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Alt 01.09.2005, 16:06   #1
Bluestar
 
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Standard Hotelaufenthalt für Anfänger und Fortgeschrittene

Vorwort:
Wie vielleicht der eine oder andere schon weiß, hab ich noch bis vor einem Monat insgesamt 4 Jahre in einem 4-Sterne-Hotel gearbeitet.
Die dort gemachten Erfahrungen + einige Erzählungen von Freunden an der Hotelfachschule haben mich dazu inspiriert, folgendes "Tutorial" für den Hotelaufenthalt zu schreiben.

Leser meiner "Kreativen Zeiten"-Homepage kennen zumindest die ersten Teile schon, die ich nach und nach posten werde.

Ich hoffe mich durch das Posten hier selbst dazu zu motivieren, das Ganze mal fertig zu schreiben

Anregungen und Kritik sind natürlich wie immer erwünscht.

Blue
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Alt 01.09.2005, 16:08   #2
Bluestar
 
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Teil 1: Die Buchung

Die Familie quängelt? Seit 4 Jahren sind Sie, Ihre Frau und Ihre 2 wohlverzogenen Kinder im Alter von 7 und 9 Jahren nicht mehr im Urlaub gewesen? Damals auf dem Bauernhof hat es ihnen nicht gefallen? Lust auf Wellness, Erholung und Entspannung? Kein Problem! Im Folgenden werden wir Ihnen wertvolle Tipps für den kommenden Urlaub geben.

Suchen Sie sich zunächst ein Hotel ihrer Wahl aus. Der Preis spielt hierbei erstmal keine Rolle. Sobald Sie ein passendes Hotel gefunden haben, lassen Sie sich erstmal die Kataloge sämtlicher Reisebüros zukommen.
Am besten auch gleich die der letzten 3 Jahre.

Nun setzen Sie sich hin und suchen das günstigste Angebot, welches dieses Hotel über einen Reiseveranstalter angeboten hat.
Sie werden verblüfft sein! Gerade in der Nebensaison können Sie teilweise eklatante Preisunterschiede zu den Direktpreisen des Hotels feststellen.

Wenn Sie sich für ein Angebot entschieden haben rufen Sie zunächst den Reiseveranstalter an.
Sollte dieser Ihnen mitteilen, dass dieses Angebot bereits ausgebucht ist für Ihren Wunschzeitraum oder das Angebot bereits seit 2 Jahren nicht mehr existent ist, geben Sie nicht auf!
An diesem Punkt ist der Traum noch lange nicht begraben!

Rufen sie nun in dem Hotel direkt an, in welchem Sie ihren Urlaub verbringen möchten. Sollten Sie eine Durchwahl zur Reservierung haben rufen Sie diese NICHT an.
Es besteht die Gefahr, dass Sie einen kompetenten Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung haben könnten.
Rufen Sie an der Rezeption an. Am besten in den Abendstunden.
Wenn Sie dann einen Azubi am Telefon haben und die Reservierungsabteilung nicht mehr besetzt ist, haben Sie praktisch den Jackpot schon sicher.

Aber gehen wir zunächst von dem schlimmsten Fall aus: Sie landen in der Reservierungsabteilung.
Freundlich erzählen Sie, wie toll sie das Angebot bei dem Reiseveranstalter fanden. Wie gerne Sie doch in das tolle Hotel kommen möchten aber das Angebot leider ausgebucht sei.
Gehen wir erneut vom schlechtesten Fall aus. Der Reservierungsmitarbeiter weist Sie freundlich darauf hin, dass dieses Angebot ausschließlich in einem begrenzten Kontingent beim Reiseveranstalter direkt gebucht werden kann und eine Buchung über das Hotel nicht möglich sei.
In dem Fall müssen Sie schwerere Geschütze auffahren.
Aber Sie haben sich ja informiert und können mit Wissen glänzen:
"Wenn ich es aber über Sie buche sparen Sie sich die Provision an das Reisebüro und verdienen im Endeffekt noch mehr, als wenn ich über das Reisebüro gebucht hätte"
Dies ist der Zeitpunkt, wo Sie das erste Mal überlegen ins Telefon lächeln dürfen.
Sollte jedoch der Reservierungsmitarbeiter nicht gewillt sein, die Buchung zu akzeptieren fahren sie nochmal schwerere Geschütze aus.
Lassen Sie mal so richtig die Sau raus! Lassen Sie sich so richtig gehen und stellen Sie klar, mit wem es dieser unverschämte Mensch zu tun hat. Drohen Sie mit Anwälten, Beschwerden beim Chef, der Presse, dem Internet, der Polizei und dem 3. Weltkrieg.
Sollte dies alles tatsächlich auch nicht zum gewünschten Resultat führen, rufen Sie einfach an einem anderen Tag nochmal an und hoffen auf den besagten Azubi und einer unbesetzten Reservierung.

