Über den Wert der Freiheit

[Schmuddelkind]

In Deutschland läuft Einiges schief.
Doch solange es Pressefreiheit gibt, sehe ich darüber hinweg.
Solange es Meinungsfreiheit gibt, halte ich meinen Mund.

[Thing]

Bedrückend.

[Schmuddelkind]

Ja, ich denke, Einige betreiben das so. Viele geben sich mit der Freiheit zufrieden, die sie theoretisch haben, ohne sie zur Verbesserung der Zustände zu nutzen.

Andererseits muss man aber auch aufpassen, dass man nicht Freiheiten nutzt, nur um sie zu nutzen. Gerade wenn dies Schaden anrichten kann...

LG

[Ilka-Maria]

Zitat von Schmuddelkind

Viele geben sich mit der Freiheit zufrieden, die sie theoretisch haben, ohne sie zur Verbesserung der Zustände zu nutzen.

Das ist hier das wichtigste Wort: "theoretisch". Denn haben wir die Freiheit auch in der Praxis?

Wie könnte ich, um einige Beispiele zu nennen, folgende Mißstände ändern:

Die Praxisgebühr abschaffen, weil sie aus Gründen, die ich hier nicht nochmal durchkauen muß, großer Blödsinn und nix als kostentreibender administrativer Aufwand ist.

Eine völlig verfehlte und von falschen Umweltgedanken getragene Müllentsorgung endlich so gestalten, daß unsere hochmodernen Verbrennungsanlagen ausgelastet sind und dem Verbraucher faire Preise auferlegt werden.

Die Monopolstellung der Öffentlich-Rechtlichen brechen, die turnusmäßig höhere Rundfunk- und Fernsehgebühren verlangen (und auch bekommen, da die ÖR mit der Politik innigst verbandelt sind), obwohl die Sender immer mehr "Fast Food" anbieten, die sie kräftig mit Werbung versalzen.

Die Mächtigen des Fußballs daran hindern, daß mir bei einem Länderspiel alle fünf bis zehn Sekunden ein Emblem in die Augen sticht, das die Zuschauer völlig meschugge macht.

Den Gesetzgeber meines Landes Hessen dazu zwingen, die Hürden für eine Volksbefragung endlich nicht mehr so hoch zu legen, daß ihre Durchführung möglich wird.

Das ist mir spontan eingefallen, aber die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

LG
Ilka

[Schmuddelkind]

Ja, meinte eigentlich größere Dinge, aber es fängt schon im "Kleinen" an, ohne die Probleme relativieren zu wollen, die du ansprichst. Jedenfalls sollte es nicht genügen, die Verhältnisse mit dem Verweis hinzunehmen, wir befänden uns immerhin in einer Demokratie und es gibt Meinungsfreiheit etc..

[Ilka-Maria]

Mir sind die Dinge groß genug, die vor meiner Haustüre liegen oder die mir monatlich abgebucht werden, ohne daß ich sie in Anspruch genommen hatte - im Namen einer "Solidarität", an der sich andere bereichern.

Ich bin nicht blöd - aber machtlos. Weil gegängelt, und da kann ich inzwischen unter Parteien wählen, wie ich will: Die sind alle eingeebnet.

Subsidariatät wäre mir genehmer. Aber das ist keine deutsche Tugend.

Der Deutsche läuft lieber am Hundehalsband, die Schüssel ist ihm sicher. Und der Billigfraß darin auch.

[Thing]

Ilka-Maria:

Profund wie immer!

[Isabelle Klauke]

Einiger dieser negativen "Auswüchse" wäre durch eine eigene, freie, Lebenswiese schon gut entgegengewirkt.
Ein bisschen mehr Bescheidenheit an den richtigen Stellen und ein bisschen mehr Anspruch an den ebenfalls richtigen Stellen, könnte einige Probleme des Alltags beheben.

