Juni

[traudl]

Vater, nach der sechsten Pulle,
strullt wie´n blasenkranker Bulle.
Singt dabei aus voller Kehle
sich den Weltschmerz von der Seele.

Mutter knechtet in der Küche –
ah, die herrlichen Gerüche!
Auf ein pralles Käsebrötchen
legt ´ne Flieg´ ein winz´ges Kötchen.

Wie sich alle amüsieren!
Manche gar auf allen Vieren.
Spielen: Leck mich doch am Ursche.
Winnifried, der fesche Bursche,

ruckt die Hose aus der Kimme,
grölt mit gurkensaurer Stimme:
Nicht so zaghaft, alter Nickel!,
Auf der Stirne nichts als Pickel.

Uns´re Mieze, o wie drollig,
ist mal wieder riesig rollig.
Macht dem Dackel frech Avancen.
Überm Mist die Mücken tanzen.

Auf dem Griller brutzelt´s lustig.
Viele Würste sind schon krustig.
Einerlei, was soll das Fasten.
Holger schreit: Den nächsten Kasten!

Opa, aus bizarren Träumen,
will den Anschluss nicht versäumen.
Ruft und lässt dabei ´nen fahren:
Düvel ook, wo blivt de Klaaren?

Oma ist jetzt bester Laune:
Endlich half die zehnte Pflaume.
Zieht ´ne Flasche aus dem Busen,
ruft: Kannst diesen hier verkusen!

Fröhlich klingen lock´re Lieder,
Körper wogen auf und nieder.
Mitternacht und noch kein Ende.
Klar: Wir feiern Sonnenwende.