Dies vereinfacht vieles. Sollte der Azubi auch nicht gewillt oder befugt sein, den Preis ihren Wünschen anzupassen und nicht mal auf den Provisions-Trick rein fallen (was recht selten vorkommen wird), beschränken Sie Ihre Drohungen am Ende darauf, dass Sie sich beim Chef über das unfreundliche Verhalten beschweren werden und ihm erzählen werden, dass dem Hause dadurch ein finanzieller Schaden entsteht.
Spätestens das ist der entscheidende Schritt zum Sieg!
Denn nun hat der Azubi die Wahl:
- Fliege ich zu 80% raus, weil ich zu günstig verkauft habe oder
- Fliege ich zu 90% raus, weil "Unfreundlichkeit" so mit das Allerschlimmste ist, was einem vorgeworfen werden kann in der Hotellerie, gleich neben geschäftsschädigendem Verhalten und diesen Punkt erfüllen Sie ja gleich mit!

Da er ja klug ist (was er bei der Provisionsfrage bewiesen hat), wird er die Wahrscheinlichkeiten gegeneinander abwägen und Ihnen die Buchung so gewähren.

Das sie dadurch eventuell einen Arbeitslosen mehr geschaffen haben, stellt für ihr Gewissen natürlich kein Problem dar.
Falls doch, denken Sie mal an unsere aktuelle Regierung und wie viele der 5Mio Arbeitslose auf deren Konto geht. Fällt ihnen was auf? Die haben viel mehr zu verantworten, werden trotzdem super bezahlt und schlechtes Gewissen dürfte nicht vorhanden sein.
Also machen Sie sich keinen Stress. Eine Person mehr oder weniger fällt in dieser Statistik doch eh keinem auf.

Freudig erregt können sie also Punkt 1 ihrer "to-do-liste" abhaken.

Der nächste Teil widmet sich der Anreise. Bis dahin gönne ich Ihnen aber eine kleine Pause. Schließlich waren wir fleißig heute.
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Alt 02.09.2005, 16:12   #3
Bluestar
 
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Teil 2 - Die Anreise

Wie versprochen, widmen wir uns heute der Anreise im Hotel.
Wenn Sie ca. 15min vom Hotel entfernt sind, rufen Sie schon mal dort an um dem Hotel mitzuteilen, dass sie gleich da sind. Somit sind Sie schon mal Gesprächsthema und man ist auf Sie vorbereitet.

Bei der Anreise machen Sie am besten schon mal einen sehr gestressten Eindruck und lassen das Personal nur nicht den üblichen Check-In durchführen.

Am besten rufen Sie schon "Hallo", wenn Sie die Eingangstür passieren, damit auch jeder weiß, dass SIE jetzt da sind.
Schließlich sind SIE nicht irgendwer.

Fragen Sie erstmal, wo Sie ihr Auto parken können. Sollte man dafür Geld verlangen, erzählen Sie dem offensichtlich unqualifizierten Mitarbeiter erstmal, dass Sie noch nie irgendwo für den Parkplatz zahlen mussten (um den Bauernhof vor 4 Jahren war so viel Platz, dass man parken konnte wo man wollte) und das dies eine Unverschämtheit sei.

So sparen Sie eventuell wieder 10-15 €.

Weigern Sie sich strikt einen Meldeschein auszufüllen, weil Sie das anmaßend finden. Wenn Sie ihn trotzdem ausfüllen müssen, lassen Sie sich irgendeine Adresse einfallen, wen interessiert schon das Meldegesetz.

Auch wenn Sie nur wenig Gepäck dabei haben fordern Sie umgehend jemand an, der Ihr Gepäck auf das Zimmer bringt.
Sollten Sie den Mitarbeitern schon so auf den Wecker gefallen sein, dass Sie den Parkplatz kostenfrei bekommen, lassen Sie sich trotzdem den Wagenservice nicht entgehen.

Sollte das Hotel keinen Wagenservice haben, können Sie sich nochmal aufregen. Das befreit, Druck wird abgebaut und irgendjemand vom Personal wird es dann schon machen.

