Liebes Leben...

[Inge]

Ich schreibe dir diesen Brief. Eigentlich schreibe ich diesen Brief aber ja ständig und immer, nur halte ich es nie schwarz auf weiß fest.



Nun will ich mal ehrlich sein... Manchmal verhälst du dich wie eine besoffene Riesenkackwurst, die sich im Umschlag meiner Vorhänge versteckt, um vor sich hin zu stinken und alles vollzukotzen. Verstecken haste gelernt. Niemand wird dich finden, du hinterlistiges Biest.



An anderen Tagen wiederum malst du mir meine Welt in den schönsten Farben aus, lässt Herzchen fliegen und Blumen duften. Du erzählst komische Geschichten und lässt meinen Kopf in ein angenehm buntes Chaos versinken. Alles fühlt sich dann an, als sei man in einer bunten Seifenblase mit Königssessel und Schokoladenbrunnen. Du springst herum. Nicht als Kackwurst, eher als Regenbögen kackendes Einhorn. Es ist wunderbar, wenn du bei mir bist.




Manchmal bist du wie ein besoffener Geisterfahrer in den Straßen vom Himalaya. Du liebst das Risiko, denn das macht dich eigentlich aus, macht dich interessant. Während du Amok läufst, bleibt manchmal die Zeit stehen und die Welt hält still. Ganz still. Totenstill...



Danach scheint aber meistens wieder die Sonne. Sie scheint so schön, dass ich alles um mich herum vergesse. Ich verzeihe dir viel. Sehr viel.

Das ist so. Weil ich liebe dein auf und ab. Das macht süchtig.

Du machst mich süchtig.



Oft verirrst du dich im Nebel einer grauen Masse, in die ich mit einsinke, wie ein Abenteurer in den Treibsand. Du treibst mich an meine Grenzen und lässt mich doch immer wieder auferstehen. Zuckerbrot und Peitsche. Das ist, was du magst. Das ist, was ich mag und gleichzeitig schwer ertragen kann.




Du gibst mir die Liebe, den Hass, die Trauer, Verzweiflung, alles Glück auf Erden.

Mein Leben, du schönste und schrecklichste aller Formen des Seins, du hast mir das Gefühl geschenkt. Das ist, was Leben ausmacht. Das ist, warum ich süchtig nach dir bin. Das ist, warum ich bin.