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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 24.08.2010, 15:15   #1
männlich raffael
 
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Standard Der Wasserkrug

Im Netzgewirr der grossen Stadt
Hat sich der Mond verfangen
Und dicke Tränen schleichen matt
Auf seinen trüben Wangen.

Laternen sprühen warmes Licht
Und stehen doch alleine
Am Strassenrand mit dem Gesicht
Geneigt zum kalten Steine.

Der Fluss klopft hohe Mauern an
Vielleicht um zu vergessen
Dass er als Fluss nicht anders kann
Als seinen Flusslauf zu durchmessen.

Ein jeder graue Strassenzug
Liegt wie gelähmt auf Erden.
Wir wollten einen Wasserkrug
Doch nur um gut zu trinken?
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Alt 27.08.2010, 07:05   #2
weiblich Ilka-Maria
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Lieber Raffael,

sei nicht zu hart zu Dir. Was Hacks schreibt, ist nur eine (im übrigen weitverbreitete) Meinung. Auf jeden Fall hast Du eine Idee, ein Bild festgehalten, an dem Du jederzeit feilen kannst - es muß deswegen nicht vergraben werden, so daß man es im schlimmsten Fall vergißt. Dazu sind die Bilder Deines Gedichtes auch viel zu schön.

Es gibt ein paar Stellen, über die man nachdenken könnte, z.B. "Netzgewirr". Der Widerspruch zwischen "Netz" (eine gleichmäßig geflochtene Struktur) und "Gewirr" ist reizvoll, könnte aber beispielsweise ersetzt werden durch "Netzgespann".

Der Fluss klopft hohe Mauern an
Vielleicht um zu vergessen
Dass er als Fluss nicht anders kann
Als seinen Flusslauf zu durchmessen.

Der letzte Vers fällt aus der Rhythmik, er ist zu lang. Hier könnte man schreiben: " ... Als sein Flußbett zu durchmessen." Das spart eine Silbe.

Bis dahin ist das Gedicht sehr schön und gut. Der Schwachpunkt ist die letzte Strophe, da ist Dir nämlich die Luft ausgegangen. Jedenfalls erschließt sich mir nicht das Fazit, auf das Du hinaus wolltest. Die Frage mit dem Wasserkrug kann ich nicht verstehen.

Lieben Gruß
Ilka
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Alt 28.08.2010, 20:08   #3
männlich raffael
 
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Beiträge: 185

Hallo Ilka-Maria

Deine Vorschläge nahm ich erfreut entgegen und werde sie für mich auch umsetzen.

Ich glaube, dass du es warst, die mich auf das Buch "Gedichte schreiben" von Peter Hacks aufmerksam gemacht hat. Auch dafür möchte ich dir danken - es ist ein tolles Buch!

Wieso du "Netzgespann" für besser erachtest als "Netzgewirr" will mir aber nicht einleuchten!

Recht freundlichen Gruss,
raffael
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Alt 28.08.2010, 20:23   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Wieso du "Netzgespann" für besser erachtest als "Netzgewirr" will mir aber nicht einleuchten!
Das habe ich zwar versucht zu erklären, aber wenn Du anderer Meinung bist, Raffael, ist das auch in Ordnung. Ich finde es grundsätzlich gut, wenn ein Autor hinter seinem Gedicht steht und Vorschläge nicht annimmt, wenn ihm die Erklärungen dafür nicht plausibel genug sind. Ich würde das auch nicht tun.

Das Buch "Gedichte schreiben" ist von Thomas Wieke (der Hacks darin zitiert), und ich hatte Dich nicht auf das Buch aufmerksam gemacht, sondern es war bereits in Deinem Besitz. Wir hatten uns nur kurz darüber ausgetauscht, weil Du es noch nicht gelesen hattest. Hast Du denn schon einige der darin gestellten Aufgaben gelöst?

Ich kann Dir übrigens noch eine kleine Lektüre empfehlen: "Ulrich Greiners Lyrikverführer - Eine Gebrauchsanweisung zum Lesen von Gedichten" (Verlag C. R. Beck, München). Vor allem der erste Teil des Buches ist für Selbstschreiber interessant, denn er geht der Frage nach: "Was ist ein Gedicht?". Erst der zweite und kleinere Teil befaßt sich mit der Interpretation von 11 ausgewählten Gedichten.

Lieben Gruß
Ilka-M.
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