NACHDEM das ganze Gepäck auf dem Zimmer ist, machen Sie sich frisch, probieren die Betten aus und gehen an die Rezeption, um sich über das Zimmer zu beschweren.

Zu klein, zu südlich, zu nördlich, zu laut, zu leise...seien Sie ruhig kreativ.

Spätestens jetzt kennt jeder im Hotel Ihren Namen oder es existieren Notizen über Sie. Das ist gut, der erste Eindruck zählt!

Machen Sie so lange Theater (ruhig auch etwas lauter, damit die anderen Gäste von Ihren Methoden lernen können, wir sind ja großzügig), bis man Ihnen mindestens 3 Alternativzimmer gezeigt hat.

Nun haben Sie die Wahl und landen letztendlich in dem Zimmer, was Ihnen am besten gefällt. Lassen Sie sich das Gepäck in das neue Zimmer bringen und geben Sie bloß kein Trinkgeld, schließlich können die froh sein, dass Sie nach dem Anfangstheater nicht schon abgereist sind.
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Alt 02.09.2005, 16:23   #4
Zarathustra
 
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Durchaus amüsant, und den ersten Teil würde ich stellenweise sogar als lehrreich bezeichnen. Die -- nicht ganz ernstgemeinten? -- Tips des zweiten Teils bedürften dagegen sicher einiges an Erfahrung und/oder Abgebrühtheit. Aber ich bin mir sicher, Du bist im Laufe der Zeit mit solchen Gästen mehrfach in Berührung gekommen...

Kommt noch was zum Zahlen mit Kreditkarte? Oder entfällt das lästige Zahlen gänzlich?

Letztendlich: Ich weiß, ich bin ein Klugscheißer, aber auch nach der neuen Rechtschreibung schreibt man die höfliche Form von Anredepronomen samt Possesivpronomen groß.
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Alt 02.09.2005, 16:31   #5
Bluestar
 
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Der ganze Text ist nicht wirklich ernst gemeint

Trotzdem sind sie wahrheitsgetreu, ja. In manchen Punkten natürlich ein klein wenig überzogen aber in der Praxis durchaus schon angewandt worden und teilweise auch erfolgreich. Allgemein kann man das aber eher als Kritik und nicht als ernstgemeinter Ratgeber ansehen.

Fertig hab ich schon den Teil zum Restaurant, den poste ich morgen. Dann kommt noch ein allgemeiner Teil und der Check-Out.
Beim Check-Out kommt auch die Kreditkarte ins Spiel wobei ich da noch überlegen muss ob ich wirklich brauchbare Tips gebe (die durchaus vorhanden wären) oder nicht

An sich hab ich das doch auch meistens groß geschrieben (2 Stellen sind mir eben spontan selbst aufgefallen bei denen ich es fälschlicherweise klein schrieb aber größtenteils ist es richtig )

edit: *räusper*...ich hab mir nochmal Teil 1 angeguckt und da war tatsächlich alles falsch. Habs mal editiert...danke für den Hinweis!

Nunja...ich hoffe, dass das Ganze aufgrund der Länge nicht langweilig wird aber für mich ist das Verarbeitung von 4 Jahren Hotel

Blue
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Alt 05.09.2005, 00:07   #6
Bluestar
 
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Teil 3 - das richtige Verhalten im Restaurant

Die genaue Inspizierung des Hotels und weitere Tipps für einen schönen Aufenthalt ersparen wir uns erstmal.
Zunächst wollen wir was ordentliches Essen.

Selbstverständlich haben Sie in den letzten 14 Tagen zu hause nur mit Brot und Suppe gelebt, damit Sie auch so richtig Hunger haben und das Angebot an Speisen komplett ausnutzen können.

Da das erste Essen was Sie zu sich nehmen werden höchstwahrscheinlich das Abendessen sein wird, bereiten wir uns auch hier wieder auf 2 Möglichkeiten vor.

Möglichkeit 1: Das Buffet
Buffets sind toll! All you can eat auf 4-Sterne-Niveau. Das hat schon was.
Am Buffet brauchen Sie keine Regeln einhalten, denn Sie sind schließlich Gast.
Nehmen Sie was Sie wollen, soviel Sie wollen + nochmal die Hälfte drauf, man kann ja nie wissen.
Nehmen Sie für jede noch so kleine Speise einen extra Teller.
Schließlich müssen Sie alles ausprobieren und das kann man nicht nach den ersten 2-3 Bissen.
Auch ist es nicht Ihr Problem, wenn die Restaurantkraft nicht mehr hinterher kommt Ihren Tisch abzuräumen und mindestens 50% des Essens im Müll landet, weil Sie es eh nicht essen.
Auch die Kinder können sich am Buffet mal so richtig austoben und Lebensmittel erfühlen und testen, die sie bis dahin noch nicht kannten. Das ist gut, für ihr weiteres Leben.

