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Alt 22.12.2012, 15:08   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Über den Propheten Anāvaśyaka

Der Weg

Einmal durchquerte der Prophet Anāvaśyaka mit seinen Jüngern ein großes Gebirge, wobei sie über einen hohen Pass ins Tal gelangen mussten. An einer Stelle aber versperrten Felsbrocken ihnen den Weg. Einer seiner Gefolgsleute schaute auf das Hindernis und sagte: "Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, die Felsen wegzuräumen! Hier kommen wir nicht vorbei." Ein anderer richtete seinen Blick nach oben zum Pass und äußerte: "So weit ist es nicht mehr. Aber das nützt uns nichts, wenn wir nicht weiter kommen." Ein dritter schaute hinunter in den Abgrund und seufzte: "Der Abgrund ist zu steil. Hier können wir nicht absteigen, um weiter unten das Hindernis zu passieren." Anāvaśyaka aber sagte: "Wer auf ein Problem schaut, wird ein Problem erkennen. Wer nur auf sein Ziel schaut, wird nur auf sein Ziel schauen. Wer in den Abgrund schaut, wird den Abgrund sehen. Wer aber auf den Weg schaut, wird den Weg finden." Also kehrte er um und nahm den einzig verbliebenen Weg, während seine Jünger ihm folgten. Nach einer gewissen Strecke kamen sie zu einer Gabelung, an der sie abbogen und über einen Umweg um den Berg herum gingen, so dass sie noch vor der Dämmerung ins Tal gelangten.


Anāvaśyaka und der Bäcker

Als Anāvaśyaka in die Stadt gelangte, sprach ihn ein Bäcker an: "Bist du nicht der Prophet, den sie Anāvaśyaka nennen? Man erzählt sich, dass alles, was du sagst, die unzweifelhafte Wahrheit sei. Ich habe eine neue Mehlmischung versucht und bevor ich tausende Brote damit backe, bitte ich dich: koste von meinem Brot und sage mir die unzweifelhafte Wahrheit darüber!" Der Prophet wies ihn darauf hin, dass er seit einem Monat faste, doch als der Bäcker ihm glaubhaft machte, wie wichtig es ihm sei, willigte Anāvaśyaka schließlich ein: "Gut, ich will mein Fasten brechen, um dich an der unzweifelhaften Wahrheit teilhaben zu lassen." Er kostete ein Stück Brot, versicherte ihm, dass es das köstlichste Brot gewesen sei, dass er seit einem Monat gegessen habe und ging weiter.


Vernunft und Leidenschaft

Einer der Jünger Anāvaśyakas sprach den Propheten auf Vernunft und Leidenschaft an: "Von beidem ist uns Menschen reichlich gegeben. Aber es ist nicht leicht, den richtigen Weg einzuschlagen. Ist es besser, seinem Begehren nachzugeben oder ist es richtig, sich zu mäßigen?" Der Meister nahm eine Fackel und schleuderte sie seinen Schülern entgegen, die in einem Halbkreis um ihn herum auf dem Boden saßen. Da sprangen sie erschrocken zur Seite. Anāvaśyaka lächelte und fragte: "War es richtig, auszuweichen? Wenn es an der Zeit ist, bringt der Verstand die Begierde zum schweigen und wenn es an der Zeit ist, weicht die Vernunft der Leidenschaft. Der aber, der sich fragt, ob Vernunft oder Leidenschaft der richtige Weg sei, der hat sich schon entschieden."


Anāvaśyaka und der Priester

Auf der Straße sprach ein Priester den Gelehrten Anāvaśyaka an, warum er nie über Gott rede, wo ihn doch alle, den Priester eingeschlossen für einen wahrhaftigen Propheten hielten. Anāvaśyaka gab zur Antwort: "Ich spreche zu denen, die ein Wort brauchen, um das Offensichtliche zu sehen. Für die aber, die den Baum nicht sehen, tut es nichts zur Sache, ob ihn jemand gepflanzt hat, ob er aus der Natur heraus gewachsen ist oder ob er da schon immer stand."

