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Alt 16.12.2007, 22:45   #1
i feel good
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 1

Standard mach doch was du willst

Hallo ihr da draußen!
Hier der Anfang einer alten, aber überarbeiteten Geschichte.
Habt Spaß beim Lesen - falls ihr euch tatsächlich die Mühe macht euch durchzuwühlen (WOOOW ) - und beachtet, dass ich ein Anfänger bin.

... eigentlich wollte ich mehr schreiben, um einen besseren Einblick zu gewähren, aber da waren es zu viele Zeichen und als ich ENDLICH fertig war mit dem Kürzen ... ist meine Internetverbindung abgebrochen!
Darum nur ein kleiner Ausschnitt ... die Geschichte wird aber noch komplexer ... hoffe ich zumindest


1. Kapitel

Lili öffnete langsam die Augen. Sie lag ausgestreckt in ihrem weichen Bett, die Sonne schien ihr ins Gesicht und tauchte die weißen Laken in ein goldgelbes Licht. Langsam stand Lili auf. Es war Sonntag, der letzte Tag der Herbstferien und sie wollte ihn genießen. Es war warm für Anfang Oktober, um die fünfzehn Grad. Lili trat ans Fenster und schaute hinaus in den Garten. Der Boden war voller roter und gelber Blätter und die Blätter, die noch nicht von den Zweigen der großen, erhabenen Bäume abgefallen waren, wiegten sich leicht im Herbstwind. Lili sah ihren Kater Nero über den Rasen laufen. Sie öffnete das Fenster und rief ihn. Der – wie sollte es auch anders sein- schwarze Kater sah hinauf zu dem Fenster und miaute. Mit einigen Sätzen war er am Haus und kletterte an den Ranken, von denen die Backsteinmauer überwachsen war, hoch. Als er am Fenster ankam nahm Lili ihn auf den Arm. Er schnurrte laut und sie flüsterte in sein weiches Katzenohr: „Na, mein Hübscher. Was machen wir heute?“ Nero wand sich in ihrem Armen und sprang herunter. Lili ging zu ihrem großen Schrank und öffnete die beiden Türen schwungvoll. Sie zog Jeans und einen kuscheligen grünen Pulli an. Prüfend betrachtete sie sich im Spiegel. Heute fand sie sich eigentlich ganz annehmbar, ein bisschen mollig, aber immerhin hatte sie schön gelockte rote Haare. Warum mochte sie eigentlich kein Junge? –Na ja, vielleicht lag es auch daran, dass sie die wenigen Jungen, die an ihr interessiert waren bis jetzt jedes Mal hatte abblitzen lassen, auch wenn es nicht gerade die kompletten Vollidioten waren. Wie auch immer…
Resigniert zog Lili die Schultern hoch. Dann ging sie langsam hinunter in die Küche. Ihre Eltern waren auf einem Seminar. Sie waren beide Musiker, ihre Mutter spielte Geige und ihr Vater Klavier. Lilis Bruder Chris war wahrscheinlich noch auf irgendeiner Party mit seinen Freunden.
Als Lili gerade in der leeren, stillen Küche Marmelade für ein Brot aus dem Kühlschrank holte, überkam sie plötzlich wieder diese seltsame Hoffnungslosigkeit. Sie fühlte sich allein und verloren. Ihre Freundinnen waren über das Wochenende alle weggefahren. Niemand hatte sie gefragt, ob sie vielleicht irgendwohin mitkommen wollte. So war es schon so oft gewesen. Alle sagten, sie hätten sie lieb und sie würden sie mögen, aber für keinen war sie die Beste Freundin oder eine wirklich wichtige Person. Sie war da, war nett, wurde toleriert, doch wirklich beachtet wurde sie nicht. Tränen traten Lili in die Augen, sie setzte sich auf den Fußboden, vergrub das Gesicht in den Händen und atmete tief durch. Sie durfte sich nicht wieder von dieser beknackten, komischen, dummen Verzweiflung besiegen lassen. Schnell zog sie Nero, der ihr nach unten gefolgt war, in die Arme und drückte ihn fest an ihre Brust.
Dann wischte sie sich entschlossen die Tränen von den Wangen und holte das Katzenfutter aus dem Schrank, um den inzwischen maunzenden Kater zu füttern. Der Tag den sie vorhin noch so schön fand kam ihr jetzt wie ein schlechter Witz vor.
Alle würden heute Spaß haben, etwas erleben, nur sie würde mal wieder Zuhause hocken und ihren dunklen Gedanken nachhängen. Nein! Rief ein kleines Männchen in Lilis Ohr. Sie musste versuchen, aus diesem düsteren und ermüdenden Kreislauf irgendwie heraus zu kommen. Aber wer sollte ihr helfen? Sie hatte keinen großen Freundeskreis, wenn sie mal von einer ihrer Freundinnen auf eine Party mitgeschleppt hatte, hatte sich niemand dafür interessiert sie irgendwann wieder zu sehen. Das kleine Männchen in ihrem ohr meldete sich: Immer dieses Selbstmitleid. Tragisch, tragisch.