Natürlich beschweren Sie sich nach dem Essen über die langsame Servicekraft und bekommen somit vielleicht noch ein schönes Getränk an der Bar gratis. So lässt es sich leben!

Möglichkeit 2: Es wird serviert

Um hier so richtig satt zu werden und die komplette Küche zu testen, müssen Sie schon etwas kreativer sein.
Vor allem ist es diesmal ausnahmsweise wichtig einen seriösen Eindruck zu machen.

Am besten nehmen Ihre Frau und Sie jeweils einen Notizblock mit ins Restaurant und setzen eine Lesebrille auf.

Dann setzen Sie sich an den Tisch und fangen an Notizen zu machen.

Rufen Sie sich die erstbeste Servicekraft und fragen Sie sie mit prüfendem Blick nach den zur Auswahl stehenden Menüs, der dazugehörigen Weinempfehlung, den Schlachtort des Fleisches, die genaue Brattemperatur, ob der Wein im Eichenfass gereift wurde oder nicht, ob es sich um Bio-Gemüse handelt, ob die Suppe mehr linksherum oder rechtsherum gerührt wurde, in welche Richtung die Milchsäure der Nachspeise sich dreht und wie der Name des Kaffeebohnenpflückers war, der die Bohnen für den Kaffee gepflückt hat, den Sie nach dem Essen dann trinken möchten.

Notieren Sie sich die Antworten und schauen Sie weiter möglichst kritisch.

Gratulation! Sie haben ab diesem Punkt im Hotel den Status "Restaurantkritiker" erhalten. Das wird die Sache um einiges erleichtern.

Suppe und Vorspeise nehmen wir kommentarlos zu uns. Wir beschränken uns diesmal auf das Auskosten der Hauptgänge.

Bestellen Sie einfach mal das erste Menü. In der Küche wird sicher jeder schauen, dass es optimal zubereitet wird und Sie werden als "Restaurantkritiker" natürlich nur noch vom besten Fachpersonal bedient.

Essen Sie den 1.Hauptgang ALLE bis auf 2 Bissen auf, rufen Sie die Servicekraft und beschweren sich, dass das Essen kalt gewesen wäre.
Den Vorschlag eines Nachschlages dieser Speise lehnen Sie mit den Worten "Nein danke, das war eh nicht nach meinem Geschmack" ab und bestellen Menü 2.

Dieses Spiel können Sie so lange fortführen, bis wirklich nichts mehr rein geht oder Sie alle Menüs durch haben.

Verlassen Sie das Restaurant mit einem mitleidigen Blick in Richtung der Servicekraft, denn das wird sicher keine gute Kritik werden und sie weiß das. Was sie natürlich nicht weiß ist, dass Sie gar kein Kritiker sind, die Pommesbude um die Ecke bisher in Ihrem Leben der einzige kulinarische Hochgenuss war. Aber wer richtig blufft hat halb gewonnen!
Übersehen Sie ruhig die ersten Tränen in Ihrem Gesicht.
Was gehen Sie auch die privaten Probleme des Personals an.
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Alt 26.09.2005, 14:38   #7
Bluestar
 
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Standard Teil 4 - Alle Annehmlichkeiten für lau

Der vierte Teil des Ratgebers soll ein paar grundlegende Möglichkeiten liefern, wie Sie sich weitere Annehmlichkeiten im Hotel verschaffen können und dabei den Geldbeutel schonen.

Punkt 1 - Wellnessbehandlungen
Wellnessbehandlungen sind was Schönes. Entspannung für Körper und Geist, Pflege und Regeneration...und wenn Sie selbst das nicht mögen, sind Sie immerhin Ihre Frau garantiert für eine Weile los.

Auch wenn überall angeschrieben steht, dass die Wellnessbehandlungen nicht inklusive sind, ziehen Sie sich einfach den Bademantel an und stapfen wie selbstverständlich in diese Abteilung hinein.

Sollte man sie darauf hinweisen, dass z.B. der Wellnessbereich nur ab einer bestimmten gebuchten Kategorie (und somit auch Preisklasse) zur freien Verfügung steht, so ist das natürlich unverschämt!
Erzählen Sie lautstark etwas von Diskriminierung, dass Sie sich als Gast 2. Klasse fühlen und ziehen Sie ruhig auch Vergleiche zu Hitler's Zeiten. Das nennt man überzeugende Argumente.

