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Alt 13.03.2012, 17:30   #1
männlich Desperado
 
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Standard Der einsame Ritt

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„Der ganze Südwesten war ein einziges Haus, gebaut aus der Morgendämmerung.
Er war gemacht aus Blütenstaub und Regen.
Das Land war alt und ewig.
Auf den Hügeln und in der Ebene leuchteten viele Farben, und hinter den Bergen wuchs eine dunkle Wildnis.
Das Land war bestellt und voller Kraft, es war es schön, soweit das Auge reicht.“
Indianerlied des Südwestens

„Wir sind die Sterne, die singen, wir singen mit unserem Licht.
Wir sind die Feuervögel, wir fliegen über den Himmel.
Unser Licht ist eine Stimme.
Wir bauen den Geistern eine Straße, damit die Geister vorüberziehen.
Unter uns sehen wir drei Brüder einen Bären jagen, die Zeit hat es nicht gegeben, in der sie nicht jagten.
Wir blicken auf die Berge hinab.
Dies ist das Lied der Sterne.“
Sternengesang der Algonkin

„Ich weiß nicht, ob des Menschen Stimme den Himmel erreichen kann.
Ich weiß nicht, ob der Mächtige mich beten hört.
Ich weiß nicht, ob was ich erbitte mir auch zuteil wird.
Ich weiß nicht, ob wir das Wort von alters her auch wahrlich hören können.
Ich weiß nicht, was alles sich in unserer Zukunft noch begeben wird.
Ich hoffe, dass Gutes kommen wird für meine Kinder und für euch.“
Pawnee Zeremonie

“Zum Zeitpunkt des Todes, als ich erkannte, dass der Tod kommen würde, war ich sehr überrascht.
Alles misslang.
Ich war traurig, mein Heim verlassen zu müssen.
Ich habe in die Weite geblickt, meinen Geist nach Norden, Süden, Osten und Westen entsandt.
Habe versucht, dem Tod zu entkommen, konnte jedoch nichts finden, keinen Weg des Entrinnens.“
Lied der Luiseno



Vorwort

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts des letzten Jahrtausends stieß der irischstämmige Ethnologe und Abenteurer Arthur McKennitt (1852-1927) im Süden der Painted Desert in den Archiven eines vergessenen Städtchens mit dem stimmigen Namen „City Of Quiet Rest“ auf die Aufzeichnungen eines unbekannten Verfassers, der in den frühen Neunzigern des neunzehnten Jahrhunderts unter dem Pseudonym „Desperado“ seine Lebenserinnerungen zu Papier gebracht hatte. Auf welchem Wege die Niederschrift in die städtischen Archive gelangt war sowie über den Verbleib des Verfassers (ver)mochte der Wissenschaftler nichts Konkretes in Erfahrung zu bringen.

In loser nicht chronologischer Form erzählt der Autor Anekdoten aus dem unsteten Leben eines Desperado, als den er sich selbst nicht ohne Stolz bezeichnet, durchgehend darum bemüht, dem gängigen Namen für Banditen (des auslaufenden Jahrhunderts) seine ursprüngliche und aus Sicht des Verfassers ehrenvolle Bedeutung wiederzugeben. Die Herkunft der Bezeichnung Desperado (Verzweifelter, Hoffnungsloser) verlegt der Autor in Zeit und Welt der ersten weißen Kolonisten und anarchistisch strukturierten Ansiedlungen im Niemandsland der Grenze zu Mexiko, die seinerzeit durch Gesetzesflüchtige und anderweitig Geächtete tatsächlich stattfand und vollzogen wurde, was den Wahrheitsgehalt der spezifischen Namensgebung immerhin wahrscheinlich macht, obgleich das Ursprungswort schon sehr viel älteren Datums ist.

In der unmittelbar unbefangenen Weise eines Augen- und Zeitzeugen schildert er den wilden Westen und seinen Abgesang insbesondere in den Wüstengebieten des amerikanischen Südwestens, die Schrecken der Präriekriege sowie seine Erlebnisse einer Reise bis an die Grenzen des Nordpols, wobei er den für einen Weißen seiner Epoche erstaunlich fundierten Einblick in die Welt, Lebens- und Sichtweise der Indianer, wiederum insbesondere die der Apache, für sich verbuchen kann, der seine offenbar freundschaftliche Beziehung zu den Ureinwohnern (nicht nur) dieser Region auf beeindruckende Weise belegt.

Der zum Teil visionäre Charakter seines Dokumentes erregte Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts einiges Aufsehen, als Teile davon in der Kolumne einer Regionalzeitung veröffentlicht wurden. Niemand hielt die Authentizität der düsteren Zukunftsvorstellungen für möglich, inzwischen hat die Geschichte ihren traurigen Wahrheitsgehalt nicht nur bestätigt sondern weit in den Schatten gestellt. Ob es sich hierbei um die eigene Sichtweise und Vorstellungskraft des Verfassers handelt oder um den tatsächlichen Wortlaut von Prophezeiungen eines befreundeten Schamanen aus dem Volk der Mescalero Apachen, ist eine der vielen unbeantworteten Fragen des ungewöhnlichen Schriftstücks.

Über Herkunft, Werdegang und Verbleib des Schreibers ist so gut wie nichts bekannt und konnte trotz erheblicher Bemühungen McKennitts nichts anderswoFestgehaltenes gefunden werden, man mutmaßt deutsche Wurzeln ob seiner lebensnahen Beschreibung etwa der Figur des Baiern, andere wollen darin sogar kulturelles Abstammungs- und Zugehörigkeitsempfinden bekundet sehen, letztendlich jedoch kann niemand belegen, woher der Desperado wirklich kommt, sein nie genannter Name zum Beispiel weist in keine verbindliche Richtung, unbeantwortet bleibt die Frage, ob seine Aufzeichnungen selbstgemachten oder aus Erzählungen anderer zusammengestellten Erfahrungsberichten entsprungen sind oder einfach nur bloßer Fiktion, was jedoch ihren Unterhaltungs- und historischen Wert um nichts mindert.

