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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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30.05.2014, 17:36 | #1 |
R.I.P.
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Beerdigung
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Die Schaufel nahm ich nicht zur Hand. Ich finde "Erd zu Erde" nicht nur häßlich. Warum nicht rein und rasch verbrannt? "Staub zu Staub" als Urne - läßlich bleiben Herz und Hirn und Hand. Weg mit dem Sarg! Warum der Würmer Fraß? Wenn ich den Toten nie vergaß, lags nicht an einer Platte, einem Stein. Halbzerfressen, stinkendes Gebein? Es lag an ihm, in den Herzen zu bleiben. Vor Augen bleibt das liebe Gesicht. Was Mikroben sehr viel lieber treiben, kömmert mich, lieber Martin, nicht. Du, Lieber, warst der Menschfreund von allerbester Art. Ich weiß, ich habe heut geweint. Um Dich. Nicht für das Grab hab ich mir meine Tränen aufgespart. 30. Mai 2014 Der Titel sollte eigentlich so lauten: Grablegung |
30.05.2014, 18:18 | #2 |
Dabei seit: 06/2012
Ort: Erstwohnsitz: Der Himmel, ein Schneeweißes Wolkenbett
Alter: 63
Beiträge: 1.722
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Lieber Thing,
Aus meinem Bauch heraus, würde ich es lieber lesen in der Rubrik: Liebe , Romantik und Leidenschaft. Ich werde es noch mehrmals Lesen wollen um dahinter zu kommen. "lags nicht an einer Platte, einem Stein." "Du, Lieber, warst der Menschfreund von allerbester Art". "Ich weiß, ich habe heut geweint. Um Dich" Wie ich das verstehe! LG Phönix |
30.05.2014, 18:32 | #3 |
Lieber Thing,
beim Lesen deines bewegenden Gedichts übertragen sich zwei Dinge auf mich: 1. Deine Abneigung gegen Beerdigungen des Leichnams im Sarg und 2. deine Trauer um einen Freund. Das zweite ist mir das Wichtigere. Abschiedsschmerzen und -gedanken am Grab eines befreundeten Menschen gehören für mich zu dem wirklich Wichtigen im Leben. Zum ersteren fällt mir ein, dass mein Freund und ich für den Fall des Falles zwar einen Baum in einem Ruheforst gekauft haben, dass mir der Gedanke an das Verbrennen allerdings äußerst unangenehm ist. Ich selbst fände den Gedanken, dass mein Körper wenigstens noch für Mikroben und Kleingetier von Nutzen sein könnte, weitaus tröstlicher. So fühlt halt jeder verschieden. Dass du diesem Nach-Denken und Nach-Spüren in deinem Gedicht soviel Raum einräumst, bevor du auf den eigentlichen Grund für deine Trauer kommst, ist für mich für das Gedicht eine glaubwürdige Form. Es fühlt sich für mich fast so an, als könntest du die Trauer über den Tod des Freundes (oder guten Bekannten) nicht sofort an dich ranlassen. Erst stört man sich noch an den Gegebenheiten der Beerdigung und arbeitet sozusagen an dieser Abscheu schon ein bisschen der Wut und Trauer über den Verlust ab. Falls ich falsch liege, sei bitte nicht zusätzlich betroffen! Ich hoffe, du kannst trotz allem einen ruhigen und guten Abend verbringen! Liebe Grüße Rosmarie |
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30.05.2014, 20:16 | #4 |
R.I.P.
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Nachbemerkung:
die Beerdigung war heute um 13 Uhr ( nahe Familie). Also kam ein Spontangedicht. Später meine dankenden Antworten. Vorläufig lieben Gruß von Thing |
30.05.2014, 20:54 | #5 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Ich wahrte die Form, nahm aber nur einmal eine Schaufel Erde. Mir kommt dieser Brauch makaber vor. Es ist, als ob jeder sagen wolle: "Na endlich!" Andererseits könnte es auch ein Symbol für ein letztes Zudecken sein. Oder ein Zeichen, der letzten Pflicht, des letzten Geleits nachgekommen zu sein. Zu signaliseren: "Wir waren da." Ich weiß es nicht. Das Gedicht ist frisch wie gerade gepflückte Weinreben, aber in seiner Gärung viel schneller. Offensichtlich ist das Leben zu früh gepflückt worden, zu einer Jahreszeit, in der die Sonne noch verschämt ist. Und so kommt ein Gedicht zustande, das einen Toten in der Maikühle besingt. Und ein Wein wird gekeltert, der sauer ist. So ist das Leben. Und es völlig egal, ob es als Mikrobenfutter oder als Asche endet. Beides nährt den Boden. Aber es ist nicht egal, welcher Schmerz durch Verlust entsteht. Ich glaube, das Hinwollen und die Fähigkeit zur Trauer sind genau das, was uns zu Menschen macht. Das sind unsere Merkmale. Weshalb sonst gehören wir zu den Lebewesen, die weinen können? (Man sagt, auch Kühe weinen, wenn man ihnen die Kälber nimmt; aber selbst habe ich das noch nicht gesehen.) Na ja, genug philosophiert. Thing ... Wenn die 60 überschritten sind, kommt - spätestens - die Aera der Beerdigungen. Kein Trost. Nur Erkenntnis. LG Ilka |
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30.05.2014, 21:18 | #6 |
Lieber Thing,
da du durch diesen Tod offensichtlich näher betroffen bist, als ich erfasst habe, möchte ich dir wenigstens noch mein Mitgefühl aussprechen! Rosmarie |
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31.05.2014, 14:30 | #7 |
R.I.P.
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Hallo zusammen!
3 Schaufeln Erde stehen für
Erde zu Erde (Pause) - Asche zu Asche (Pause) - Staub zu Staub. Früher waren es noch wirkliche langstielige, schlanke Kurzspaten mit einem recht kleinen Blatt. Gestern wars ein Hobbygärtnerschaufelchen, ritzegrün. Später meine Einzelantworten! Vorerst ganz lieben Gruß von Thing |
31.05.2014, 14:38 | #8 |
Ein ehrliches Spontangedicht, das das in Worte fasst, was sicher nicht nur dir
anlässlich einer Beerdigung durch den Kopf geht, Thing. Wie fühle ich mich dabei? Sind für mich diese Formen des Abschiednehmens stimmmig? Ich finde es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen und auch für sich selbst eine Entscheidung zu treffen, was man sich für sich selbst wünscht und dies auch Angehörige wissen zu lassen oder es schriftlich festzuhalten. Zu dem von dir angesprochenen "Erde auf den Sarg werfen" bei einem christlichen Begräbnis (dreimal, um an das Geheimnis der Dreifaltigkeit zu erinnern): ich weiß, dass das bei vielen Menschen Unbehagen auslöst. Darum steht heute oft neben dem Grab auch ein Korb mit Blüten, die man alternativ in das offene Grab werfen kann. Aber auch das kann und muss man nicht tun. Es ist immer nur ein Angebot, seinen Abschied am Grab mit einer Geste zu begleiten. gutes Gedicht, mein Beileid, simba |
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05.06.2014, 17:03 | #9 |
R.I.P.
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Hallo, Simbaladung -
hab Dank für den Kommentar!
Herzlichen Gruß von Thing |
Lesezeichen für Beerdigung |
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