Seinen Anspruch an sich selbst erhöhen, keine Hobbys besitzen sondern Interessen, Interessen zu Leidenschaften entwickeln.
Das schafft Ausgegelichenheit und eine Immunsystem gegen unnötigen negativen Belast, ich erachte es als nicht nötig über Praxisgebühren nachzudenken, wenn ich versuche so gesund wie möglich zu leben und mich kennenzulernen, der Bedarf an Arztbesuchen wird zurück gehen. ( und nein es ist nicht unmöglich ohne Beschwerden zu leben ).
Und auch wenn ich , durch Gene oder Unglück in eine Arztabhängigkeit geraten würde, wäre es ertragbar, wenn alle anderen nach oben genanntem Beispiel leben würden.
Manche Menschen sind nur aus unachtsamkeit krank.
Das muss abgeschafft werden.

Über die Müllentsorgung muss man sich auch keine Gedanken machen,
wenn man kein Wegwerfer ist.
Man muss sich einfach überlegen, welches Handeln man ausführen kann, was auf die Masse übertragen heilend wirkt.
Wenn Essen nicht weggeworfen wird, wenn Plastik nicht gekauft, so nicht weggeworfen wird, ist schonmal viel getan.
Das muss man konsequent durchführen und vorleben, so verbreitet man positiven Einfluss und wird daraus mehr machen.
Wenn man ja " eh machtlos" ist, Politiker etc mzustimmen, wieso die Energie verschwenden auf Wut, Gröll, Verbitterung?

Ich ziehe es vor meine Energie in Schaffen zu konzentrieren,
aus jeder Lage kann etwas gemacht werden.


Und wir haben die Freiheit alles zutun was wir wollen, oft fehlt es nur an Mut.

[Ilka-Maria]

Zitat von Isabelle Klauke

Einiger dieser negativen "Auswüchse" wäre durch eine eigene, freie, Lebenswiese schon gut entgegengewirkt.
Ein bisschen mehr Bescheidenheit an den richtigen Stellen und ein bisschen mehr Anspruch an den ebenfalls richtigen Stellen, könnte einige Probleme des Alltags beheben.

Das ist naiv. Wo sollte ich denn da anfangen? Ich benutzte z.B. mein Fernsehgerät äußerst selten, muß aber trotzdem Gebühren bezahlen. Ich könnte es ganz abschaffen, nützt aber nix, weil demnächst die Gebühren in Form einer Steuer von jedem Haushalt verlangt werden, das ist nur noch eine Frage der Zeit, und es ist dem Staat egal, ob es in diesem Haushalt ein Fernsehgerät gibt oder nicht.

Müll sparen - schön und gut. Unsere Müllverbrennungsanlagen sind genau deswegen nicht ausgelastet und müssen Müll vom Ausland kaufen. Wer bezahlt das? Ich lasse Dich genau einmal raten.

Jetzt ist von einer Finanztransaktionssteuer die Rede, die eingeführt werden soll. Mit Finanztransaktionen hat wohl kaum einer von uns Usern zu tun. Das wird hauptsächlich die Unternehmen betreffen, und die werden die zusätzlichen Kosten auf ihre Produkte abwälzen. Und wer bezahlt das am Ende? Auch hier darfst Du genau einmal raten.

Strom sparen: Das wird eifrig praktiziert, und es gibt immer mehr Geräte, die stromsparend laufen. Die Budgets der Stromanbieter werden aber deswegen nicht runtergeschraubt. Das Gegenteil ist der Fall, denn die Umsätze sollen ja steigen. Also wird der Strom mit jeder Sparmaßnahme teurer. Dasselbe passiert beim Wasserverbrauch. Wobei hier das Sparen in Gegenden mit genügend Wasser nicht mal sinnvoll ist, denn wenn zu wenig Wasser durch die Leitungen fließt, sammeln sich Keime an. Folge: Die Gemeinde muß die Leitungen kräftig durchspülen, um sie keimfrei zu halten, die Kosten tragen die Haushalte.

Unsere Lebensweise ist dem Staat und der Wirtschaft egal, solange die Einkünfte stimmen. Und wieviel Freiheit ein Individuum wirklich hat, darüber streiten seit Jahrhunderten die Philosophen - ohne Lösung.

