Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Kolumnen, Briefe und Tageseinträge

Kolumnen, Briefe und Tageseinträge Eure Essays und Glossen, Briefe, Tagebücher und Reiseberichte.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 22.04.2012, 11:20   #1
männlich ScragWhitnex
 
Benutzerbild von ScragWhitnex
 
Dabei seit: 04/2012
Ort: Freiburg im Breisgau
Alter: 35
Beiträge: 16

Standard Liebe zum Meer

Liebes Meer.

Kannst du dich noch an unsere gemeinsamen Zeiten erinnern? Unsere Stunden miteinander? Wie du mich auf deinen nassen Händen über den halben Erdball getragen hast mit deiner unmessbaren Kraft? An all die schönen Sonnenauf- und Untergänge, die wir gemeinsam genossen haben? Und an die klaren Nächte mit ihren zahlreich glitzernden Sternen am Firmament? Ich habe diese Momente mit dir genossen und sie in mein Gedächtnis kopiert, immer abrufbar, wenn mir danach ist.

Aber ich habe nicht nur die guten Erlebnisse gespeichert. Ich weiß noch genau, dass du nicht immer freundlich zu mir warst. Eher ganz schön launisch. Hast mich und mein Schiff herum geworfen, wie es dir gefiel. Klar, ich weiß, dass du nicht alleine die Schuld dafür trägst. Es waren diese enormen Stürme, die deine Nerven strapazierten und dich zornig werden ließen. Doch musste ich mein ganzes Können abrufen, um gegen deine Wutausbrüche standzuhalten und letztendlich nicht in die Tiefen deines Körpers zu versinken und als Fischfutter zu enden. Eine sich immer wiederholende Prüfung, die ich in den vierzig Jahren glücklicherweise bestand.

Doch nicht nur die Momente mit dir sind viel zu schnell vergangen. Auch meine Lebensjahre schritten in rasantem Tempo voran, bis ich mich schließlich als Greis wiederfand. Rheuma hat meine Hände befallen und macht es mir unmöglich, je wieder mit dir auf spannende Reisen zu gehen.

Bevor ich mich aber in meinem Sessel zur Ruhe setze, möchte ich dir noch etwas mitteilen. Es ist der Grund, aus dem ich zu Papier und Stift gegriffen habe und dir diesen Brief schreibe. Mein Herz morste es mir schon vor Jahren, doch ich habe die Signale nicht verstanden, das Feuer in mir nicht wahrgenommen, allein schon wenn ich an dich denke. Egal ob an deine positiven Seiten, als auch deine negativen. Sie zeichnen dich aus und verkörpern dich. Sie machen mehr aus dir als nur Abermillionen Liter Wasser. Sie formen aus dir eine Frau. Meine Frau.

Ich werde dir den Brief per Flaschenpost zukommen lassen, damit deine Neugier ihn nicht gleich durchnässt.

Mach`s gut. Und wenn ich noch eine Möglichkeit bekomme, werde ich dich an deinen Ufern besuchen kommen.


Dein treuer alter Seebär.
ScragWhitnex ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.04.2012, 14:53   #2
männlich Martand
gesperrt
 
Dabei seit: 04/2012
Beiträge: 745

Sehr unkonventionell geschrieben.
Typische Alltagsprosa mit dem Thema der Natur.
Als Tagebucheintrag kein schlechter Gedanke..

Grüße - Martin
Martand ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.04.2012, 15:06   #3
männlich ScragWhitnex
 
Benutzerbild von ScragWhitnex
 
Dabei seit: 04/2012
Ort: Freiburg im Breisgau
Alter: 35
Beiträge: 16

Hallo Martin,

als Tagebucheintrag ist das nicht geplant, nur als Brief, aber das lässt sich denke ich schnell dazu umschreiben. Ein Gedanke ist es wert, vll mache ich das sogar als eine Art B-Version
Ich schreibe gerne alltägliche Texte, auch gerne mit Bezug auf die Natur. Schade, dass ich dich nicht so ganz begeistern konnte.

Danke dir aber trotzdem für deine Rückmeldung!

LG Scrag
ScragWhitnex ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.04.2012, 23:35   #4
weiblich Isabelle Klauke
 
Benutzerbild von Isabelle Klauke
 
Dabei seit: 03/2012
Ort: Vietnam Villenviertel
Alter: 59
Beiträge: 39

Hallo ScragWhitnex!

"Klar, ich weiß, dass du nicht alleine die Schuld dafür trägst. Es waren diese enormen Stürme, die deine Nerven strapazierten und dich zornig werden ließen. "

das ist gerade so zum schießen!
Ich stelle mir ein dickbäuchigen Alten vor, vielleicht einen Verstoßenen.
Aber irgendwie auch eine Witzfigur.
Vielleicht liegt es aber auch an meiner munteren Stimmung, gerade.

Dein Text kann vielleicht zu Demut anregen, er ist ja jetzt ein alter Greiß und gefangen in seinen körperlichen Beeinträchtigungen.
Wenn er wahre Leidenschaft in seiner Meeresliebe gefunden hätte,
wäre er denn dann ein "alter Greis" ?
Und würde er sich dann im Sessel niederlassen?

Ich vermute nicht!

Und so wirkt mir der " Seebär " eher zu belächeln, in seinen Zeilen die Tiefe zur Natur ausdrücken möchten, aber eher die mangelnde menschliche Interaktion unterstreichen und ihn irgendwie zur Witzfigur werden lassen.

