Gute Bücher, schlechte Bücher

[Cornelius]

Fassung A:

Ein schlechtes Buch stiehlt Lebenszeit,
drum wirf es in den nächsten Teich.
Ein gutes macht die Seele weit,
es heilt den Schmerz, beschenkt dich reich.

Fassung B:

Ein schlechtes Buch stiehlt Lebenszeit,
und niemand gibt sie dir zurück.
Ein gutes macht die Seele weit,
ist reines, goldgeprägtes Glück.

(Welche Version ist die weniger misslungene?)

[Eisenvorhang]

Hallo Cornelius,

es wäre schöner, wenn die Seele reicher werden würde, anstatt dass sie sich weit ausdehnt, in dem Sinne erweiterte.
Reines goldgeprägtes Glück ist wie die dunkle Nacht. "Goldgeprägt" und "rein" erscheint mir unnötig. Hier könntest du ein Adjektiv einem zusätzlichen Substantiv zuweisen und würdest dadurch mehr Ausdruck erlangen.

lg

EV

[DieSilbermöwe]

Hallo Cornelius,

Ein schlechtes Buch stiehlt Lebenszeit,
drum wirf es in den nächsten Teich..

Nein, in die blaue Tonne bzw. ins Altpapier.
Nicht in den Teich, die armen Fische!

Von daher finde ich die zweite Fassung besser.

Ich käme übrigens nie auf die Idee, ein schlechtes Buch zu Ende zu lesen. Du hast recht: Das stiehlt Lebenszeit, die man für ein gutes Buch verwenden könnte.

LG DieSilbermöwe

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

Ich käme übrigens nie auf die Idee, ein schlechtes Buch zu Ende zu lesen. Du hast recht: Das stiehlt Lebenszeit, die man für ein gutes Buch verwenden könnte.

Deshalb habe ich mir längst abgewöhnt, ein Buch weiterzulesen, das mir nicht gefällt. Früher dachte ich: Vielleicht wird die Story noch besser. Da hatte ich mich mehr auf den Inhalt statt auf die sprachliche Qualität konzentriert. Ich glaube, darin liegt der Fehler: Der Unterhaltungswert muss hoch sein, egal wie doof eine Story ist. Allerdings: Es gibt Geschichten und Romane, die heutigen Lesegewohnheiten nicht mehr entsprechen, aber dennoch als anspruchsvolle Literatur gelten. Zum Beispiel hat Kafka in meinen Augen einen fürchterlich umständlichen Schreibstil (seine Storys habe ich trotzdem zu Ende gelesen - ist eben Kafka).

Aber Bücher gehören meiner Meinung nach nicht in den Müll und schon gar nicht in den Ofen. Es gibt Leser mit Ansprüchen, die ein Buch vielleicht anders bewerten. In ziemlich allen Städten gibt es öffentliche Bücherschränke, wo man Bücher deponieren kann, und wer nicht das Geld übrig hat, sich jeden Monat für hundert Euro welche zu kaufen - preiswert sind sie gerade nicht -, freut sich über das Angebot.

[Candlebee]

Hallo Cornelius,

absolut Version zwei. Ein schlechtes Buch hat für mich nichts mit Schmerz zu tun. Sondern damit, den Autor oder die Autorin ab sofort zu meiden.
Und ein gutes Buch hat unbedingt mit reinem, goldgeprägtem Glück zu tun. Ich mag auch Bücher ohne Goldprägung, solange ich tief abtauchen kann.

Neulich erst hatte ich von Julia Kröhn "Distel und Rose" gelesen und es nach der Hälfte zugeklappt. Das Ende der Geschichte war absehbar und der Schreibstil so lala. Ein anderes Buch brachte mich vor einiger Zeit zum Dauer-Kopfschütteln. Auf wirklich jeder Seite stand: "... traten ihr Tränen in die Augen." Was soll das denn bitte??? Nach Seite 44 hab ich es nicht mehr ertragen. Der Inhalt ist mir unter all den Tränen, die mir in die Augen getreten waren, völlig am Arsch vorbeigegangen.

Grüße zu dir, Candlebee

[Cornelius]

...für eure Kommentare!

Da ich weder zur Gewalt an Büchern noch zur Verunreinigung von Gewässern aufrufen möchte, habe ich die erste Fassung verworfen. Übrigens, Candlebee: Genau solche Bücher wie das von dir beschriebene schwebten mir vor...

Grüße
Cornelius