Herbst/geheimnislos

[exmaex]

vor getäuschter blässe
spielt dein barfuß
motiv noch im ausfall
[schritt] das laub / dein weit
geschlossner mund hat
nur mehr sprache übrig

ja, vielleicht gab es mal
eine poesie
oder einen der sie kannte

noch immer ist dein finger
hoch im glauben krankend
aufgestellt / bevor du gehst
verschweige ich: es waren
alle deine himmellichter
doch nur... satelliten


edit: vers 6 "noch" in "mehr" geändert
"schritt" eingeklammert

[Lyrika]

vor getäuschter blässe
spielt dein barfuß
motiv noch im ausfall
schritt das laub / dein weit
geschlossner mund hat
nur noch sprache übrig

Sehr schön.

Mir gefällt dieses spielerische Freie in der Zeile "spielt dein Barfuß Motiv noch in Ausfall".

Auch schön sind der letzte Satz sowie der erste.

Einzig irritierend die Tatsache, dass du alles klein geschrieben hast sowie das "/" von dem ich nicht grad ein Freund bin.

"Schritt das Laub" klingt zwar schön, aber ich weiß nicht, ob man das so grammatikalisch stehen lassen kann.
Auf jeden Fall passt es zu dem "Ausfall" in der Zeile davor, sodass man bei schnellem Lesen einen "Ausfallschritt" hört
Das ist wiederum ein Plus.

ja, vielleicht gab es mal
eine poesie
oder einen der sie kannte

Diese Stelle würde ich weglassen. Sie passt nicht und macht die anderen beiden schönen Strophen fast wieder "kaputt".

noch immer ist dein finger
hoch im glauben krankend
aufgestellt / bevor du gehst
verschweige ich: es waren
alle deine himmellichter
doch nur... satelliten

Sehr schön...besonders der letzte Satz.

Auch wenn ich mich mit "glauben krankend" noch anfreunden muss, klingt es insgesamt gut.


xxx Lyrika

[exmaex]

hi lyrika,

danke für deinen kommentar.

Einzig irritierend die Tatsache, dass du alles klein geschrieben hast sowie das "/" von dem ich nicht grad ein Freund bin.

nun, die vernachlässigte groß-& kleinschreibung sowie die fehlende interpunktion bieten in dem gedicht meiner meinung nach mehr interpretationsfreiraum. so kann beispielsweise "ausfallschritt" und "barfußmotiv" problemlos getrennt/zusammen gelesen werden.
aufgrund der fehlenden satzzeichen bot sich ein / als klare trennung zweier verschiedener gedanken innerhalb eines verses an (und somit als pausenhilfe für den leser). das zweite nach "aufgestellt" habe ich nochmal überdacht und gedenke es aufgrund von irrelevanz rauszulassen, mal sehen. danke also für den hinweis.

schade, dass dir die zweite strophe nicht reinpasst, aber mir ist sie wichtig um den inhalt des gedichtes zu komplettieren. mich würde interessieren, wie du es interpretierst und wieso die zweite strophe nicht gefällt.

was stört dich am "glauben krankend"? ist es die formulierung an sich, oder passt es dir inhaltlich nicht. ich habe dafür zwei verschiedene lesarten.

insgesamt freut es mich natürlich, dass es dir größtenteils gefällt, aber bei den bemängelungen kann ich leider noch nicht nachvollziehen, was dich stört.


grüße max

[Ex-Abendstern]

I

Hallo exmaex,

nicht nur klanglich gefallen mir deine Zeilen; sie lassen sich flüssig lesen, haben etwas beinahe Schwebendes, weisen durch entsprechende Zeilenumbrüche und eine sich zumindest zum Teil aneinander reibende Wortwahl aber auch eine Spannung oder gar Widersprüchlichkeit auf, die ihre Zuspitzung in der Erkenntnis findet, dass es offentichtlich mehrere Möglichkeiten gibt, den Text zu interpretieren.

Und doch möchte es mir nicht gelingen, auch nur eine dieser Lesarten zu favorisieren, da ich bei einer jeden von ihnen irgend etwas im Text finde, was sie in meinen Augen wieder fragwürdig macht.

Nur dies scheint klar - das lyrische Du repräsentiert hier eine Geisteshaltung (und zwar ganz
unabhängig vom Inhalt der Ideologie, die es bisher meinte vertreten zu müssen), die wir auch
unschuldige Verbissenheit oder verbissene Unschuld nennen könnten:

Krampfhaftes, wenn vielleicht praktisch auch nur noch formales Festhalten an einem einst geliebten Paradigma, dessen Unhaltbarkeit man im Grunde seines Herzens doch schon (ganz sicher mindestens) ahnt (oder befürchtet)!

Liebe, oder das Verlangen nach Geborgenheit, schärft die Sinne und macht doch blind (wie so vieles) und närrisch, das ist wahr! Was hier von aussen aber (also aus einer anderen Perspektive heraus), so leicht einsehbar ist, könnte, allzuleichtfertig ausgesprochen, doch mehr als nur verletzen.

LG
Abendstern

[exmaex]

hallo schwarzauge,

tut mir leid, für die erst so späte antwort.

ja, das Du hat seinen einst besessenen zauber verloren, oder wird. das ist sicher. dabei ist es selbst wohl der/die/das einzige, welche/r/s das nicht einsehen will/kann. die beziehung zwischen Ich und Du ist (zumindest in meinem kopf ) kompliziert und mehr als eindeutig.

ich habe einige mehr oder weniger unterschiedliche intentionen verfolgt, welche dabei am meisten hervortritt weiß ich auch nicht. dabei ist die gefahr groß, dass die verbindungen zwischen den bildern vllt. nicht wirklich sichtbar/existent sind und der text somit mehr verwirrt als interessiert. deshalb freue ich mich ganz besonders, dass du trotzdem mehrere deutungen siehst.
danke auch dir fürs lesen, reindenken und kommentieren
grüße
max