Geändert von Schmuddelkind (22.12.2012 um 16:32 Uhr)
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Alt 10.01.2013, 14:13   #2
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Standard Der freie Wille

Anāvaśyakas Schüler fragten ihn eines Nachts, ob es einen freien Willen gäbe oder ob alles im Leben vorherbestimmt sei. Der Prophet erzählte daraufhin ein Gleichnis: "Zwei Dörfer auf beiden Ufern eines Flusses waren mit einer Seilbrücke verbunden, auf die sich eines Tages ein Tiger verirrt hatte. Bald bildeten sich auf beiden Seiten Schaulustige, die das verängstigte Tier sehen wollten, das beinahe regungslos in der Mitte der Brücke verharrte. Man fragte den klügsten Mann des einen Dorfes, ob er eine Lösung wüsste, um die Brücke wieder zugänglich zu machen. Dieser war sehr von der eigenen Verantwortung aller Taten überzeugt und litt unter der Gefahr, so viel Schuld auf sich zu laden bei einem solch ungewissen Ausgang. Zwar hatte er einige Ideen, aber er behielt sie lieber für sich, da alle mit einer gewissen Gefahr für Leib und Leben verbunden waren.

Also rief man den klügsten Mann des anderen Dorfes herbei, der dafür bekannt war, an die völlige Ergebenheit des menschlichen Seins in einem kosmischen Schicksal zu glauben. Er wusste, dass passieren würde, was passieren müsste, gleich wie lange er über die Sache nachdenken würde und versuchte sich an der erstbesten Idee, die ihm in den Sinn kam: er wies die kräftigsten Männer an, heftig an der Brücke zu rütteln, damit der Tiger in den Fluss stürze. Doch statt des Tigers, der sich mit seinen starken Pranken an der Brücke festzukrallen vermochte, traf es gleich zwei Männer, die in den Fluss hinab rutschten.

Da stieß ein Mann dazu, den man als einen schlichten Menschen kannte, sich kaum um Sinnfragen und Philosophie scherend, ein Mann, der stets tat, was getan werden musste und damit zufrieden war. Er überlegte eine Weile und sagte schließlich zu den Bewohnern seines Dorfes: "Geht alle in eure Häuser, verbringt einen sorglosen gemütlichen Abend mit euren Familien und der Tiger wird morgen kein Problem mehr sein!" Man belächelte ihn und fragte ihn, wie er es anstellen wolle, aber tat doch, wie er empfohlen. Als es dunkel wurde und der Tiger erkannte, dass er freien Weg haben würde, wagte er sich endlich zum Ufer. Am nächsten Morgen war die Brücke zur Freude beider Dörfer wieder begehbar."
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Alt 10.01.2013, 15:17   #3
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Hi, Schmuddelkind,

deine Prophetengeschichten gefallen mir sehr!
Ich hoffe, dass du noch viele schreibst!

Wie kommst du auf den Namen? Hat er eine Bedeutung? Klingt auf jeden Fall gut!

lg
simba
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Alt 10.01.2013, 17:12   #4
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Hi, simba.

Danke für das Lob!
Anāvaśyaka ist hindi und bedeutet so viel wie "unnötig"/"überflüssig". Die Idee dahinter ist, dass der Prophet bestimmte Probleme sehr einfach betrachtet, indem er die Fragen anders stellt und den Menschen, die immer nach dem Sinn im Grossen Ganzen suchen zeigt, dass oft tiefergehende Reflexionen und damit die Suche nach einem Propheten überflüssig sind.

LG

P.S.: Ich versuche, eine kleine Sammlung solcher Geschichten anzulegen. Hab auch noch ein paar auf Lager. Die nächste kommt sofort...
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Alt 10.01.2013, 17:13   #5
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Standard Anāvaśyaka in einer fremden Gegend

Anāvaśyaka kam in eine fremde Gegend, in der die Menschen ihn ablehnten: "Geh wieder nach Hause! Wir brauchen hier keinen Propheten." Der Gelehrte war glücklich darüber. "Das ist gut", sagte er und ging.
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Alt 11.01.2013, 17:41   #6
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Standard Anāvaśyaka über Zenons Paradoxien

