Ich bin...

[ChaosG]

Ich stehe dir bei.
Ich bin um dich.
Ich bin...

Die Nacht hat dich umzüngelt,
ihre Fänge nach dir ausgestreckt.
Du hast dich in dein Bett gelümmelt,
die Arme hin zum Schlaf gerreckt.

Nun liegst du friedlich da,
bemerkst meine Figur nicht,
denn ich bin unsichtbar.
Deine Brust hebt und senkt sich.

Im Nu bin ich über dir,
Schreck fährt in deine Glieder,
Du wirst ein Teil von mir,
ein Teil von vielen.

Ich stehe dir bei.
Auf dem langen Weg
Ich bin um dich.
Vor Gottes Pforten.
Ich bin dein Ende.

Ich habe mal ein Gedicht geschrieben, dass sich von den üblichen Wegen, die ich betrete, unterscheidet.

[Sonja]

ChaosG,
ich finde dein Gedicht ist echt spitze geworden!
Es hat was düsteres, und irgendwie auch was mystörioses, finde ich.
Sehr gelungen!

[ChaosG]

Pfielen Dank!

Hmm, negative Kritik wäre auch mal ganz praktisch
Da lernt man nämlich dazu
Danke für das Lob.

mfg,
ChaosG

[Ilka-Maria]

Ein Prolog - gute Idee. Auch das Wort "umzüngelt" statt "umzingelt" ist ein guter Einfall.

die Arme hin zum Schlaf gerreckt.

Entweder man lümmelt, oder man reckt sich. Aber bestimmt nicht die Arme, wenn man sich zum Schlafen legt. Normalerweise winkelt man sie dann irgendwie ab.

Dein Gedicht beschreibt eine schleichende Gefahr, und dann plötzlich dies:

Im Nu bin ich über dir,

Das stört Bild und Rhythmus, jedenfalls für mein Empfinden. Ich hätte es bei der Langsamkeit belassen, z.B. "ich sinke nieder über dir" oder so ähnlich.

Statt "Figur" hätte mir "Gestalt" besser gefallen, weil es weniger körperlich ist.

Ich stehe dir bei.
Auf dem langen Weg
Ich bin um dich.
Vor Gottes Pforten.
Ich bin dein Ende.

Der Epilog wäre ohne die beiden letzten Verse wirksamer, dann bliebe auch offen, welche Macht hier am Werke ist - ob der Weg nämlich in den Himmel oder in die Hölle führt. Auch würde mir "Ich bin mit dir" oder "Ich geleite dich" besser gefallen als "Ich bin um dich".

Das alles ist selbstverständlich Geschmackssache. Aber ich hoffe dennoch, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.

LG
Ilka-M.