[ZychoyZ]

"Solange es Meinungsfreiheit gibt, halte ich meinen Mund."

hallo schmuddelkind, der satz ist klasse . schöne grüße zy.

[Ex-Peace]

Das ist ein wirklich toller Kurzgedanke!

[Isabelle Klauke]

Ilka-Maria, kann es sein das du dir vielleicht zusehr den Kopf über Gebühren und Geld zerbrichst?
Es geht mich nichts an, aber ich vermute du kannst deine Freuden ausleben und hast keinen leeren Bauch, hast ein Dach über dem Kopf, reicht dir das nicht?

[Ilka-Maria]

Zitat von Isabelle Klauke

Ilka-Maria, kann es sein das du dir vielleicht zusehr den Kopf über Gebühren und Geld zerbrichst?
Es geht mich nichts an, aber ich vermute du kannst deine Freuden ausleben und hast keinen leeren Bauch, hast ein Dach über dem Kopf, reicht dir das nicht?

Werte Isabelle,
darum geht es nicht. Es geht darum, daß uns Demokratie vorgegaukelt wird, die wir in Wirklichkeit nicht haben. Ich könnte noch hundert Beispiele nennen, zu denen nicht nur Gebühren, sondern staatliche Subventionen und Geschenke gehören, wie z.B. die Regelung über das Prestigeobjekt "Betreuungsgeld", das zwei Drittel der Deutschen nicht haben wollen und das dazu führen wird, daß die Renten angehoben werden, um dieses Klientel nicht vor den nächsten Wahlen zu verstimmen, und daß wegen der Umverteilung das Thema "Gerechtigkeit" wieder unter'm Nudelholz gewalkt wird. Es geht um Trickserei, Gängelei, Volksverblödung, mangelnden Liberalismus und fehlende Subsidiarität. Mit dem Zustand meines Bauches oder der Sicherheit meines Kopfes hat das nichts zu tun. Jedenfalls werde ich diese Diskussion nicht auf einer persönlichen Ebene führen, denn mein Lebensstandard und meine Zufriedenheit gehen Dich nichts an.

[Schmuddelkind]

@Zych und Peace: Vielen Dank!

[Isabelle Klauke]

Ilka-Maria ich wollte dir nicht zu nahe treten, aber worum es hier geht ist doch, wie ich es vielleicht missgedeutet habe (?) , " den Wert der Freiheit ",oder nicht?

Vielleicht hab ich mich unvorsichtig ausgedrückt, ich möchte es nocheinmal probieren.
Das wir in einer vorgegaukelten Demokratie leben ist ja ein "älterer Schuh" ,
mir kommt es so vor als sind das nur Überlegungen die an der Oberfläche kratzen.

Und wir haben die Freiheit alles zutun, ist nicht unrealistisch oder verrückt.
Wir haben die Freiheit aus diesem System auszusteigen,
es ist nicht so als sei es unmöglich,
aber es wirkt für die gewöhnten Menschen "verrückt" .
Wer will schon in den Wald ziehen? Auf sein warmes Wasser verzichten? Jeden Tag um sein Überleben kämpfen?
Für mich ist das aber gerade eine ganz tolle Idee.
Dafür muss man aber mutig sein, sich anstrengen und neue Fähigkeiten erlernen.

Viele Menschen haben das Bedürfnis nach einem Staat, der ihnen Geborgenheit und Sicherheit vermittelt, damit schränken sie ihre Freiheit automatisch ein.

Es gibt einige Beispiele für ein freies Leben.
Ist euch der Künstler Banksy bekannt?
Um nur einen zu nennen.


Interessen und Hobbys unterscheide ich darin, das Hobby eigentlich nur eine seichte Tätigkeit ist, an der man Gefallen gefunden hat.
Eine wahre Interesse ist mit mehr Neugierde und Arbeit versehen,
eine Leidenschaft geht soweit das man eine Sache liebt,
für sie kämpft, sich entwickelt, stärker wird, an seine Grenzen stößt.
Leiden schafft , könnte man auch daraus machen.