Schließlich beschloss Lili, sich zuerst um Nero zu kümmern. Sie holte die Katzenbürste aus ihrem Zimmer und kämmte Neros weiches, schwarzes Fell, während er schnurrte. Doch plötzlich brach das beruhigende Schnurren ab. Nero sprang auf und lief zur Tür. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss. Scheinbar kam Chris nach Hause. Tatsächlich waren es Lilis älterer Bruder und seine Freundin Sonia. Chris’ Haare waren zerzaust und er lächelte Lili kurz an, bevor die beiden nach oben in sein Zimmer verschwanden. Lili mochte Sonia sehr, doch gleichzeitig musste sie sich selbst eingestehen, dass sie eifersüchtig war. Sie hätte auch gerne einen Freund gehabt, der sie so liebte wie Chris Sonia. Er schwärmte Lili immer von ihr vor und würde sie am liebsten bei ihnen einziehen lassen. Lili lächelte verträumt. Die beiden waren das perfekte Paar.
Am Nachmittag kam Lilis Klavierlehrerin, Madame Solice. Der Klavierunterricht wurde von Samstag auf Sonntag verschoben, weil Madame Solice gestern den Geburtstag ihrer Großtante in Versailles gefeiert hatte. Lili mochte die ältere Dame gern. Madame Solice, die immer stolz und aufrecht ging und trotz der grauen Strähnen in ihrem feinen Haar noch immer wunderschön war, hatte eine Vorbildsfunktion für sie. Außerdem war sie eine gute Lehrerin. Inzwischen konnte Lili schon so gut Klavier spielen, dass sie von ihrer Lehrerin kaum noch mit strenger Stimme verbessert werden musste. Sie verabschiedeten sich mit einem Lächeln.
In dem Moment, als Madame Solice gerade aus dem Haus gegangen war, öffnete die Tür sich abermals und Lilis Eltern kamen herein. Am liebsten hätte Lili sich sofort in ihr Zimmer verzogen. Die Stille und Leere, die Lili den ganzen Tag über doch ihre Eltern konnten scheinbar nicht still sitzen und ihre Tochter in Frieden lassen schon gar nicht. Kaum hatten sie die Tür hinter sich zugezogen, fing es an: „Lili, hast du schon deine Hausaufgaben fertig gemacht?“ „Denkst du daran, Nero nachher noch einmal vor die Tür zu lassen?“ „Wir haben gerade Madame Solice auf der Straße getroffen.“ „Ach, könntest du schnell einen Kaffee aufsetzen?“
Diese Sätze wären an sich kein Grund zum Aufregen gewesen, doch bei Herr und Frau Calme schossen sie im Sekundentakt aus den Mündern. Lili schloss kurz die Augen und bemühte sich, nicht allzu überfordert zu wirken. Sie musste gegen den Drang ankämpfen einfach zu schreien: „Lasst mich in Ruhe!“
Doch dafür hatte sie keinen Grund. Nein, sie hatte keinen Grund. Ihre Eltern hatten einfach ein stressiges Wochenende hinter sich. Eine gute Tochter würde sich jetzt freundlich um sie kümmern. Lili bewegte sich wie in Trance auf den Kaffeeautomaten zu und setzte den Kaffee auf. Dann antwortete sie, wie es ihr schien, im Schneckentempo: „Ja, ich bin mit allen Hausaufgaben fertig. Okay, ich lass Nero gleich noch raus. Wie war euer Wochenende?“ Gleich hätte sie es hinter sich. Sie wollte einfach nur ihre Ruhe. Sie hörte gar nicht zu, als ihr Vater gleichzeitig mit ihrer Mutter etwas über alte Bekannte, neue Professoren und interessante Vorträge erzählte. Mehr und mehr wurde daraus ein Gespräch zwischen ihren Eltern und Lili schlich sich leise und unbemerkt aus der Küche.
Sie war so falsch. Es kann doch keine große Anstrengung sein, den eigenen Eltern fünf Minuten zuzuhören, ohne in Selbstmitleid zu ertrinken. Wie konnte sie jetzt einfach in ihr Zimmer verschwinden? Sie ging trotzdem weiter, während sich ihre Fingernägel in die linke Hand bohrten bis es wehtat.
In ihrem Zimmer schmiss sie sich aufs Bett. Tränen liefen ihr über die Wangen. Warum? Warum nur war ausgerechnet sie eine so schlechte Tochter? Sie griff neben sich. Auf ihrem Nachttisch stand immer eine kleine braune Schatulle, die mit Schmuck gefüllt war. Doch was niemand wusste, war, dass man das Samtkissen, mit der sie ausgelegt war, herausnehmen konnte, und dass darunter etwas verborgen war. Lili nahm die glänzende Rasierklinge vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger. Bisher war es ihr erst dreimal so schlecht gegangen, dass sie die Klinge benutzt hatte. Diese Vorfälle waren alle dieses Jahr gewesen. Das erste Mal hatte Lili sich verletzt, als ihre Mutter und ihr Vater sich scheiden ließen. Das zweite Mal, als ihre Mutter sich nach nur einem Monat von ihrem Freund getrennt hatte. Und das dritte Mal, als ihre Eltern unter lautstarken Auseinandersetzungen und gegenseitigen Beschuldigungen schließlich doch wieder zusammen gekommen waren. Lili hielt die scharfe Rasierklinge ins Licht. In letzter Zeit spürte sie immer öfter das Verlangen, sie sich wieder an den Arm zu setzten. Es war wie eine Sucht. Doch jetzt legte sie die Klinge sanft wieder zurück in die Schatulle und setzte das Samtkissen obenauf.
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