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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 27.08.2012, 17:09   #1
männlich Desperado
 
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Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747

Standard Generationskonflikt

Elternlos

Dass sie gehangen an der Nabelschnur,
so wie bestimmt es ist von der Natur,
dass sie mit Wonne und mit großer Lust
genuckelt an der vollen Mutterbrust
ist ins Vergessen abgetaucht,
als beides sie nicht mehr gebraucht.

Doch selbst wenn wir zuvor es wüssten,
als selig wir die Wangen unsrer Kleinen küssten,
was jene mit uns machen
an schwerverdaulich’ Sachen,
wir hätten keine Wahl,
denn Elternschaft bringt Qual.

Denn was wir ihnen auch an Möglichkeit bereiten,
auf ihrem Lebensweg sie helfend zu begleiten,
es schert sie nicht,
wer geht, der bricht
mit jener Welt,
die ihn erhält.

Und während Mütter voll Verzweiflung klammern,
enttäuschte Väter über ihren Krügen jammern-
das soll so sein,
der Kelch ist nicht der Wein,
ist dieser ausgetrunken
zum Abschied wird gewunken.

Denn wer die Kinder bei sich halten will,
verfehlt das vorgegeb’ne Ziel,
sie sind die Pfeile, die vom Bogen abgeschossen
erklimmen ihrer eignen Lebensleitern Sprossen,
selbst wenn so manche stürzen ab
und finden vor der Zeit ihr Grab.

Mag dieser Weg sie auch das Leben kosten,
die Sonne sinkt im Westen, nicht im fernen Osten
und was dem Menschen vorgegeben,
das muss erreichen er im Leben,
will er den Eltern nur gefallen,
entkommt er niemals ihren Krallen.

Denn das Gesetz des Lebens
ist das des Weiterstrebens
und dreht sich’s auch im Kreis,
wie bald ein jeder weiß,
will dieser doch gezogen sein
und ist er noch so klein.

Heut hocken große Kinder oft wie fette Maden
im Elternhaus, wo sie zum Essen sind geladen,
wo ihre Wäsche wird gewaschen,
vors Bett gelegt sind die Gamaschen,
erst war das Auto ausgeborgt,
nun ist ein eigenes besorgt.

Bequemlichkeit ist keine Zier,
jedoch was kann das Kind dafür,
dass alles ihm wird abgenommen,
es wird ihm später schlecht bekommen,
was soll’s, die Menschheit braucht es nicht,
es ist kein allzu großes Licht.

Wer groß sein will, muss eig’ne Wege suchen,
mag manch verstockter Vater ihn dafür verfluchen,
mag manche Mutter sich die Seele aus den Augen flennen,
wenn mit dem Kopf durch harte Wand die Kinder rennen,
wer keine Grenze überschreitet,
vor dem kein neues Land sich weitet.

Und Eltern, die die Zukunftsmuster ihrer Kinder weben,
betrügen letzten Endes sie ums selbstbestimmte Leben,
und laden auf sich große Schuld,
wenn sie zerstören deren Ungeduld,
drum lass der Jugend ihren Lauf,
sperr den Gedankenkäfig auf.

Doch in der Regel erst die Alten
zu ihren Enkelkindern halten,
weil wissend sie geprüft von manchem Leid
sind eingedenk der Flüchtigkeit der Lebenszeit,
und wer da keine Fehler macht,
hat um die Einsicht sich gebracht.




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