Wenn man das kennt, sieht man die Welt mit anderen Augen.
Politik ist eh dasgleiche, in meiner Wunschwelt ( und ja ich habe Ideale und das ist nicht naiv ) werden freie Geister gefördert, bilden sich die Menschen.
Lernen sollte nicht nur Auswendiglernen heißen, es werden lebensfähige Menschen gefördert, die alle das Beste aus sich machen wollen.
Wenn man diesen Gedanken weiterführt, wird Politik irgendwann überflüssig.


Dazu fällt mir übrigens Oscar Wilde ein :

"Eine Landkarte der Erde,die nicht auch Utopia zeigt,ist keinen einzigen Blick wert,denn auf ihr fehlt jenes eine Land, an dem die Menschheit immer landet. Und wenn die Menschheit dort angelangt ist,blickt sie sich um, sieht ein noch schöneres Land und setzt wieder die Segel. Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien"

Falls Interesse an einem weiteren Austausch dieses Themas besteht, könnte man ja ein neues Thema eröffnen.
@Schmuddelkind: entschuldige soviel Off-Topic !

[Ilka-Maria]

Natürlich kann ich hier nur an der Oberfläche bleiben, es ist nicht Sinn dieses Forums, Bücher über derartige Themen zu schreiben. Ausführliche Betrachtungen von Staatsrechtlern wie Hans Herbert von Arnim und Prof. Sinn gibt es auf dem Büchermarkt genug.

Unser System zu ändern ist nicht die Frage, denn dazu müßte es etwas Besseres als die Demokratie geben. Was wir in Deutschland aber seit den 60er Jahren daraus gemacht haben, schreit längst zum Himmel. Mich wundert es jedenfalls nicht, daß immer weniger Wahlberechtigte an die Urnen gehen.

"Freiheit" ist ein schwieriger Begriff, und bis heute hat sich kein Philosoph erlaubt, darüber zu einem gültigen Schluß zu kommen, ob es Freiheit tatsächlich gibt oder nicht. Genau aus diesem Grunde ist dieser Begriff noch nie so leidenschaftlich diskutiert worden wie in den letzten zehn Jahren.

Oscar Wilde hat den Begriff "Utopia" falsch angewandt. Hätte er die Schrift von Thomas Morus richtig gelesen bzw. interpretiert (oder auch Platons Werk "Der Staat") hätte er merken müssen, daß der Begriff "Utopia" nach demokratischem Verständnis negativ besetzt ist, denn er befürwortet die Diktatur.

Für mich gibt es keine einfachen Lösungen und Erklärungen. Die Dinge liegen kompliziert, weil sich Fachgebiete wie Politik, Wirtschaft, Soziologie, Wirtschaft u.a. überschneiden und von Politikern beeinflußt werden, die zum großen Teil nichts davon verstehen. Auch ist klar, daß die Entwicklung der Bundesrepublik in den letzten fünfzig Jahre hier nicht einfach in wenigen Absätzen geschildert und diskutiert werden kann.

[ZychoyZ]

hallo schmuddel,
nochmal zu deinem ursprungsgedanken ... ich würde den zweiten satz mit der pressefreiheit irgendwie umformulieren, so dass vielleicht ein medium wie fernsehen oder zeiung mit eingebaut werden kann (beim fernsehen bietet sich einiges an), wäre gegebenenfalls ein wenig stimmiger.

liebe grüße nochmal zy.

[Schmuddelkind]

Danke, Zych!

Das mit den Medien ist ne gute Idee. Vielleicht überleg ich mir da noch was...
Meine Idee war eben, dass das LI über alle Infos, die die Presse einem bereitstellt hinwegsieht. Insofern der leichte Bezug, aber Fernsehen kann man da auch gut einbauen.

LG

[ZychoyZ]

"doch solange es Pressefreiheit gibt, sehe ich über die Nachrichten hinweg"

oder so ähnlich.

gute grüße nochmal.