Ein nicht ganz so überzeugendes Argument wäre dann noch die Behauptung, dass Sie bisher "immer alle Wellnessbehandlungen in anderen Hotels kostenfrei bekommen hätten".
Ist ja auch richtig...ihr Jüngster ist beim letzten Bauernhofaufenthalt ausgerutscht und in den Misthaufen gefallen. Naturpackung deluxe!

Wenn dies alles nichts hilft, beschweren Sie sich beim Chef des Hauses über einen frei erfundenen Vorfall Ihrer Wahl und fordern den Wellnessaufenthalt als Wiedergutmachung.
Wenn Sie dabei hartnäckig sind, klappt es garantiert, denn irgendwann wird der Chef einfach keine Lust mehr haben, mit Ihnen zu diskutieren und den Aufenthalt als "Preis" dafür akzeptieren, dass er (vorerst) Ruhe hat.

Punkt 2 - Die Minibar
Hier sei nur eine Anmerkung zu machen.
Farblose Getränke aus der Minibar sind grundsätzlich für Sie kostenfrei.
Schließlich lassen sich diese Flaschen vorzüglich mit Leitungswasser füllen und wieder zurück in die Mini-Bar stellen.
Fällt gar nicht auf. Und bis es auffällt, sind Sie eh schon wieder weg.

Dies als 2 grundlegende Tipps.
Natürlich gibt es noch mehr Tipps. Jedoch muss bei diesem Kapitel ausnahmsweise auch darauf hingewiesen werden, dass Sie mit der Umsetzung den Bogen überspannen könnten.

Daher ist es ganz wichtig, dass Sie sich vorher etwas über die Belegungszahlen des Hotels informieren. Ist es ein gut besuchtes Hotel, empfiehlt sich die Anwendung der Tipps weniger.

Ist es schlechter besucht, werden Sie in aller Regel Erfolg haben.

Aber hey...freuen Sie sich! In Deutschland steht in den nächsten Jahren Schätzungen zu Folge jeder 3. gastronomische Betrieb vor dem finanziellen Aus.

Ihre Chancen sind also nicht schlecht. Mit etwas Kreativität und den bereits erlernten Grundregeln, werden Sie noch weitere Möglichkeiten finden, in den kostenfreien Genuss von Dienstleistungen des Hotels zu kommen.

Aber nun erstmal ab in den Wellnessbereich! Danach widmen wir uns dem "korrekten" Verhalten bei der Abreise.
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Alt 26.09.2005, 15:13   #8
Riif-Sa
 
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einen Vergleich zu Hitlers (bei Hotels in den neuen Ländern vorzugsweise zu "Honnis") Zeiten kauf mir glaub ich keine noch so blonde Mitarbeiterin ab. *g* Ansonsten: Danke für die Tipps.

LG, Riif-Sa
Riif-Sa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.09.2005, 15:55   #9
Bluestar
 
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Langsam habe ich das Gefühl ich erreiche mit diesem Text nicht die Betrachtungsweise, die ich erzielen will

Zumindest sollten es keine Tipps sein, für die man sich bedankt

Und der Vergleich ist einer der Punkte, die aus der Realität entsprungen sind.

Blue
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Alt 28.09.2005, 12:42   #10
Bluestar
 
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Standard Teil 5 - die Abreise

Auch der schönste Urlaub hat einmal ein Ende. Bedauernswerterweise widmen wir uns in diesem Kapitel dem unangenehmen Thema der Abreise.
Bereits auf dem Weg zum Frühstück weisen Sie das Rezeptionspersonal darauf hin, dass Sie heute abreisen werden und Ihre Rechnung begleichen werden.
Auf solche Floskeln wie „guten Morgen“ verzichten Sie bewusst. Das hören die ständig, wird ja auch mal langweilig.

Nach dem Frühstück weisen Sie das Rezeptionspersonal darauf hin, dass Sie nun erstmal packen gehen und man doch jemand vorbeischicken solle, der das Gepäck abholt.

Danach schauen Sie sich noch mal genau im Zimmer um und überlegen, was man denn so gebrauchen könnte. Wie wäre es z.B. (sofern vorhanden) mit einem Schuhlöffel?
Gebraucht aber kostenlos. Und wenn Sie selbst schon einen haben ist es ein willkommenes Geschenk für Senioren an Weihnachten (denken Sie auch mal an Ihre Schwiegermutter).

