichten Meine Favoriten	Ehrlich gesagt, ich bin verwundert. Warum hat dieser hervorragende Text so wenig Kommentare bekommen? Aus diesem Grund hieve ich ihn jetzt hoch.