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Alt 02.07.2013, 01:14   #1
weiblich Nielana
 
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Dabei seit: 07/2013
Ort: Berlin
Alter: 32
Beiträge: 22


Standard Warschauer

Lang hat es gedauert diesen Ort zu erreichen. Nicht nur das Wetter,
der Gefährte samt Gefährt waren widerwillen. Es ist eine Erinnerung einer
Erinnerung der Erinnerung wegen.
Kannst du dich noch erinnern?

Ich schon, denn ich halte sie vor mir.

Es ist kalt und es war grell, zu wenig Platz es stank bis zum Himmel,
naja bis zur Decke. Von außen nur Geschrei und gedultlose Trunkenbolde,
Bettler mit ihren frierenden Hunden.
Hast mal 'n Euro?

Ja bestimmt, aber den brauch ich selbst.



Wir haben es fast geschafft nurnoch wenige Momente. Die beiden Mädchen
in viel zu knapper Kleidung kreischen vor Vorfreude und tanzen zur Melodie
der Kälte.
Gehen meine Haare so?

Nein Mann, die gehen nicht! Die sind festgewachsen, zwar hat jedes Haar zwei
kleine Füße und strampelt im Wind, aber kann sich nicht losreißen von der
trockenen Kopfhaut. Das sieht man an dem Schnee auf deinen Schultern.
Es sei denn, es sind extentions.
Selbst dann würden sie nicht gehen, sondern runterschmelzen und zu Boden
fallen.



Gehen tun nur die Leute hinter uns, eilen zu ihren partys und ignorieren die
Bettler mit den Hunden.
Schaffen wir die Bahn?

In dem Tempo nicht!




Wir haben es geschafft, das Warten hat ein Ende. Wir steigen in den Windschutz.
Irgendwie schön aber der Gestank der Pisse brennt trotzdem in der Nase. Wir
quetschen uns auf einen Stuhl und schauen die Wand an. Keiner weiß, was nun geschieht. Kein weiß, was nun zu tun ist.
Wie geht das Ding denn?

Keine Ahnung, schau doch nach. Oh man, du bist so schön warm.




Alles halb so kompliziert. Und plötzlich ein Blitz und wir sind fast blind. Aus dem
Augenwinkel erkenne ich ein erschrockenes Gesicht. Und wieder ein Blitz, aus
dem Augenwinkel erkenne ich ein fragendes Gesicht. Der nächste Blitz und
aus dem Augenwinkeln erkenne ich ein Lächeln.
Wars das?

Meistens sind es vier. Oh man, du riechst so gut.


Der letzte Biltz und das schönste Foto. Nicht gestellt und vollkommen ehrlich.


Jetzt heißt es wieder warten. Wir warten drinn. Ein warmer, gut riechender Kuss trifft meine kalte Wange. Der Gestank ist mir egal ich will nurnoch deine Lippen spüren.

Nun wird es Zeit, nun dürfen wir nicht mehr allein sein. Die Hunde bellen, die
vielen Menschen ziehen an uns vorbei und es ist bitterkalt.
Fahren wir jetzt Heim?

Ich würde eigentlich gerne noch was schönes mit dir machen.




Du steckst die Fotos in deine Jackentasche weg und wir eilen zur Bahn. Wir reden kein Wort miteinander. Elf Stationen schweigen. Aber es war schön einfach neben dir zu sitzen und das Echo deines Kusses auf meiner kalten Wange zu spüren.
Hast du die Schlüssel?



Es sind schöne Fotos geworden. Erinnerst du dich?
Oder erinnerst du dich an deine Affäre aus der anderen Stadt?
Erinnerst du dich daran wie du an sie gedacht hastwährend wir in der Schlange standen.
Erinnerst du dich daran wie sie klingt, als wir in der Box saßen?
Erinnerst du dich daran wie sie aussieht als die Blitze uns belendeten?
Erinnerst du dich daran wie sich anfühlt als du deine Lippen auf meine Wange gedrückt hast?



Hätte ich gewusst, dass das unser letztes Foto sein wird. Dann hätte ich gelächelt.
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