Wenn sich der Morgen hebt bei Poetry.de

Briefmarke · 28.08.2012, 21:22

Wenn sich gemach der Morgen vor euch hebt
wie ein geflüstertes Gebet und Amen,
das ihr noch Lebenden zag von euch gebt,
geschworen in des Herrn geweihtem Namen,
um abzuwenden alles sterblich Gramen,
das im Gemüt sich harsch zusammenbraut
im hohlen Zwist entstehender Infamen-
Lasst mich entschlafen, sternenstaubbetaut!

Denn alles Glück zerfällt das man erstrebt,
vergeudetes Erhoffen fauler Samen,
ein totgesäter Keim, der nicht mehr lebt,
zerschunden zwischen menschlichen Reklamen,
ein Leben, von dem sie sich alles nahmen,
im Elend fremden Glückes wohlverstaut
wo die vergessnen Helden ewig lahmen.
Lasst mich entschlafen, sternenstaubbetaut!

Ich bin die Motte, die im Mondlicht schwebt,
das Aas, das Löwenzahn und Klee umrahmen,
der letzte Atem, der am Spiegel klebt,
verzeiht, wenn mir Gefühle klar entkamen.
Ich trank zu viel des Blutes hehrer Damen,
doch heute ist die See leicht aufgeraut
und gleicht nicht ihren Wangen, jenen zahmen.
Lasst mich entschlafen, sternenstaubbetaut!

Es wehen Böen um die dunklen Bramen,
wie die verlassnen Echos, die es blaut,
wenn ihr euch wiederfindet in den Dramen.
Lasst mich entschlafen, sternenstaubbetaut.

Perry · 01.09.2012, 23:01

ich schaue gern mal über den Zaun, was die Kollegen von der Reimzunft so treiben. Deine leicht vampirisch angehauchte Morgenbeschwörung hat durchaus was, leidet meiner unmaßgeblichen Meinung als "freier Schreiberling" aber doch etwas unter dem Reimzwang.
Wenn ich bei einem Konstrukt wie "entstehender Infamen-" noch ein Auge zugedrücken konntze, habe ich dann bei "Bramen" endgültig das Handtuch geworfen.

Trotzdem einen schönen Gruß über den Gartenzaun und alles Liebe
Perry

Rebird · 02.09.2012, 02:05

als ich Dein Gedicht das erste Mal las, da war ich gleich hin und weg.
Von der Form her ein voller Erfolg und der Inhalt ist auch kein gewohntes wischi, waschi, worüber ich mich auch immernoch nicht streiten möchte

Ein sehr inspirierendes und bemerkenswertes Werk, wie ich finde. Hatte glaube ich sogar La óla ausgelöst o.O
liebe Grüsse

Briefmarke · 02.09.2012, 22:37

Hallo Perry,
sehr schön das du über den "Zaun" schaust, sowas kann nie schaden, leider vergessen oder verneinen das manche Schreiberlinge.
Deine Meinung über den Reimzwang ist unmöglich von der Hand zu weisen, denn bei nur 3 Reimen auf 28 Versen verteilt ist es verdammt knifflig keiner erzwungnen Verbindung zu unterliegen, vor allem in der deutschen Sprache, die da ja nicht so freizügig ist wie z.B. Italienisch. Aber genau darin liegt meiner Meinung nach der Reiz, in einer solch straffen Vorgabe recht zu kommen und nicht dem Künstlichen anzuhaften. Ich hoffe es ist mir einiger maßen gelungen, auch wenn du deine Meinung darüber schon sagtest.
"Vampirisch" war eigentlich nie meine Absicht, du bist aber schon der Zweite der es so nannte, ist aber auch nicht so wild, man kann gewisse Punkte in dem Gedicht wirklich so auffassen, wobei aber eine Vielzahl anderer Aspekte den Inhalt in einen, dem nicht den entsprechenden, Hintergrund rücken.
Vielen Dank für deinen Kommentar.

Hallo Rebird,

über Wischi-Waschi sollte man sich auch nicht streiten.

Freut mich das es dir gefallen hat.
Die Form hat mir auch, als ich sie zum ersten mal sah, sehr gut gefallen.
La ola ist immer gut, hast du alleine eine gemacht?

Vielen Dank.

Liebe Grüße an euch, Briefmarke.

