Die endliche Liebe

[giselaanita]

Die endliche Liebe

Die Liebe, wie Ihr wisst, leider nur endlich ist.
Mit 13 fängt es an und endet irgendwann,
ist in der Jugend heiß, im Alter eher leis.
Man hat´s nicht in der Hand und verliert den Verstand.

Wenn man den Richtigen fand, geht es zum Standesamt,
wo man sich Treue schwört, und es ein jeder hört.
Doch nach so manchem Jahr ist das dann nicht mehr wahr.
Man hat sich umgeseh´n, und andre sind auch schön.

So manchen Ehemann zieht eine Jüng´re an.
Und hat er Geld genug, kommt er auch leicht zum Zug.
Die alte Gattin wird dann einfach abserviert,
hat weder Chance noch Wahl, als wär´ ganz normal.

Die Gute schaut erst dumm, dann sich nach andern um.
Am Markt ist nicht viel los, die Konkurrenz ist groß.
Ein Opa nähm´ sie wohl, das find sie nicht so doll.
So bleibt sie halt allein und stellt sich darauf ein.

Sie ist nicht untröstlich, treibt Sport und bildet sich
und legt sich ganz in Ruh Hobbies und Freunde zu.
Und wenn sie dann aufblüht, das auch einer Junger sieht,
der sie nicht nur begehrt, sondern auch sehr verehrt.

Der alte Ehemann inzwischen nicht mehr kann.
Sein junges Ding fühlt sich dann nicht mehr zuständig.
So zieht er traurig ein in ein Seniorenheim
Und hat oft dran gedacht, er hat was falsch gemacht.

So mancher Lebensplan sich schnell durchwirbeln kann.
Dem Wind des Schicksals ist wurst, ob Du glücklich bist.
Es kommt wies kommen muss, erst kommt der erste Kuss,
dann kommt der letzte Kuss und dann ist eben Schluss.

Weit über hundert Jahr möchtest Du werden mal.
Verlust des Augenlichts und Hörsinns macht Dir nichts.
Du sitzt im Rollstuhl fest, wo Du Dich füttern lässt.
Doch mit genug Humor lachst Du noch wie zuvor.

[Lee Berta]

Meine Liebe ist unendlich, dein Gedicht ist eine Aneinanderreihung von Stereotypen. Aber nicht ganz unwahr und auch unterhaltsam.
Meiner Meinung nach solltest du das noch krasser übertreiben, damit es besser als Ironie lesbar wird. Dein Talent ist offensichtlich humoristisch.

Liebe Grüße,
Lee


Gerne der Zeiten gedenk’ ich,
da alle Glieder gelenkig
– bis auf eins.
Doch die Zeiten sind vorüber,
steif geworden alle Glieder
– bis auf eins.
JWvG

[Ilka-Maria]

Zitat von Lee Berta

... dein Gedicht ist eine Aneinanderreihung von Stereotypen ... Meiner Meinung nach solltest du das noch krasser übertreiben, damit es besser als Ironie lesbar wird.

Lee Bertas Kommentar findet meine Zustimmung, denn mir fielen beim Lesen des Textes lauter Synonyme für "Klischee" ein. Er kommt mir auch aus der Zeit gefallen vor, denn laut Statistik und den Erfahrungsberichten von Paar-Therapeuten haben die Frauen in puncto Fremdgehen die Männer längst überholt. Was Scheidungsanträge betrifft, waren Frauen sowieso schon immer in der Mehrheit; Männer haben ihre Frauen, wenn sie ihrer überdrüssig waren, eher verlassen oder verstoßen, ohne unbdingt den Wunsch auf Scheidung zu haben (zu teuer, außerdem zu gefährlich, wieder als ungebunden festgenagelt werden zu können).

Es gibt übrigens viele stinkreiche Frauen, die durchaus in der Lage wären, sich den Mann zu kaufen, den sie haben wollen. Das wird auch weidlich von Liebesbetrügern (so scheint man das heute bei der Kripo zu nennen) ausgenutzt. Ferner gibt es Männer, die verlassen werden, in dramatischen Fällen sogar mit den Kindern. Und solche, die von ihren Frauen misshandelt werden. Das hängt aber niemand an die große Glocke, weil es für einen Mann genauso schambehaftet ist, sitzengelassen zu werden, wie für eine Frau.

Frage: Ab wann ist ein Mann ein "Opa"? Nach meiner Erfahrung geraten Ehemänner ungefähr Mitte dreißig erstmals in eine Krise, was zum Auseinanderfallen der Familie führen kann. Wenn sich dann die Ex-Frau in einen 45- bis 55jährigen Mann verliebt, der gefestigt ist und an den sie sich anlehnen kann, ist er dann schon ein "Opa"? Es gibt massenhaft Frauen, die 15 bis 25 Jahre ältere Männer geheiratet haben und mit ihnen bestens gefahren sind. Es gibt zwei Methoden, das Alter eines Menschen festzulegen: nach dem Kalender oder nach seiner biologischen Uhr.

Das Ende des Textes scheint mir unpassend, denn das Greisenalter, das der Pflege und möglicherweise der Betreuung in einem Heim bedarf, ist ein Thema, das gesondert behandelt werden sollte. Es wirft nämlich andere Probleme auf als Liebeskummer und Ehekrisen.

Also weg von der letzten Strophe. Und versuchen, vom Klischee wegzukommen, indem man weniger allgemein schildert, sondern einen ganz konkreten Fall.

Und noch eins: Der Vers

erst kommt der erste Kuss,
dann kommt der letzte Kuss und dann ist eben Schluss

ist fast wortgenau schon von Hildegard Knef in einem ihrer Chansons gesungen worden. Er steht in Verdacht, geklaut zu sein .

LG
Ilka