Ob nun das abenteuerliche Leben des Verfassers auf Tatsachen beruht und zum Beispiel das vom unzweifelhaft alternden wenn nicht gealterten Autoren des öfteren beschriebene Zusammentreffen mit einer indianischen Frau aus dem Volk der Shoshone wirklich so abgespielt hat oder lediglich dem beliebten Volkslied Shenandoah entliehen ist, das die Liebe eines weißen Mannes zu einem indianischem Mädchen besingt, bleibt wie vieles andere pure Hypothese. Er selbst verlegt den kanadischen Fluss des Vergessens kurzerhand an den Colorado River, ob es sich dabei nun um den Verschleierungsversuch eines steckbrieflich Gesuchten handelt, der er nach eigener Aussage noch in fortgeschrittenem Alter sein soll, sprich um die Geheimhaltung seines wirklichen Aufenthaltsortes, um eine tatsächliche Standortbestimmung oder schlicht das Produkt von Imagination und Fantasie, ist ebenso ungewiss.

Vielleicht ist es grade die diffuse und zum Teil in kryptisches Dunkel getauchte Identität des Verfassers, die seinen Aufzeichnungen den Ruch des zwielichtig Mysteriösen verleiht, eine unzweifelhaft gewollte Verdunkelung, die ihre Lektüre bis heute spannend und aufregend macht, trotz wiederkehrender, nur schwer oder gar nicht verständlicher, zum Teil langatmig ermüdender Versuche, die eigene zwiespältig undurchsichtige Persönlichkeit in Worte zu kleiden und der nicht zu leugnenden charakterlichen und menschlichen Zerrissenheit Ausdruck zu verleihen, eine für den Menschen seiner Zeit typische und übliche Form mitunter ausufernder Selbstdarstellung.

Nun, ein Fisch hat seine Gräten und das Büchlein seine Schwächen und Längen, dennoch bleibt es als lebendiges Zeitdokument der Geschichte des wilden Westens bestehen und hat bis heute nichts an Einzigartigkeit und zum Teil erschreckender Aktualität eingebüßt.

Edward S. Curtis Junior


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Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2012, 19:24   #2
Ex-zonkeye
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Da es offenbar keinen realen Edward S. Curtis Junior gibt, ist das hier eingestellte "Vorwort" wahrscheinlich gar keines, sondern etwas anderes. Leider liest es sich schrecklich verschwurbelt.

Das Wort "Desperado" übersetzte sich am besten mit "Landstreicher", und das mystische Raunen um deren "Wirken" ausgangs des 20ten Jahrhunderts mutet auf der Höhe der Zeit ein wenig lächerlich an. Ebensogut könnte man die Jungs der Hells Angels, die Drogengangs und die hochverehrte Zuhälterschaft im Zentrum der Metropolen dieser Welt besingen.

Seit weiland der analoge Körper "Old Shatterhands" beim Aufsuchen der Schauplätze seiner paranoiden Phantasmagorien nervlich zusammenstürzte, sind die kleinkriminellen Hobos aus der Zeit gefallen. Sie konnten nur noch in vorgereinigter, deutscher Jugendliteratur bestehen und verröchelten in den 50ern und 60ern endgültig, als die Amis sich im Zuge des grausamen Vietnamkrieges auch hierzulande unbeliebt machten.

Übrig blieb die sozialromantische Sicht auf indianische Lebenskulturen und ~philosophien, die allerdings einem genaueren Blick zuallermeist nicht standhält. Winnetou und seine Blutsbrüder haben bei Zeiten nach Kräften hingelangt, ohne sich groß Gedanken zu machen.

Zonkeye glaubt nicht, dass es den "Wilden Westen" wirklich gegeben hat. Sondern schon "damals" nur ein Volk, das so spießbürgerlich war, wie Twain es beschrieb, und das bis heute Typen hinterherrennt, die klingen wie Santorum.

Was also?

zonkeye
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Alt 13.03.2012, 20:50   #3
weiblich Ilka-Maria
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Willkommen, Desperado!

Ich finde den Text nicht so schwurbelig wie Zonkeye, aber das Vorwort ist eindeutig zu langatmig. Ein Vorwort soll den Grund für einen Text benennen und den Leser auf das Nachfolgende neugierig machen, das gelingt hier leider nicht.

Die weitaus größeren Bedenken habe ich jedoch bei dem Genre. Nichts gegen Banditen und Glücksritter wie die Desperados des Wilden Westens (das Wort bedeutet tatsächlich die "Verzweifelten", aber in einem negativen Sinne, man könnte auch von "Outlaws" sprechen), nichts gegen Abenteuerromane, aber deren Blütezeit dürfte vorbei sein. Franz Treller und Karl May (letzterer war ein Genie im Abschreiben bei anderen Autoren) hatten dieses Feld derart gründlich abgedeckt, daß ihre Bücher noch heute verlegt werden. Und nach der Karl-May-Welle der 60er Jahre wird eine annähernd gleiche Euphorie sobald wohl kaum wieder erreicht werden. Heute ist Phantasy gefragt, die Genres werden gemischt: Wenn schon Wildwest, dann bitte Indiana Jones.

Auch ist das romantische Bild vom Wilden Westen längst passé, insbesondere was das Leben der Cowboys und Indianer angeht.

Bleibt die Frage: Was für eine Geschichte hast Du Dir nach diesem Vorwort vorgestellt?