28.08.2012, 21:22	#1
Briefmarke Dabei seit: 04/2011 Ort: Die leere Fernbedienung Alter: 36 Beiträge: 233 Meine Gedichte Meine Favoriten	Wenn sich der Morgen hebt Wenn sich gemach der Morgen vor euch hebt wie ein geflüstertes Gebet und Amen, das ihr noch Lebenden zag von euch gebt, geschworen in des Herrn geweihtem Namen, um abzuwenden alles sterblich Gramen, das im Gemüt sich harsch zusammenbraut im hohlen Zwist entstehender Infamen- Lasst mich entschlafen, sternenstaubbetaut! Denn alles Glück zerfällt das man erstrebt, vergeudetes Erhoffen fauler Samen, ein totgesäter Keim, der nicht mehr lebt, zerschunden zwischen menschlichen Reklamen, ein Leben, von dem sie sich alles nahmen, im Elend fremden Glückes wohlverstaut wo die vergessnen Helden ewig lahmen. Lasst mich entschlafen, sternenstaubbetaut! Ich bin die Motte, die im Mondlicht schwebt, das Aas, das Löwenzahn und Klee umrahmen, der letzte Atem, der am Spiegel klebt, verzeiht, wenn mir Gefühle klar entkamen. Ich trank zu viel des Blutes hehrer Damen, doch heute ist die See leicht aufgeraut und gleicht nicht ihren Wangen, jenen zahmen. Lasst mich entschlafen, sternenstaubbetaut! Es wehen Böen um die dunklen Bramen, wie die verlassnen Echos, die es blaut, wenn ihr euch wiederfindet in den Dramen. Lasst mich entschlafen, sternenstaubbetaut.

01.09.2012, 23:01	#2
Perry Dabei seit: 11/2006 Alter: 71 Beiträge: 3.762 Meine Gedichte	Hallo Briefmarke, ich schaue gern mal über den Zaun, was die Kollegen von der Reimzunft so treiben. Deine leicht vampirisch angehauchte Morgenbeschwörung hat durchaus was, leidet meiner unmaßgeblichen Meinung als "freier Schreiberling" aber doch etwas unter dem Reimzwang. Wenn ich bei einem Konstrukt wie "entstehender Infamen-" noch ein Auge zugedrücken konntze, habe ich dann bei "Bramen" endgültig das Handtuch geworfen. Trotzdem einen schönen Gruß über den Gartenzaun und alles Liebe Perry

02.09.2012, 02:05	#3
Rebird Dabei seit: 05/2011 Ort: wonderland Alter: 41 Beiträge: 1.462 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Briefmarke als ich Dein Gedicht das erste Mal las, da war ich gleich hin und weg. Von der Form her ein voller Erfolg und der Inhalt ist auch kein gewohntes wischi, waschi, worüber ich mich auch immernoch nicht streiten möchte Ein sehr inspirierendes und bemerkenswertes Werk, wie ich finde. Hatte glaube ich sogar La óla ausgelöst o.O liebe Grüsse

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02.09.2012, 22:37	#4
Briefmarke Dabei seit: 04/2011 Ort: Die leere Fernbedienung Alter: 36 Beiträge: 233 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Perry, sehr schön das du über den "Zaun" schaust, sowas kann nie schaden, leider vergessen oder verneinen das manche Schreiberlinge. Deine Meinung über den Reimzwang ist unmöglich von der Hand zu weisen, denn bei nur 3 Reimen auf 28 Versen verteilt ist es verdammt knifflig keiner erzwungnen Verbindung zu unterliegen, vor allem in der deutschen Sprache, die da ja nicht so freizügig ist wie z.B. Italienisch. Aber genau darin liegt meiner Meinung nach der Reiz, in einer solch straffen Vorgabe recht zu kommen und nicht dem Künstlichen anzuhaften. Ich hoffe es ist mir einiger maßen gelungen, auch wenn du deine Meinung darüber schon sagtest. "Vampirisch" war eigentlich nie meine Absicht, du bist aber schon der Zweite der es so nannte, ist aber auch nicht so wild, man kann gewisse Punkte in dem Gedicht wirklich so auffassen, wobei aber eine Vielzahl anderer Aspekte den Inhalt in einen, dem nicht den entsprechenden, Hintergrund rücken. Vielen Dank für deinen Kommentar. Hallo Rebird, über Wischi-Waschi sollte man sich auch nicht streiten. Freut mich das es dir gefallen hat. Die Form hat mir auch, als ich sie zum ersten mal sah, sehr gut gefallen. La ola ist immer gut, hast du alleine eine gemacht? Vielen Dank. Liebe Grüße an euch, Briefmarke.