Einer der Jünger Anāvaśyakas, von seiner Zenon-Lektüre angeregt, wollte eines Abends wissen, wie man das Wesen der Zeit erfassen könne: "Ist die Zeit eine Menge von Zeitpunkten, die aneinandergereiht werden oder ist die Zeit ein fließendes Ganzes?" Der Prophet schickte einen seiner Anhänger nach draußen und fing an zu erklären: "Wer das Wesen der Zeit verstehen will, der braucht dafür Zeit, viel Zeit, mehr Zeit, als es braucht, ein Wunder zu erleben." Die Jünger waren nicht zufrieden mit der Antwort und diskutierten heftig untereinander, bis schließlich derjenige zurückkehrte, den der Lehrer vor die Tür geschickt hatte und berichtete: "Einen solch kräftigen Sonnenuntergang habt ihr in eurem ganzen Leben nicht gesehen. Es war wunderschön!" Da lächelte Anāvaśyaka zufrieden.
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Alt 26.01.2013, 14:31   #7
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Standard Das Wunder

Als der Prophet Anāvaśyaka auf dem Marktplatz vor einer kleinen Menschenmenge sprach, rief jemand: "Reden kannst du viel und gut. Aber ich habe wahrhaft Gottgeweihte gesehen, die Vibhuti aus dem nichts erschufen, Lahme konnten wieder gehen und Blinde wieder sehen. Zeig uns ein Wunder!" Anāvaśyaka aber entgegnete: "Du kannst gehen und du kannst sehen und scheinst bei bester Gesundheit zu sein. Wozu also brauchst du ein Wunder?"
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Alt 24.02.2013, 20:02   #8
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Standard Anāvaśyaka und die zwei Brüder

Als Anāvaśyaka über die Felder ging, traf er zwei streitende Brüder und fragte sie, worum sie stritten. Der eine Bruder erklärte ihm: "Unser Vater, für den wir auf dem Feld arbeiten gibt uns beiden gleich viel Geld, obwohl ich von morgens bis abends arbeite, während mein Bruder faul ist. Oft liegt er den halben Tag verträumt im Feld." Der Andere verteidigte sich: "Du bist doch nur so fleißig, um dich bei Vater einzuschmeicheln, du Vaters Liebling. Du hast Vaters Achtung, ich habe nur meine Träume. Da ist es gerade gerecht, wenn ich ebenso viel Geld von ihm bekomme." Der Prophet ging zum Vater der beiden und sprach mit ihm allein. Dieser wusste um die Faulheit eines seiner Söhne, aber er liebte beide gleich.

Anāvaśyaka riet ihm: "Gib deinem faulen Sohn ein paar Taler mehr und deinem fleißigen Sohn entsprechend weniger!" Der Vater wunderte sich über diesen merkwürdigen Rat, aber befolgte ihn, weil er den Propheten schätzte. Dem faulen Sohn aber war es unangenehm, mehr Geld für weniger Arbeit zu bekommen, gab seinem Bruder den Überschuss und arbeitete fortan ebenso fleißig wie dieser, da er sich in Vaters Schuld wähnte.
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Alt 10.05.2013, 21:58   #9
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Standard Anāvaśyaka über das Mögliche

Als einmal der Prophet Anāvaśyaka in einem kleinen Dorf mit einem Mann redete, begann dieser bald sich über seinen Nachbarn zu beklagen: "Er hat völlig das Maß für das Mögliche verloren, wie Einer, der im Herbst betet, dass bald der Frühling komme." Anāvaśyaka fragte erstaunt: "Wieso sollte er auch im Frühling für den Frühling beten?"
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Alt 10.05.2013, 22:18   #10
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Hi, Schmuddel,

wunderbar. Alle, trotzdem hab ich einen heimlichen Favoriten.

lg simba
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Alt 10.05.2013, 22:26   #11
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Dankeschön!