Besten Gruß
Ilka
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Alt 13.03.2012, 23:20   #4
Ex-zonkeye
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wenn das hier:
Zitat:
Vielleicht ist es grade die diffuse und zum Teil in kryptisches Dunkel getauchte Identität des Verfassers, die seinen Aufzeichnungen den Ruch des zwielichtig Mysteriösen verleiht, eine unzweifelhaft gewollte Verdunkelung, die ihre Lektüre bis heute spannend und aufregend macht, trotz wiederkehrender, nur schwer oder gar nicht verständlicher, zum Teil langatmig ermüdender Versuche, die eigene zwiespältig undurchsichtige Persönlichkeit in Worte zu kleiden und der nicht zu leugnenden charakterlichen und menschlichen Zerrissenheit Ausdruck zu verleihen, eine für den Menschen seiner Zeit typische und übliche Form mitunter ausufernder Selbstdarstellung.
kein Geschwurbel ist, das um buchstäblich gar nichts herumkreiselt, weiß zonkeye nicht.

Falls der pseudonyme Vorwortgebende und der "verblichene Autor" ident sein sollten: wer hätte wohl Lust, das dann zu erwartende Runengeflecht zu entwirren? Sorry, @Desperado, aber eine solche Ansammlung von Vorwörtern machte eine nachgeordnete Lektüre geradezu über-flüssig.

zonkeye
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Alt 14.03.2012, 07:36   #5
männlich Desperado
 
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Danke für Eure Antworten!

Was Ihr übersehen habt, Zonkeye und Silka-Maria, ist das Augenzwinkern zwischen den Zeilen. Den Curtis hat es übrigens gegeben, bekannter Indianerfotograph. Ich mach einfach mal weiter...


Gott nahm einen Klumpen Tonerde und warf ihn ins Feuer, der brannte und glühte etwas zu lange und wurde schwarz. Gott hauchte ihm Leben ein und schenkte ihm das große Land der Rüsseltiere, Langhalsantilopen und Mähnenlöwen, der gewaltigen Steppe und des undurchdringlichen Urwalds, Jäger soll er sein und kunstfertiger Sammler. Und der schwarze Mensch wuchs heran zu einem großen freien Volk.

Gott nahm noch einen Klumpen, warf ihn in die Glut und vergaß seiner, bis er weiß geglüht war. Gott hauchte ihm Odem ein und wies im das Land im Norden, seine Wälder und fruchtbare Erde, gebot ihm Städte zu bauen und Brücken zu schlagen und die Meere mit seinen Segeln zu erobern. Und der weiße Mann wurde zur Landplage.

Erneut legte Gott einen Klumpen in den Brennofen, diesmal aber war ihm etwas Sand dazwischengeraten, so dass der gebrannte Batzen Tonerde gelb hervorging. Gott blies ihm seinen Lebenshauch ein und setzte ihn ins große weite Land im Osten, mit den höchsten Bergen der Erde und den wasserreichsten Strömen, damit er endlose Mauern errichte, farbenfrohe Tempel baue, die Sümpfe mit Reis bepflanze, und die Erde mit seinen Wissenschaften und Künsten erfülle. Und der gelbe Mann wurde zum größten Volk aller Völker.

Zuletzt formte Gott einen Klumpen und legte ihn behutsam in die gleißende Asche, alles stimmte und hatte die rechte Hitze, nicht zu groß und nicht zu klein, und der rote Mann erstand aus den Gluten. Dem schenkte Gott Leben und Geist und das große Land im Westen, mit seinen riesigen Seen, unendlichen Wäldern und ewigen Grasflächen, schroffen Gebirgen und steinernen Wüsten. Frei soll er sein, stolz und wild, als großer Jäger und umherziehender Nomade sollte er leben und sich das wunderschöne Land zu eigen machen indem er es mit Ehrerbietung belebte und ohne es zu schänden. Natürlich war der Indianer der gelungenste und beste aller Menschen, weil diese Erzählung ein indianischer Schöpfungsmythos ist.

Das Ende der Geschichte freilich ist unter den Töpfertisch gefallen.

Gott, zufrieden mit seinem Werk, kratzte die übriggebliebenen Tonreste zusammen, wusch sich die Hände mit Wasser und Absinth, dabei bekam er Staub in die Nase und musste kräftig niesen, knetete alles zu einem rohen Klumpen und warf diesen achtlos in die glimmende Asche. Und während er von seiner Arbeit ruhte, schmorte der durch seinen unbedacht und heftig ausgestoßenen Atem bereits belebte Klumpen ziemlich erhitzt, verkohlt, verbraten und mit leidlichem Unbehagen in der sterbenden Glut vor sich hin.

Als Gott schließlich in erholsamen Schlaf gesunken war, entstieg der Asche ein brauner Mann, kitzelte seinen Schöpfer wider Willen in der Nase und bat ihn um einen Schluck Wasser, da ihm die ausgedörrte Kehle brenne wie ein Lavastrom. Verdutzt und schlaftrunken wie er war, verwechselte Gott das Absinthschälchen mit dem voll prickelnd kühlenden Wassers und goss es in den aufgesperrten Schlund des braunen Männchens.

Und während Gott sein Haupt grübelnd auf den Handrücken legte, mit seinen Fingern im Rauschebart wuselte und sich mit ausgestrecktem Zeigefinger die Brauen zwirbelte, weil er nicht so recht wusste was anfangen mit dem Kerlchen, das da ungeplant vor ihm aufgetaucht war und für das er weder Aufgabe noch einen Flecken Erde übrig hatte, ging es diesem so richtig wunderbar großartig prächtig. Genaugenommen lag es glückselig flach wie eine platte Flunder.

