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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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29.08.2014, 03:03 | #1 |
Maß am Zug
Maß am Zug
Wie ein Engel ohne Flügen geht dein Blick zum Himmel hin. Und die Augen schauen kälter als das Herz es wirklich will. Disziplin ergibt Kontrollen und das Müssen steht vor Wollen und das Dürfen duftet süß, wenn es dich verächtlich küsst. Sicherheit in festen Schritten – Zukunftspläne abgesteckt und der Tisch ist schon gedeckt, nur der Hunger lässt sich bitten. |
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29.08.2014, 12:46 | #2 | |
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Zitat:
Interessant (und gut), wie Du ein zwischenmenschliches - sogar "zeitspezifisches" - Phänomen "verdichtet" hast! * * Wenn ich Deine Gedanken richtig verstanden habe, wären es die gleichen, die ich - als Prosa - in meinem Roman formulierte bzw. einem der Protagonisten "in den Mund legte": (...) Der nach den Jahren des Reisens in die Welt heute ziemlich ausgeflippte, offenbar über reichlich Spesen verfügende Professor aus München war mal Sannyasin bei den Baghwan-Jüngern, im indischen Poona – nicht nur, aber auch wegen der dort versammelten und nach Liebe dürstenden jungen Elevinnen. Und er hatte einige Erfahrungen in spirituellen wie esoterischen Zirkeln sammeln können - was alles seiner Fähigkeit zu wohl gesetzter Rede und Selbstsicherheit vor jederart Auditorium zugute kam: "Der so genannte 'natürliche' Zustand ist keinesfalls der eines selbstverwirklichten Menschen, der zur Erkenntnis gelangt sei. Er ist nicht etwas, das geleistet oder erlangt werden, willentlich erreicht werden kann - er ist da, er ist das Leben. Und mit diesem meine ich nicht etwas Abstraktes - es ist das Leben der Sinne, die auf natürliche Weise funktionieren, ohne das Dazwischentreten des Denkens. Dieses ist wie ein Eindringling, der sich in die Angelegenheiten der Sinne einmischt, und sein Streben ist fast ausschließlich auf Profit gerichtet. Das Denken lenkt die Aktivitäten der Sinne so, dass es etwas aus ihnen herausholen kann, und es benutzt sie, um sich Kontinuität und Überleben zu verschaffen." (Ende Auszug) Ich wünsche Dir noch einen angenehmen Tag! Pedro |
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29.08.2014, 15:13 | #3 |
Danke für deinen Kommentar.
Der Romanausschnitt ist sehr interessant und der Gedanke darin, über den natürlichen Zustand ist auch bedenkenswert. Darüber ließe sich streiten. Allein das Argument, des Wohlbefindens spricht dagegen. Der Mensch fühlt sich meistens wohl, wenn er akzeptiert ist. Die Akzeptans erreicht man aber nur, wenn man etwas leistet, einen Beitrag in die Gesellschaft bringt. Das muss gar nicht materiell sein -- hier schreiben wir Gedichte und Gedichte suchen wir hier auch. Also ergänzen wir uns in diesem Forum und finden so Akzeptanz. Ist das der natürliche Zustand? Dann schreibst du, dass es kein "Dazwischenkommen des Denkens" bedarf. Aber das Denken ist natürlich. Es ist ein Bestandteil des Menschen, also auch ein Teil seiner Natürlichkeit. Wie das Denken manipuliert wird, ist eine andere Frage, aber an sich ist es dem Menschen angeboren. Also muss man damit zurechtkommen. Am Besten wäre es, wenn man es sinnvoll nutzt, aber das gelingt leider nicht immer und schon lange nicht jedem. Danke für deine Gedanken. PS: Jetzt hab ich auch gemerkt, dass du ein paar Fehler behoben hast. Danke auch dafür. Geändert von nimmilonely (29.08.2014 um 16:39 Uhr) |
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29.08.2014, 17:15 | #4 |
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Wie ich das meine, wird vielleicht mit diesem Romanauszug deutlicher, aus dem Kapitel "Stoned auf dem Dach" - auf der Dachterrasse eines Hotels im Süden Marokkos:
(...) Der Waliser nahm einen langen Zug aus der Wasserpfeife und schaute versonnen der ausgeblasenen Rauchwolke hinterher, die sich in der klaren Luft schnell verflüchtigte. Als er mit seiner angenehm ruhigen Stimme weitersprach, da schien es fast, als fürchte er die Balance zu stören, die diese Minuten so wertvoll machte: "... unsere Wahrnehmungen und Gewichtungen sind - beeinflusst auch durch genetisch vorgegebene Konditionierungen - überwiegend von der Umgebung geprägt, in die wir hineingeboren wurden. Aber die anerzogene und von fast allen akzeptierte Fremdbestimmung, die eingeforderte Bereitschaft, sich den Zwängen der Opportunität zu unterwerfen, hat einen neurotischen Zustand, nur scheinbar logische Denkmechanismen geschaffen – die im Ergebnis zerstörerisch sind. Um diesen Irrweg verlassen zu können, müsste der Mensch ein liebevolles Verhältnis zur Natur, zu sich selbst und zu seinesgleichen entwickeln. Doch er braucht dafür die ganzheitliche Wahrnehmung, die alles zueinander in eine wahrhaftige und respektvolle Beziehung setzt. Und diese Fähigkeit – davon bin ich überzeugt – ist in jedem immer noch vorhanden, sie ist nur verschüttet. Dabei offenbart erst diese das ganze Wunder des Lebens, nur sie lässt uns wirklich dankbar in dieser Inkarnation sein. In der alle Sinne so viel Reichtum schenken können - und das lohnte jede Mühe." (Ende Auszug) LG. Pedro |
01.09.2014, 23:49 | #5 |
Hallo, nimmilonely,
interessantes Thema hast du dir hier ausgesucht. Regt zum Nachdenken an. Vor vollen Tischen stehen, Maßanzüge tragen (guter Titel übrigens, feines Wortspiel), die Zukunft klar abgesteckt und sich fragen, will ich das eigentlich? Der Hunger nach etwas anderem meldet sich; gut so, wenn diese Frage nicht ganz verstummt. Und das Dürfen duftet süß, wenn es dich verächtlich küsst - stark!! lg simba |
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