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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 13.05.2017, 23:24   #1
männlich talking head
 
Dabei seit: 05/2016
Ort: NRW
Alter: 63
Beiträge: 754

Standard It's more to a Picture, than meets the Eye



Die Kunst kam in mein Leben,
ließ edel mich entschweben
dem täglich grauen Streben
nach bekanntem Glück.

Fraß unersättlich
Ideen mir aus dem Hirn,
bog mir den Körper,
sog seinen süßen Saft,

zog meinen Tag
durch kalte Nacht
müde in den grauen Morgen.

Gab von meinen Jahren
ihr nur die besten,
doch blieb im Osten
mir nur vom Glück zu kosten
und später im Westen
sah man nach rauschenden Festen
mich ungeladen bei den Resten.

KSK und Hartz 4 - Stütze
waren in der Not mir nütze;

vom Galeristen dann und wann
gab's Bier und rote Grütze.

Als aus der letzten groben Kiste
ich endlich in den Himmel wollte,

war es Petrus, der mich verzollte,
mir dabei grollte,
sich abwandte und schon trollte,

als der Herrgott selbst
gar wütend mit den Augen rollte:

„Petrus, erinnerst dich denn nicht,
solltest neben edler Kunst
dem Erdenwicht
doch geben auch des Geldes Gunst!“

„Verzeih, Herr,
hier liegt der Fehler beim Gescherr;
dem edlen Künstler, wahr und gut,
gab ich wie befohlen Mut
zu wagen den ganz neuen Strich,
erst aufregend und verstörend,
dann hinreißend und betörend,
was leider ich vergaß,
hilf, Herr“, so Petrus beschwörend,
„sonst bliebe ihm, welch Jammer,
im Himmel nur die Armenkammer.“

Der Herrgott war recht unzufrieden.

Als Galerist im weißen G'wand
ging er dem Schicksal selbst zur Hand,
stieg auf Erden tief hinab,
gab des Verblichenen
mutigen Strichen
große Häuser, gute Presse;

Wissenschaft und Theorie fanden
gar einen neuen -ismus,

aspekte und das Feuilleton
förderten im schönen Ton
den angesagten Kunsttourismus.

Mit Freuden sah der Herr die Gunst
einschweben in des Verstorbenen Kunst;

entließ ihn aus der Armenkammer;
der neue Trend wurde ein Hammer,
der fremde Galerist verschwand.

Wo zuletzt er ward gesehn,
hängt schön wie aus dem Licht gefallen
sein einst himmlisches Gewand
als Rätsel schimmernd an der Wand.

Sein Licht zieht jeden in den Bann;
und wer noch offenen Herzens,

den nimmt auf großen Schwingen
sein Zauber in ein weites Land

und hört Neil Young von Fern' schon singen:

„It's more to a Picture than meets the Eye,
hey hey, my my.“
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