Irgendwann hatte Gott dann doch noch seine göttliche Eingebung in Form eines Geistesblitzes, weckte den Entrückten, indem er das Wasserschälchen über ihn ergoss, und meinte nachdenklich:
„Es wäre doch gar nicht von schlechten Eltern, wenn da einer wäre unter den Menschen, der ihr Treiben und Tun beobachtet und erforscht, ohne ausdrücklich daran teilzuhaben und darin mitzuwirken, als Spion von Gottes Gnaden sozusagen, was meinst du dazu?“

Und das Männchen erwiderte ehrfürchtig: „Getinornun wennu dassast, werbisnu einglich?“

Aber Gott schenkte den wohlgewählten Worten seines Zufallsprodukts keine weitere Beachtung, erweckte ein klobiges Holzpferdchen zum Leben, das tags zuvor ein Engelchen geschnitzt hatte, pflückte das schwankende braune Männchen behutsam am Kragen von der göttlichen Töpferscheibe und hoch in die Luft,
wobei es ihm unglücklicherweise aus dem Bolero glitt und mit dem Kopf voran voll auf den Boden knallte,
was aber keinen äußerlich sichtbaren Schaden hinterließ an seinem durchgegart ausgekochten Köpfchen, und einen Dachschaden erachtete Gott für nicht unbedingt hinderlich in der Ausübung seiner ohnehin überflüssigen Mission, setzte den erneut Emporgehobenen auf sein Reittier und gab diesem mit dem kleinen Finger einen leichten Stups, damit es sich in Bewegung setze und mit seinem Reiter in die Welt hinausgaloppiere.

„Aber bedenke“, rief Gott den rasch am Horizont Verschwindenden hinterher, „dass du darüber in vollkommener Verzweiflung versinken wirst!“

„Vesweiflun?“ rief das Männchen winkend um Halt ringend zurück, „kamanas drinkn? Issas medsin gengmein Koffschmez? Yippie!“

So wurde der Desperado erschaffen und in die Welt hinaus gesandt, so war das damals in the beginning before time began.

Oder so ähnlich, denn als der Desperado am nächsten Morgen mit fürchterlichem Brummschädel irgendwo in der Wüste erwachte, auf dem Boden zu Füßen eines Pferdes, das ihm noch nie untergekommen war, hatte er alles komplett und vollständig vergessen. Woher er gekommen war, wohin er gehen sollte und wozu er auf Erden sei.

Und daran hat sich bis heute nichts geändert.

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Alt 14.03.2012, 08:39   #6
Ex-zonkeye
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Dass Du uns etwas anderes anbietest als ein Vorwort, hat zonkeye in seiner ersten Post schon vermutet, weil es einen Curtis Junior nicht gegeben hat (Curtis hatte wohl nur eine Tochter).

Dass "es" irgendeine Satire auf irgendetwas sein oder werden soll, war weder aus den salbungsvollen Kursivschriften noch aus der langatmigen Vorrede herauszulesen. Auch der nun angebotene Text lässt den Leser ein wenig ratlos ob der Intentionen des zweifellos Schreibkundigen. Soll es ein Kinderbuch werden? Eine Säuferoper? Die Persiflage einer Persiflage? Eine Melange von Asphalt Cowboy und Limonaden-Joe?

Zonkeye hält Liebe-Gott-Nummern, die so daherkommen wie die Deine, für etwas ziemlich Unverdauliches, jedenfalls aber für nichts Ausgegorenes. Da wird zwar über Alkohol gefuselt, aber wirklich Hochprozentiges findet sich nirgends.

zonkeye
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Alt 14.03.2012, 09:11   #7
männlich Desperado
 
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Ach weißt Du, lieber Zonkeye,

Du siehst das alles viel zu verkrampft, zu eng und zu... feindselig, muss ich Dir schon mal so deutlich sagen mit Verlaub.

Wenn ich Interesse daran hätte, dass meine nach Lust und Laune entstandenen und frei von der gesunden Leber weg erzählten verschwurrlten und abgedrehten Geschichten jemals an eine größere Öffentlichkeit geraten sollten, würde ich mein "Manuskript" an einen oder mehrere Verlage schicken, wo sich dann Lektoren -wie Du(?)- die Haare drüber raufen könnten, um das Ding rundweg abzulehnen oder alles was mir wichtig ist rauszustreichen- um den konventionellen Marktwert herbei zu zensieren, der leider immer hinter all ihren Bestrebungen zu finden ist... was mich schlichtweg nicht die Bohne interessiert.

Du musst sehr sehr viel lockerer werden mit Deinen Einschätzungen und Beurteilungen, easy man, nicht immer gleich einen weiteren Selbstdarstellungsversuch argwöhnen, der sich wie auch immer gegen wen auch immer richtet. Das bringt doch nichts, niemandem und Dir am allerwenigsten.

So ein Forum gibt es ja gerade deshalb, dass Leute jenseits gängiger oder "anerkannter" Normen ihre Geschichten erzählen können, ohne dass es gleich heißt, verkäuflich oder "öffentlichkeitstauglich" wäre das nicht.

Wenn Dir etwas nicht gefällt, ist das vollkommen okay, aber Deine seltsamen Mutmaßungen übersteigen jede Verhältnismäßigkeit. Sicher ist es legitim, mit Verrissen seine Berufung zum Kritiker zu "üben", aber ich will doch überhaupt niemanden von etwas überzeugen, für etwas gewinnen oder irgendwie beeinflussen, auch keine Erfolge feiern und keinen "Durchbruch" erzwingen, sprich ich stelle keinen Anspruch außer dem, Freude am Schreiben zu haben, nicht mehr und nicht weniger.

Wenn Dir meine Sachen nicht gefallen, ist das wie gesagt vollkommen in Ordnung, aber mir da irgend Abwegiges unterstellen... wozu?

Immer schön locker bleiben oder -in Deinem Falle- erstmal werden.

