Mein Kind

[Isabel Seifried]

Deine Welt ist vielfach schöner
als es meine für mich ist.
Denn du siehst die Dinge größer.

Deine Welt ist vielfach reicher,
denn du siehst die kleinen Schätze,
die ich längst schon übersehe.

Deine Welt ist vielfach lauter,
als es meine für mich ist.
Du hast Angst vor dem Gewitter,

Deine Welt ist vielfach bunter,
denn du siehst die Farben heller,
als ich sie noch sehen kann.

Deine Welt ist vielfach schöner,
als es meine für mich ist,

weil du weißt ja, Mami ist da,
auch wenn du nicht vollkommen bist.

[Ilka-Maria]

Diese Verbrämung der Kindheit ist nicht meine Sache, das ist mir zu einseitig. Die Lernprozesse, die ein Kind durchmacht, sind nicht immer wunderbar, aber meistens notwendig.

Abgesehen davon frage ich, ob dies hier sein muß:

weil du weißt ja, Mami ist da,
auch wenn du nicht vollkommen bist.

Ein einfaches "denn" wäre eleganter gewesen: "... denn du weißt ja ...".

Und überhaupt: Ist es angemessen, seinem Kind um die Ohren zu schleudern, es sei nicht vollkommen? Wer ist man als Erwachsener denn selbst, dermaßen herablassend zu sein?

[Isabel Seifried]

Stimmt, wir sind alle unvollkommen. Da hast du Recht. Jetzt wo du es sagst. Meine Mutter pflegte zu sagen "Ich liebe dich, egal was du mir antust (mit deiner Depression)" - kurz darauf versuchte ich, mir das Leben zu nehmen. Ein anderer schöner Satz war "ich habe mein Leben für dich geopfert, jetzt will ich etwas zurück".

Ich werde versuchen, ihren Fehler nicht zu wiederholen. Muss die letzten Zeilen irgendwie umschreiben.

"Denn du weißt ja, Mami ist da,
wenn sonst auch nichts vollkommen ist".

[Ilka-Maria]

Zitat von Isabel Seifried

"Denn du weißt ja, Mami ist da,
wenn sonst auch nichts vollkommen ist".

Klingt immer noch so, als sei Mami die einzig Vollkommene.

"Denn du weißt ja, Mami ist da,
wenngleich nichts im Leben vollkommen ist."