Zitat:
Alle, trotzdem hab ich einen heimlichen Favoriten.
Was heimlich geschieht, ist mir immer ein wenig unheimlich. Dürfte ich deinen Favoriten erfahren? *ganz lieb kuck*


LG
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Alt 10.05.2013, 22:33   #12
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Standard Anāvaśyaka über die Milde

Als Anāvaśyaka eines Abends im Kreise seiner Jünger saß, fragte ihn sein eifrigster Schüler: "Ich weiß, dass Milde der Pfad der Gerechten ist, aber ist es denn nicht auch so, dass der Mildtätige inmitten der Ungerechten selten zu seinem Recht kommt?" Anāvaśyaka aber entgegnete: "Was kann einem Menschen das Recht geben, was ihm an Milde mangelt?" Die Runde saß schweigend vor ihm und so erzählte der Lehrer ein Gleichnis:

"Ein Bauer hat, um Einiges an Land zu erwerben, viel Geld beim König geliehen. Er tat dies in der Hoffnung, mit den Erträgen, die er auf dem fruchtbaren Acker erziele, die Schulden bald begleichen zu können und so setzten die beiden, wie unter Vertragspartnern üblich, eine Frist an. Doch da das Land nicht die erhofften Erträge abwarf, versuchte er eine neue Züchtung, die das Getreide rascher wachsen lassen sollte. Als er sich kurz vor dem Durchbruch wähnte, ist jedoch die Frist für die Tilgung seiner Schulden abgelaufen. Er erklärte dem König, dass er bald in der Lage sei, die Erträge zu verfierfachen und bot ihm daher die vierfache Summe seiner Säumnis an, falls er ihm ein paar Monate mehr Zeit gebe.

Doch der König bestand darauf, dass die Frist einzuhalten sei und verlangte vom Bauern, dass er das Land verkaufen solle. Schweren Herzens suchte er also einen Käufer, doch es fand sich nur ein einziger Großbauer, der das Land weit unter dem Preis kaufen wollte. Also ging er zum König und erklärte ihm, dass er ihm die volle Schuld ausbezahlen könne, wenn er noch ein wenig Zeit bekäme, einen geeigneten Käufer zu finden. Doch der König verwies erneut auf die Einhaltung der Frist. Also verkaufte der brave Mann das Land für die Hälfte des Wertes und gab das Geld dem König."
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Alt 10.05.2013, 22:38   #13
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Okay, aber nur, wenn du mir dann deinen verrätst.

Die Geschichte mit den beiden Brüdern.
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Alt 10.05.2013, 22:50   #14
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Danke!
Ja, das mit den beiden Brüdern enthält etwas mehr Moral als die anderen.

Zitat:
aber nur, wenn du mir dann deinen verrätst.
Wenn das so ist: mag daran liegen, dass es die neueste Geschichte ist (und sie mich natürlich gerade beschäftigt), aber ich favorisiere im Moment die Episode über die Milde. Davor mochte ich, glaub ich, "Vernunft und Leidenschaft" am liebsten.
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Alt 10.05.2013, 23:14   #15
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Die über die Milde hab ich gerade erst gelesen. Prima.

Ich häng aber schon ne ganze Weile an dem Satz:

Was kann einem Menschen das Recht geben, was ihm an Milde mangelt?

Muss es nicht heißen: .... wenn es ihm an Milde mangelt?

Vielleicht hab ich ich Moment auch ein Brett vorm Kopf.

grübel, s.
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Alt 10.05.2013, 23:19   #16
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Freut mich, dass auch diese Episode dir gefällt!

Den Satz muss man anders lesen (aber ich sollte ihn vielleicht auch anders formulieren): Das Recht gibt einem etwas. Aber kann es einem das geben, was einem an Milde (in der Ausübung der Milde) mangelt? Ist es jetzt verständlich?
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Alt 10.05.2013, 23:29   #17
weiblich simbaladung
 
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Ja, das ging mir auch durch den Kopf.

Also, so:

Kann einem das Recht das geben, was ihm an Milde mangelt?

Ich denk auch, dass du das ändern solltest.

gute Nacht,
simba
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Alt 10.05.2013, 23:34   #18
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Ja, ich werd nochma drüber schlafen und dann überleg ich weiter...

Danke für die Anregung!