Lieben Gruß
Desperado
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Alt 14.03.2012, 10:34   #8
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Ganz recht, Ilka Maria, Verzweifelter und Gesetzesloser, aktueller denn je...
Apropos Karl May, da hab ich was für Dich, und bitte das Augenzwinkern nicht übersehen.



Am Fuß des Berges kommen mir zwei unwirklich merkwürdige Gestalten entgegen.

Der eine auf kleinem Pferd ist rundlich und kleinwüchsig, unablässig am Quasseln, in eine zusammengeflickte Jacke gezwängt und hat schneeweiße wirre Haare auf dem Kopf, der andere, langgeschossen und dünn, reitet ein Maultier, trägt einen Tropenhelm und steckt in maßgeschneidert militärisch anmutenden Klamotten, auf der Schulter trägt er einen merkwürdigen Kasten, am Rücken baumelt ein großes Schmetterlingsnetz.
„Ey ey sieh an“, schmunzelt der Dicke, „das Greenhorn vor uns scheint mir doch ein waschechter Desperado zu sein, wenn ich mich nicht irre.“
„Oh well, was für eine außergewöhnliche Zufälligkeit, ist es erlaubt zu mir zu machen eine Aufnahme von euch?“ stelzt der Dünne in seltsamer Sprechweise.

Im Nu hat er seinen Fotoapparat auf ragenden Beinen auf den Pfad gepflanzt, verschwindet mit dem Kopf unter einem großen ledernen Umhang am hinteren Ende des rechteckigen Kastens und weist mich mit einer Hand in die rechte Position, der ich ohnehin verblüfft und ungläubig regungslos verharre, drückt auf einen Knopf am Ende einer Art Schnur, es folgt ein paffendes Geräusch, eine große weiße Rauchwolke steigt in die Höhe, eine noch größere schwarze hinterher, und der Englishman steht über und über von Russ geschwärzt über seinem verschmort stinkenden Gerät, während sich der Haarschopf vom Kopf des Rundlichen gehoben hat und eine seltsam rosafarbene von schwarzen Flecken durchsetzte Vollglatze zum Vorschein kommen lässt, die den Eindruck einer großen hässlichen Narbe macht, der Komiker indessen grinst verschmitzt, kratzt sich den kahlen Schädel und meint:
„Diese Aufnahme scheint mir wohl etwas unterbelichtet geraten zu sein, wenn ich mich nicht irre.“

Ich lass die beiden Vögel einfach stehen, was ihnen gar nicht auffällt, und setze meinen Ritt fort, als ein Apache vor mir auftaucht, wie ich noch nie einen zu Gesicht bekommen habe, er reitet ein fantastisches schwarzes Pferd, gezäumt und besattelt mit feinster Lederarbeit voll Perlen und Glitzersteinen, sein prächtiges Kostüm ist über und über mit feinen Strickereien und Mustern verziert, Mokassins, Hosenbeine und Ärmel schmücken lange Fransen, ein mit Silberbroschen beschlagener Stutzen ragt aus einer ebenso grandios gearbeiteten Lederhülse, um die hohe Stirn trägt er ein schimmerndes Band aus Schlangenhaut und sein glänzendes Haar wogt in sanften Wellen über stattliche Schultern.

„Der große Häuptling des stolzen und edlen Volkes der Apachen grüßt den fremden weißen Mann,“ hebt er pathetisch an und die Hand zum Gruß, „was führt die Hufe seines edlen Pferdes in die Heimat seines roten Bruders?“
„Ja nun“, sag ich verlegen, während Infini amüsiert losprustet, „genaugenommen bin ich nur auf der Durchreise...“
Aber er hört mir gar nicht zu und fährt unbeirrt fort:
„Das Auge des weißen Mannes ist klar und ehrlich, seine gebrochene Stimme verbirgt kein Falsch und keine Arglist, er möge mein Herz mit der Ehre und Freude erfüllen, mich Bruder zu nennen.“
„Du mich auch,“ stottere ich, „ich will sagen, du kannst mich mal, klar doch, gerne darfst du mich Bruder nennen, selbstverständlich ist doch kein Thema...“

Weiter komme ich nicht, weil ein muskelbekackter ebenso in Fransenleder gehüllter Blondschopf von erheblicher Schulterbreite, Körpergröße und mit gewaltigen Fäusten hinter ihm zum Vorschein kommt, einen doppelläufigen Bärentöter am Sattel, und mir ins Wort fällt:
„Fremder, das Land der Apachen ist ein wildes Land voller Geheimnisse, der Gott des weißen und roten Mannes möge deine verschlungenen Wege behüten und dir die Tapferkeit und Aufrichtigkeit bewahren, die ein wahrer Westmann braucht, um in den Gefahren und Tücken des Lebens zu bestehen und aufrecht den guten Kampf zu kämpfen.“

„Ja ja“, stammle ich mittlerweile völlig verwirrt, „den aufrechten Gang wird er wohl brauchen in diesem Affenstall, damit man ihn auch herauskennt unter Seinesgleichen, ich will damit nur sagen...“

Aber hoffnungsloser brauche ich mich nicht zu verhaspeln, denn die Beiden haben mich offensichtlich vergessen, ein düsterer Schatten ist über das ebenmäßig bronzene Gesicht des Apachen gefallen, er spricht zu seinem Freund mit trauriger aber fester Stimme davon, dass seine Stunde gekommen sei, er deutlich Manitous Ruf vernehme und seine Seele alsbald in die ewigen Jagdgründe gehen müsse, was dem Hünen gar nicht zu gefallen scheint, der erwidert was von unverbrüchlicher Treue und Blutsbruderschaft, nicht bewältigter Trauer über den Tod seiner geliebten Schwester, der auch sein betrübtes Herz für immer mit bitterem Schmerz erfülle und ich mache dass ich fortkomme von den beiden Verrückten.