Sollte in der Zwischenzeit schon jemand nach Ihren Koffern gefragt haben, bestellen Sie ihn erneut für eine halbe Stunde später und wiederholen Sie dies, bis Sie fertig sind.

Wenn Sie alles eingepackt haben was Ihnen gehört und was Sie brauchen können, warten Sie 5 Minuten und beschweren sich, dass Sie schon eine „Ewigkeit“ darauf warten, dass Ihre Koffer abgeholt werden. Die Dinge, die Ihnen gehören und welche Sie NICHT mehr brauchen können, können Sie natürlich gerne im Zimmer liegen lassen. So z.B. gebrauchte Damen-Binden unter der Bettdecke, benutzte Kondome im Schubfach des Nachttisches oder Joint-Stummel im Blumenkasten des Balkons.

Jetzt kommen wir zum richtig unangenehmen Teil und zwar dem Begleichen der Rechnung.
Auch wenn die Rezeption überfüllt ist und Ihre Rechnung dank unseres Ratgebers kaum der Rede wert ist, verlangen Sie einen Stuhl und einen Kaffee. Schließlich wollen Sie sich ja nicht auf eine Stufe mit den anderen Gästen stellen.

Man kann auch ruhig mitten während der Rezeptionist einen anderen Gast abrechnet in das Gespräch fallen und so eventuell noch einen Blick auf die Rechnung des gerade zahlenden Gastes werfen. Sollte diese niedriger sein als Ihre Rechnung, die noch folgt, haben Sie einen weiteren Anlass zur Beschwerde.

Lassen Sie sich Ihre Rechnung vorlegen. Lassen Sie sich jeden noch so niedrigen Beleg vorlegen. Zweifeln Sie Ihre eigene Unterschrift auf Restaurantbelegen an. Lassen Sie sich unbedingt alles kopieren, separat in Briefumschläge einsortieren und mitgeben.

Und jetzt das Allerwichtigste. Sie möchten wissen, wie Sie Ihre Rechnung um 2-4% senken können? Kein Problem.
Informieren Sie sich, ob das Hotel Kreditkarten akzeptiert. Ist dem der Fall, bedeutet dies, dass das Hotel zwischen 2,5-4% (je nach Kreditkartenunternehmen und Größe sprich Verhandlungsposition des Hotels) Provision an das Kreditkartenunternehmen bezahlen muss, falls Sie die Rechnung mit der Kreditkarte begleichen.
Wenn Sie als Gast freie Wahl haben, wie Sie die Rechnung begleichen möchten, bieten Sie an, die Rechnung bei einem Nachlass von 2% Bar zu bezahlen. Sollte dieser Vorschlag nicht akzeptiert werden kündigen Sie an mit der Kreditkarte zu bezahlen.
Da die Rechnung zu kürzen eine „win-win-Situation“ (als ein positiver Effekt für beide Seiten) darstellt. Wird man unter Umständen darauf eingehen. (Anmerkung des Autors: Dieser Tipp ist tatsächlich als bisher einziger vollkommen Ernst gemeint und ebenso als bisher einziger in der Praxis bei mir [der den Check-Out bzw. die Kontrolle der Rechnungen als eine der Hauptaufgaben hatte] nie vorgekommen ist. Auf weitere Ernst gemeinte Tipps verzichte ich jedoch an dieser Stelle bewusst und würde auch diesen persönlich in der Praxis nie anwenden)

Auch wenn Sie nach der Kürzung der Rechnung bar bezahlen, legen Sie z.B. bei einem Rechnungsbetrag von 399,98 € einen 500,- € - Schein (das sind die lilanen) auf den Tisch und achten Sie darauf, dass Sie auch die 2 Cent wieder erhalten. Sind schließlich eh alles Abzocker, denen will man ja nicht noch Trinkgeld in den Rachen werfen.

Jetzt lassen Sie sich noch den Wagen vorfahren, das Gepäck einladen und verschwinden wortlos aus dem Hotel.

Sollten Sie hinter sich einen Knall hören erschrecken Sie nicht. Das ist das unfähige Personal, die zu blöd sind einen Sekt lautlos aufzumachen, mit dem Sie auf Ihre Abreise anstoßen.

ENDE


“Schon oft in der
Geschichte waren
es Ironie & Satire,
die als Ventil
dienten, um auf
einen schreienden
Mißstand hin-
zuweisen.”
STEFAN MÜNZ
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