Dir auch eine gute Nacht
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Alt 18.07.2013, 00:35   #19
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Die Angst vor dem Tod

Als Anāvaśyakas Mutter im Sterben lag, kehrte der Prophet zurück in sein Heimatdorf, kniete drei Tage an ihrem Sterbebett und hielt ihre Hand. "Ich habe Angst", offenbarte sie ihm endlich. Anāvaśyaka aber sah sie an, küsste ihre Stirn und sagte: "deine Angst wird vorüber gehen, Amma." Da lächelte sie zuversichtlich und schloss bald darauf für immer die Augen.
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Alt 19.07.2013, 12:42   #20
gummibaum
 
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Hallo Schmuddelkind,

ich preise hiermit deine Zähigkeit, wertvolle Gedanken auch bei zahlenmäßig geringer Beachtung niveauvoll und ansprechend auszuspinnen. Dein Text ist sehr lesenswert.

LG gummibaum
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Alt 19.07.2013, 13:00   #21
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Lieber gummibaum,

danke für deinen Kommentar. Hab doch alles erreicht, wenn den Text auch nur ein oder zwei User lesenswert finden.

Na ja, "Zähigkeit" - ich schreibe so oder so; wenn es Beachtung findet, umso schöner; wenn nicht, ist das für mich auch OK. Man sollte da sein Selbstwertgefühl nicht von der Anzahl der Kommentare abhängig machen. Zumal: ich bekomme durchweg auf die aller meisten meiner Texte Kommentare; da kann ich mich gar nicht beschweren... selbst wenn ich wollte. Außerdem muss ich selbst wieder mehr kommentieren.

LG
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Alt 19.07.2013, 13:12   #22
Thing
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Ich warte immer wieder die nächste Geschichte ab.
Als Zwischenbemerkung:

Sie alle erinnern mich an Nasreddin, von dem ich ähnliche "Weisheiten"* kenne.
Eine ist mir besonders in Erinnerung geblieben,
aber die paßt nicht so recht hierher.

Insgesamt:
Alles sehr lesenswert!

LG
Thing


*Es sind auch wirkliche Weisheiten dabei!
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Alt 19.07.2013, 13:23   #23
männlich Schmuddelkind
 
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Hallo Thing,

deine Neugier schmeichelt mir. Die Geschichten kommen aber nur sehr sporadisch in mir auf; ich kann nie daran arbeiten, sondern muss immer warten, bis zufällig eine neue Idee kommt.

Die Geschichten von Nasreddin sind lustig und lehrreich. Welche ist es denn, die dir so präsent in der Erinnerung ist. Am ehesten würde ich meine Propheten-Anekdoten mit Brechts Geschichten von Herrn Keuner vergleichen.

LG
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Alt 19.07.2013, 13:32   #24
Thing
R.I.P.
 
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Ein Schmuddelkind-Anavasyka wiegt für mich 10 Keuners auf.
Dem fehlte der Witz, aber nicht der pädagogische Zeigefinger.
Das mag daran liegen, daß Brechtbertus nicht mein Geschmack ist.

Wo kann ich den einen Nasreddin erzählen?


LG
Thing
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Alt 19.07.2013, 13:40   #25
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Zitat:
Ein Schmuddelkind-Anavasyka wiegt für mich 10 Keuners auf.

Im Allgemeinen lese ich Brecht auch nicht so gerne, gerade wegen dieses Zeigefingers (wobei er auch ein paar Texte geschrieben hat, die mich beschäftigt haben); aber die Geschichten von Herrn Keuner mochte ich schon sehr.
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Alt 18.12.2015, 11:24   #26
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Anāvaśyaka über das Predigen des Friedens

Eines Tages rief der Rat der Ältesten Anāvaśyaka an, denn ein Krieg stand bevor. Alle Vorbereitungen wurden bereits von den Ältesten getroffen und geeignete Erwiderungen auf verschiedenste Vorgehensweisen des Feindes wurden besprochen. Nun war den Ältesten aber an des Gelehrten Meinung gelegen, wie der Krieg denn zu verhindern sei. Keine noch so kluge und friedfertige Lehre, hieß es, sei bisher in der Lage gewesen, den Frieden unter den Menschen zu befördern. Der Rat fragte also den Propheten, da er weithin als weiser Mann geachtet war, ob er denn eine Lehre sein eigen nennen könne, die auf Frieden hoffen lasse.

Anāvaśyaka entgegnete: "Solches weiß ich wohl zu lehren. Jedoch werde ich mich hüten. Die Menschen brauchen keine weiteren Worte, deretwegen sie einander töten."
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