Zur Beruhigung meiner angegriffenen Nerven will ich mir grade eine Zigarillo anzünden, als ein Schuss aufpeitscht und das Zündholz in meiner Hand bis auf den Stumpf aus meinen Fingern fegt. Ein breitgrinsender bärtiger Typ im scheinbar hierzulande modischen Fransenlook ragt mit qualmendem Stutzen auf dem Felsen vor mir in die Höhe, und meint spöttisch lachend:
„Ha, zwielichtiger Geselle, du hast gezittert und gewackelt, denn die Kugel meiner Büchse sollte dein Zündholz nur auspusten, aber ich will nicht mit meiner im ganzen Westen gerühmten und gefürchteten Schießkunst prahlen vor einem alten Tramp, der seine Lungen mit Rauchwerk vergiftet.“

„Du meine Güte,“ entfährt es mir fassungslos mit erhobenen Händen, „schon gut, schon gut, Rauchen fügt mir und meiner Umgebung erheblichen Schaden zu, kann tödlich sein und lässt mich früher sterben, ich weiß Bescheid und schäme mich ...“, aber seine spukhafte Erscheinung ist wie vom Erdboden verschluckt und spurlos verschwunden.

Gerade will ich tief und befreit durchatmen, als mir ein dürres verlottertes Männlein mit langem Ziegenbart und weißer ausgedünnter Mähne vor die Hufe springt, mich mit erhobener Büchse böse anfunkelt und schnarrt:
„Ha, du elende verdorbene Seele, hast wohl Bekanntschaft gemacht mit den beiden Gutmenschen, würg, wie ich ihr verdammtes Getue hasse, ihre verfluchte Güte und ihren abgelutschten Edelmut, keinen blassen Schimmer haben die Träumer von der Härte des Lebens, grade mal gut genug sind sie für den feigsten Verrat, ich spucke auf ihre dämliche Einfalt.“

Irgendwie habe ich auf einmal von allem genug und die Nase gestrichen voll von dem Theater, der Widerling geht mir gewaltig auf den Geist, ich schnalze mit der Zunge, worauf Infini losspringt und das Gerippe einfach zur Seite schiebt, dass es nur so in die Grasmatten fliegt und grässlich hinter mir herflucht, und ich schwöre mir hoch und heilig, beim nächsten Mal den kurzen Weg durch Italo, Alamo oder wie immer dieses gottverlassene Nest noch mal heißen mag zu nehmen.

Auf dem Gipfel sitzt eine seltsame Gestalt auf einer Steinplatte, einen Bogen Papier auf dem Schoß, kaut unter geschwungenem Schurrbart versonnen auf dem Stiel einer Tuschefeder herum, nebst Tintenfässchen eine halbleere Whiskeyflasche neben sich, sieht mich kommen und meint abwesend mit einem Akzent, der mich entfernt an den Baiern erinnert.

„Hallo Reisender, siehst du das rechteckige Wäldchen dort unten im Talgrund, dass sich im Osten an den mäandernden Flusslauf schmiegt, durch das ein schmaler Pfad das klare Bächlein entlang führt, das sich mitten hindurch schlängelt, eine scharfe Krümmung macht nach Westen, genau in der Mitte, dort wo die zwei weißen spitzzulaufenden Felsblöcke aus dem Boden und über die grünen Wipfel der Tannen hinausragen, genau zwischen den mythischen Steinen hindurch zwängt sich der schmale Pfad, dessen östliche Seite mit dichtem Dornengestrüpp bewachsen und dessen westliche durch einen steil abfallenden Hang gesäumt ist, dort wo der ausladende Wacholderbaum seinen Schatten über die plätschernden Wellen wirft, kantiges Gestein den Pferden den Weg erschwert und sich dicke Wurzeln über den unebenen Boden ziehen, eine Mulde die Sicht beeinträchtigt und die Rücken der Felsen den Blick versperren, dieser Punkt in der weiten Landschaft des Westens ist der ideale Ort für einen Hinterhalt der schmutzigen ruchlosen Schwarzfußindianer, um meinen edlen Helden aufzulauern...“

Ich hör ihm nicht mehr zu und reite mit rauchendem Kopf dem ersehnten Talgrund zu, Falle und Hinterhalt her oder hin, außerdem gab es in der Gegend noch nie so was wie riechende Schmutzfußindianer.

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Alt 14.03.2012, 10:49   #9
Thing
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Halli Hallo, Desperado -

diese Sorte Genesis ist herrlich locker-flockig und liest sich wie geschmiert.
Das Augenzwinkern ist nicht zu überlesen und mundet!
Habs gerne gelesen und dabei geschmunzelt.

Außerdem wohltuend:
Fehlerfreies Deutsch!


LG
Thing
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Alt 14.03.2012, 12:00   #10
Ex-zonkeye
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Es macht keinen Sinn, zonkeye persönlich anzugreifen. Sie ist ein Avatar, der sich nüchtern an dem orientiert, was User hier einstellen. Der Avatar hat nicht Dich kritisiert, sondern die Art Deiner Hervorbringung. Bitte unterscheide das künftig, da sonst ein weiter sachlicher Austausch unmöglich ist - so Dir denn an einem solchen überhaupt gelegen sein sollte. Dass dem so sei, entnahm zonkeye deinem Auftritt in diesem öffentlichen Forum (jeder "Gast" kann hier mitlesen). Wenn Du nicht möchtest, dass man mutmaßt, ein Prolog nebst (scheinbarer) Zitate sei Vorbote eines größerne Ganzen, dann sollstest du diesen Eindruck nicht erwecken, um dich danach darüber zu beschweren, dass man an der dargebotenen Konzeption Zweifel hat.

