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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 11.05.2014, 12:03   #1
weiblich Fellponylady
 
Dabei seit: 05/2014
Beiträge: 7

Standard Sterbelied

Sterbelied


Du bist schon lange fort,
starbst mir einfach davon,
bist nun an einem himmlischen Ort,
ich warte auf dich lange schon.

Viele Jahre sind vergangen,
es ist schon lange her,
dass wir Trauerlieder sangen,
ach, ich liebe dich sehr.

Einst kamst du als Engel zu mir,
du riefst mir leise zu,
es sei so schön, dort, bei dir,
finde ich meine ewige Ruh!

Weiss wie Schnee war deine Haut,
ja, ich sage es trotzdem allen,
dass sie vom Himmel herabschaut,
bald werde ich in deine Arme fallen.

Denn vor Sehnsucht wurd` ich todkrank,
an jenem Tage, als du mich verliessest,
ich in tiefe Krankheit, Fieber sank,
es stört mich nicht, dass du mich mitrissest.

Denn mein Lebenswillen schwindet,
ohne dich will ich nicht sein,
weil man nur bei dir Ruhe findet,
ohne dich gehe ich ein.

Bald sind die Stunden gezählt, ich steige hinauf,
zu dir, mein Schatz, dann bleib ich dort,
ich nahm viel Schreckliches in Kauf,
will verlassen diesen finstren Ort.

Auch wenn mich alle beweinen,
ich werde glücklich sein,
bin nur mit mir im Reinen,
brauche dich, sonst kein.

Drei lange Tage ist es nun schon so,
lieg ich im Sterbebett,
der Geist schon fort, der Körper roh,
wirk ich nicht mehr adrett.



Doch das braucht nicht zu kümmern mich,
die dunkeln Tiefen rufen mir zu,
bald verabschiede diese Welt ich,
bald lassen sie mich in Ruh.

Seit Jahren wart` ich auf das Wiedersehen,
mit einem sehr lieben Wesen,
bald werde ich hinfort gehen,
die Leute meine Todesanzeige lesen.

Ich bin bereit, das zu tun, was kommen muss,
ich freue mich darauf,
die Menschen voller Verdruss,
nehm` ich dafür in Kauf.

Ich spüre, wie ich es zu Ende mache,
eines Tages werden sie es verstehen,
ich kümmere mich nicht um die Sache,
doch eines Tages lassen sie mich gehen.

Ich habe täglich Schmerzen ertragen,
habe mich nie gewehrt,
habe, ohne mich zu hinterfragen,
mich nach dir verzehrt.

Mein Traum war es seit jeher daher,
zu dir zu gelangen,
die Welt vermiss ich sehr,
doch ich kann im Himmel neu anfangen.

Als Kind denkt man, der Himmel sei toll,
die Wolken schwebten dahin,
in Wahrheit ist er sicher wundervoll,
mit dem Lieben Gott darin.

Es ist Zeit, es ist Zeit,
gleich ist es vorbei,
doch ich bin schon so weit,
dass ich bei dir glücklich sei.

Ach, jener unglückliche Tag,
der dir das Leben nahm,
an den ich mich nicht entsinnen mag,
der Tag, an dem er kam.

Er riss dich fort, fort aus meinen Armen,
zog dich in die dunkle Tiefe,
nahm dich mir weg, ohne Erbarmen,
ich versprach, dass ich dich riefe.


Doch nie kam der Zeitpunkt, du kamst nie frei,
du bliebst immer gefangen,
im Tod, ach, oh weh, wie dem auch sei,
ich habe immer an dir gehangen.

Drei Jahre haderte ich,
mit dem schlimmen Schicksal,
nehmt als Märtyrer mich,
nehmt mich als Mahnmal.

Doch lasst mich einfach gehen,
versteht es ihr denn nicht,
könnt ihr das denn nicht sehen,
dass ich gehen muss ins Licht?

Ach, ihr sterblich Tier,
ich verlasse euch schon,
es zerreisst mich schier,
erklimmt doch euren Thron.

Doch lasst mich ziehen, jetzt und hier,
ich will es so haben,
will nur noch hinauf zu dir,
sollt ihr euch an meiner Tragödie laben.

Wenn ihr das wirklich wollt,
dann tut was ihr nicht wollt lassen,
doch wenn ihr nicht tut, was ihr sollt,
werd` ich euch auf ewig hassen.

Doch jetzt werde ich euch verlassen,
bedenkt mir nett,
ihr werdet euch wieder fassen,
legt mir Steine auf mein Bett.

Trauert nicht um mich,
freut euch, dass ich glücklich bin,
denn ich brauche nur dich,
fragt nicht nach dem Sinn.

Warum ich die Welt nicht mehr ertrug,
wieso dass ich nicht mehr wollte leben,
denn der Preis, der mein Leben betrug,
hab ich gern gegeben.

Genug gesagt, ich gehe nun,
jetzt will ich es vollbringen,
ich werde es nun tun,
ihr werdet beten und singen.


Eines Tages werden wir uns wiedersehen,
dann sind wir alle wieder vereint,
dann werden wir nie von einander gehen,
auf dass die Sonne wieder scheint.
Fellponylady ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.05.2014, 18:05   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Da dies wirklich tiefempfunden ist, versage ich mir einen Kommentar.


Ich neige mich der Trauer.

Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.05.2014, 18:58   #3
weiblich Fellponylady
 
Dabei seit: 05/2014
Beiträge: 7

Danke
Fellponylady ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.05.2014, 21:58   #4
weiblich Fellponylady
 
Dabei seit: 05/2014
Beiträge: 7

Das ist, was ich erreichen wollte...
Fellponylady ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.05.2014, 13:51   #5
männlich Johannes P.
 
Benutzerbild von Johannes P.
 
Dabei seit: 05/2014
Ort: Krefeld
Alter: 36
Beiträge: 49

Es gefällt mir so, dass am Ende des Gedichts trotz allem die Hoffnung die Oberhand behält. Alles Gute dir und viel Kraft, Fellponylady!

Johannes P.
Johannes P. ist offline   Mit Zitat antworten
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