Viele liebe Grüße!
Isabelle Klauke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.06.2012, 14:10   #5
weiblich sohare
 
Dabei seit: 06/2012
Alter: 27
Beiträge: 22

Zitat:
Zitat von ScragWhitnex Beitrag anzeigen
Liebes Meer. ( , )

Kannst (kannst) du dich noch an unsere gemeinsamen Zeiten erinnern? Unsere Stunden miteinander? Wie du mich auf deinen nassen Händen über den halben Erdball getragen hast mit deiner unmessbaren Kraft? (Sätze, die ich unterstreiche, gefallen mir besonders gut) An all die schönen Sonnenauf- und Untergänge, die wir gemeinsam genossen haben? Und an die klaren Nächte mit ihren zahlreich glitzernden Sternen am Firmament? Ich habe diese Momente mit dir genossen und sie in mein Gedächtnis kopiert, immer abrufbar, wenn mir danach ist.

Aber ich habe nicht nur die guten Erlebnisse gespeichert. Ich weiß noch genau, dass du nicht immer freundlich zu mir warst. Eher (Das klingt so, als wäre es immer oder meistens so gewesen. Hier schreibst du besser: "Auch" oder "Auch mal" oder sowas in der Art) ganz schön launisch. Hast mich und mein Schiff herum geworfen, wie es dir gefiel. Klar, ich weiß, dass du nicht alleine die Schuld dafür trägst. Es waren diese enormen Stürme, die deine Nerven strapazierten und dich zornig werden ließen. Doch musste ich mein ganzes Können abrufen, um gegen deine Wutausbrüche standzuhalten und letztendlich nicht in die Tiefen deines Körpers zu versinken und als Fischfutter zu enden. Eine sich immer wiederholende Prüfung, die ich in den vierzig Jahren glücklicherweise bestand.

Doch nicht nur die Momente mit dir sind viel zu schnell vergangen. Auch meine Lebensjahre schritten in rasantem Tempo voran, bis ich mich schließlich als Greis wiederfand. Rheuma hat meine Hände befallen und macht es mir unmöglich, je wieder mit dir auf spannende Reisen zu gehen.

Bevor ich mich aber in meinem Sessel zur Ruhe setze, möchte ich dir noch etwas mitteilen. Es ist der Grund, aus dem ich zu Papier und Stift gegriffen habe und dir diesen Brief schreibe. Mein Herz morste es mir schon vor Jahren, doch ich habe die Signale nicht verstanden, das Feuer in mir nicht wahrgenommen, allein schon wenn ich an dich denke. Egal ob an deine positiven Seiten, als auch deine negativen. Sie zeichnen dich aus und verkörpern dich. Sie machen mehr aus dir (ich persönlich fände die Satzstellung so besser: 'aus dir mehr' ) als nur Abermillionen Liter Wasser. Sie formen aus dir eine Frau. Meine Frau. (Diese Stelle finde ich irgendwie traurig)

Ich werde dir den Brief per Flaschenpost zukommen lassen, damit deine Neugier ihn nicht gleich durchnässt. (Ei nSatz, der mir ganz ganz besonders gut gefällt Klingt, als würde der Mann hier die wilde, ungestüme und irgendwie verspielte Seiet des Meeres ansprechen)

Mach`s gut. Und wenn ich noch eine Möglichkeit bekomme, werde ich dich an deinen Ufern besuchen kommen.

Dein treuer alter Seebär.
Ich finde, dass diese Geschichte irgendwie etwas trauriges hat.
Der Mann, der da schreibt, hat beinahe sein ganzes Leben dem Meer gewidmet, sich in diese Leidenschaft geflohen, weil er wohl unfähig war, Kontakte zu knüpfen, mit Menschen nicht so gut konnte. Und jetzt wo er alt ist und niemanden hat, gibt es da nur noch das Meer, weil er sonst keinen kennt, an den er schreiben kann. Das Meer ist jedoch ganz weit weg und er nun wohl einsam.
Ich frage mich, ob er irgendeine Krankheit hat.
Vielleicht Asperger oder Depressionen.
Ich stelle mir ihn vor, wie er da jetzt in seinem alten Ledersessel sitzt, den Blick aus dem Fenster oder auf die Uhr gerichtet, oder er sieht fern, und hofft, auch wenn es unmöglich ist, eine Antwort zu kriegen.
In den ersten Abschnitten des Briefes, in denen er die positiven udn negativen Seiten aufzählt fehlt mir noch ein wenig Gefühl, seine Liebe zum Meer (und wahrscheinlich ist es ja schon mehr als das) kommt auf mich nicht 100%ig rüber. Teilweise könnte das auch der allwissende Erzähler erzählt haben. Auch den Übergang zwischen positiv und negativ finde ich nicht fließend genug. Gute Formulierungen sind allerdings dabei.
'Dein treuer alter Seebär' klingt nach guten Kumpel, gutem Freund, doch man liest auch (wenn man bedenkt, was du vorher geschrieben hast) heraus, dass da auch mehr drin stecken könnte, dass der Mann will, dass sie mehr als nur das sind. Auch wenn das wohl nie passieren wird...
Alles in allem ein schöner und interessanter Brief, der auf jeden Fall zum Nachdenken anregt, finde ich
sohare ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Liebe zum Meer

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche


Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Mit dem Meer freibart Lebensalltag, Natur und Universum 0 08.12.2008 23:48
Das Meer Terror Incognita Gefühlte Momente und Emotionen 2 14.05.2008 11:21
Vom Meer DemonOfTheFall Lebensalltag, Natur und Universum 3 15.11.2007 16:47
Am Meer LaCoreille Gefühlte Momente und Emotionen 6 03.04.2007 20:48
Meer cute_fighter Gefühlte Momente und Emotionen 0 04.02.2006 19:10


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.