Offenbar erschöpfte sich diese aber bereits im Aufgalopp. Der liebe Gott ist nun dem Plaudern unter Verwendung von allerlei Mayschem gewichen, wobei auch fleißig bei Wendlandt, Brauner und Herbig abgeguckt wird. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn dem ganzen ein "roter" Faden innewohnte, der dem Leser ein Woher und Wohin wenigstens andeutete. Leider ist solches bis dato aber nicht erkennbar.

Dass ein Forum wie dieses etwas Toleranteres wäre als die zahlende Konsumentenschaft eines Buchmarktes, ist ein recht grausamer Irrtum. Hier sind keine "Leser" unterwegs, sondern lauter Schaffende. Und Avatare wie zonkeye, die immer noch glauben, es mache Sinn, nicht die Autoren, sondern deren Beiträge zu kommentieren.

zonkeye
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Alt 14.03.2012, 12:39   #11
Thing
R.I.P.
 
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schon wieder dieses gräßliche
"Sinn machen".
Ich mach gleich was ganz Andres...
Aber ob das sinnvoll wäre?
Ob das einen Sinn hätte?
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Alt 14.03.2012, 13:34   #12
weiblich Ilka-Maria
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schon wieder dieses gräßliche
"Sinn machen".
Das muß ich mir im Büro jeden Tag im Viertelstundentakt anhören, ist einfach nicht mehr aus den Leuten rauszubekommen - genausowenig wie bei den Journalisten die "stehenden Ovationen".
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Alt 14.03.2012, 13:34   #13
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Hallo Thing,

Ein Danke das von Herzen kommt!

Ich werde bei Dir reinlesen.

LG
Desperado
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Alt 14.03.2012, 14:36   #14
Thing
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Aber bitte nur die ernsten Gedichte und KG,
nicht den andern Schnickschnack, der meist albern ist!

LG!
Thing

Den Rest Deiner Beiträge führe ich mir auch noch zu Gemüte.
Zum "Ersten" hab ich auch einen Kommentar im Schädel, hoffentlich bist du dann nicht vergrätzt.
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Alt 14.03.2012, 19:56   #15
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Hätt' ich das dämliche Vorwort nur mal nicht reingestellt.

Ich habe schlicht nicht bedacht, dass es so völlig aus dem Zusammenhang gerissen tatsächlich ernsthaft gemeint rüberkommen könnte- und natürlich im Nachhinein den Eindruck erweckt, ich wollte jemanden an der Nase herumführen damit, was ich nun überhaupt nicht will. Und schon gar nicht für böses Blut sorgen.

Aber was Fehlstarts anbelangt, bin ich Meister.

Wünsch Dir einen geruhsamen Abend!
Desperado



Der Wind hat ein schauriges Jammern über den Hügelkamm getragen.

Im nächsten Moment tauchen drei Reiter auf seiner Kuppe auf, die in gestrecktem Galopp auf mich zugeprescht kommen. Zu meinem Entsetzen tragen sie breitkrempige Hüte und knöchellange schwarze Mäntel, doch noch bevor ich Infini zur Kehrtwende bewegen kann, muss ich zu meiner Verwunderung feststellen, dass die Kerle überhaupt keine Notiz nehmen von mir, sondern an mir vorbeijagen, als wäre ich Luft und der Teufel persönlich hinter ihnen her.

Die Augen der Pferde sind schreckensgeweitet, ihre Nüstern gebläht, die Reiter, der mittlere von ihnen ohne Zweifel ein hochgefährlich seelenloser Gunman, versuchen erst gar nicht, ihre durchgegangenen Gäule zu bändigen, sondern geben diesen sogar noch die Sporen und peitschen ihnen mit einer Hand die Zügel um den Hals, während sie sich die andere sonderbarer Weise mit aller Kraft an eins ihrer Ohren pressen.
Der Staub ihres wilden Ritts hat sich noch nicht gelegt, da sind ihre wehenden Mäntel hinter dem nächsten Hügel verschwunden.

Ich spähe und lausche und warte auf den Grund ihrer kopflosen Flucht, aber alles bleibt ruhig, so dass ich mich entschließe, einfach mal über den Hügel zu lugen um die Ursache ihrer Panik vielleicht dahinter zu finden, neugierig wie ich nun mal bin. Doch die unwirkliche Szenerie, die sich mir bietet kaum dass ich meine Nase über seine Kuppe gesteckt habe, verursacht bei mir eher Betroffenheit denn Schrecken.

Unter den verstreuten Ziegelsteinen eines eingestürzten Torbogens liegen zwei Gestalten im Staub, eine davon offenbar ein strampelnder Knabe, die andere, ein Mann, mit auf den Rücken gefesselten Händen und einer Schlinge um den Hals hebt den Kopf und schaut voller Angst und von Entsetzen und Grauen gezeichnet zu mir herauf. Während ich nähergeritten komme, entspannen sich seine Gesichtszüge, da er in mir einen Fremden erkennt, der nichts mit den Geflohenen am Hut zu haben scheint, während der Bube sich hochgerappelt hat und auf Knien beginnt, zwischen den herumliegenden Steinen nach etwas zu suchen. Schließlich reckt er mit triumphierend leuchtenden Augen eine Mundharmonika in den Himmel.

Ich gleite verwundert aus dem Sattel, befrei erst mal den Mann, einen Mexikaner oder Mestizen aus seiner misslichen Lage, der sich kaum halb aufgerichtet mit einer Hand den aufgescheuerten Hals reibt, mit der andern mit zitterndem Zeigefinger auf seinen Jungen zeigt und flehend keucht:
„Nimm sie ihm weg, bei der seligen Jungfrau und allen Heiligen, nimm sie ihm weg!“

Als ich mich ratlos zu dem schmutzigen Buben umschaue, hält mir der mit bockig beleidigt vorgeschobener Unterlippe sein Instrument bereitwillig unter die Nase, ich nehme es achselzuckend an mich und drück es dem Vater in die ausgestreckte Hand, der sichtlich erleichtert aufatmet, das silberne Ding umständlich in seiner Hosentasche verschwinden lässt und ein paar mal draufklopft, um es gut verstaut zu wissen.

Nach ein paar Schlucken aus meiner Fellflasche hustet er heftig, räuspert sich geräuschvoll, spuckt einen Pfropf aus seiner Kehle und beginnt stockend zu erzählen.

Die drei Galgenvögel, skrupellose Kopfgeldjäger und eiskalte bezahlte Killer, hätten seine kleine Farm überfallen, in der er mit seinem Sohn lebe, ihm die Hände gefesselt und beide zum alten Torbogen geschleppt, wo ihm der eine von ihnen eine Schlinge um den Hals knüpfte und den Strick am Bogen festmachte, während der andere seinen Sohn zwang, sich in das Tor direkt unter ihn zu stellen, so dass seine Füße auf seinen Schultern zu stehen kamen.

Der dritte und gefährlichste von ihnen, offenbar ihr Anführer, verfolgte die Sache mit ausdruckslosem Gesicht, ohne vom Pferd zu steigen, sei schließlich gemächlich an sie herangeritten, habe eine Harp aus seiner Brusttasche gefischt, sich zu seinem schlotternden Jungen herabgebeugt und ihm das Ding in den keuchenden Mund gesteckt mit den Worten „Spiel mir das Lied vom Tod!“

Was der dann aus voller Lunge und mit aller Puste tat, worauf die Ereignisse sich förmlich überschlugen.

Die Pferde der Schurken hätten verrückt gespielt, seien hochgestiegen, hätten wild ausgeschlagen, sich im Kreis gedreht, ihre Reiter aber waren zu sehr damit beschäftigt, sich mit beiden Händen die Ohren zuzuhalten, um sie bändigen zu können. Mit schmerzverzerrten Gesichtern hätten die Kerle Hals über Kopf eine heillose Flucht ergriffen, während die alten Mauern zu beben und vibrieren angefangen haben von den Grundfesten bis hinauf in den Bogen, schließlich seien die Steine aus ihrem Verputz gesprungen und das ganze brüchige Bauwerk sei polternd in sich zusammengestürzt und er mit seinem Galgenstrick erst auf den Buben und dann auf den Boden geplumpst.

Dabei sei seinem Sohn die Mundharmonika aus dem Mund geflutscht, was ihm das Leben gerettet habe, da er sich nichts anderes mehr gewünscht habe als dass sein Sprössling so bald wie möglich einknicke und zusammensacke, damit er von der höllischen Pein erlöst sei, die in seinen Gehörgängen tobte, von dem entsetzlichen Kreischen und Heulen, das in seinem Kopf rumorte, dem schrillen Pfeifen, das ihm wie ein scharfes Messer den Rücken hinuntergefahren sei und ihm durch und durch gegangen durch Mark und Bein bis aufs gefrorene Blut seiner Adern.

Na denn, sag ich, jeder muss ja schließlich nicht musikalisch begabt sein und außerdem, wie bitte solle man das Lied vom Tod anders intonieren als schaurig und so hätte die unerfreuliche Sache immerhin noch ein gutes Ende genommen. Das ja, sagt er, sicher das schon, aber um welchen Preis, nicht um diesen Preis, nein nie und niemals, ich hätte ja keine Ahnung, keine Vorstellung, keinen Schimmer und froh und dankbar soll ich sein drüber, heilfroh und so weiter.

Als ich den Geretteten endlich beruhigen kann und die Beiden zu ihrem Haus begleite, der Knabe hat mit finsterer Miene seine zu Fäusten beballten Hände in den Hosentaschen vergraben und tritt missmutig ein paar Steine zur Seite, frage ich den sichtlich Mitgenommenen zum Abschied nach dem Weg.

Nun ja, meint er, es gäbe einen weiten über die Berge und einen kurzen geradewegs durch das Städtchen Western City.

.
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.03.2012, 20:18   #16
Thing
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Halli, hallo - hi, Desperado -

ich habe eine gute Anregung:
Stell jeden Deiner Texte gesondert ein!
Im Kommentarfaden drohen sie leider unterzugehen.
Das wäre schade.

***

Genau d a s wollte ich Dir als Kommentar schicken:

Was ist Dir wichtiger:
Das nachgetragene Vorwort oder sind es die schönen Indianerlieder?
Die traurigen, schönen, zarten Lieder bleiben haften.
Beim restlichen Text verlor ich leider irgendwann das Interesse.


Nicht grollen!

LG
Thing
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Alt 15.03.2012, 10:02   #17
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Hi Thing,

Danke für den Tipp! Wieso sollte ich Dir böse sein?
Ich lese Vorworte nur selten, höchstens hinterher, sie lenken nur vom Buch ab und spiegeln ein subjektives Urteil, das ich mir lieber selber mache.
Das meine drückt unter anderem diese meine Unlust an -ellenlangen- Vorworten aus, so gesehen ist das ablehnende Echo sogar kongenial.

Dein jüngstes Gedicht gefällt mir gut, prägnant, gekonnt gereimt, auch inhaltlich ansprechend und auf nachdenkliche Weise pfiffig.

Ich bin niemandem böse, auch Dir nicht, Zonkeye, Du sagst ja nur Deine Meinung, mich hat lediglich die Impulsivität ein wenig überrascht, aber ich hab mir -wie üblich- natürlich auch nicht die Mühe gemacht, mich vor meinem ersten "Auftritt" erst mal ein wenig kundig zu machen, um was es hier drin eigentlich geht.

Das werde ich nun in aller Ruhe nachholen, dann seh ich mal weiter, die Wüste hat unendlich viel Zeit.

Frohes Schaffen!
Desperado
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