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Sprüche und Kurzgedanken Prosatexte, die einen Sachverhalt möglichst kurz und knapp schildern.

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Alt 15.06.2013, 19:31   #1
weiblich püppi25
 
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Dabei seit: 10/2011
Ort: Erfurt
Alter: 37
Beiträge: 124

Standard Betrug

Das Herz betrügt mich auf Schritt und Tritt.
Macht mich stumm und blind.
Ich sehe und ich sage nichts.
Bin verletzlich wie ein Kind.
püppi25 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2013, 20:10   #2
männlich HansArp
 
Dabei seit: 06/2013
Ort: Zwischen den beiden großen Meeren
Alter: 37
Beiträge: 65

Same old story!

Wer kennt ihn nicht, den guten alten Herzschmerz?
Finde es immer schön, wenn das Herz personalisiert wird und
als eigenständiger Akteur dem Menschen zusetzt.

Vielleicht kann das Gedicht ja etwas länger werden. Die Gefahr, wenn es so kurz bleibt, ist, dass es relativ schnell vergessen und beiseite gedacht wird, da
ein zentraler Punkt fehlt: Wie kam es zu dem Schmerz?
HansArp ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2013, 20:21   #3
männlich Schmuddelkind
 
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Beiträge: 4.798

Hallo püppi,

also ich finde, dass in der Kürze (meistens und v.a. hier) die Würze liegt. Ich denke, je mehr man von dem weglässt, was man weglassen kann, desto nachhaltiger ist ein Gedanke und wie es zu dem Schmerz kam, halte ich nicht für das Wichtigste. Wichtiger ist eher die Externalisierung eines prominenten, weil wiederkehrenden Gefühls. Das verlangt viel Sensibilität und ist dir gut gelungen.

Den Schmerz zu erklären, hieße ihn zu zersetzen, was ihn meiner Ansicht nach (zumindest ästhetisch) gegenstandslos macht, denn in der Analyse verliert man den Blick auf das Ganze, Wiedererkennbare. Das ist, wie wenn man eine Trauerweide zersägt, um zu verstehen, was sie so schön macht. Dabei ist es doch der Anblick der Trauerweide als Entität, in der die Schönheit begründet liegt.

Jedenfalls mag ich ebenfalls die Personifizierung des Herzens, weil dadurch deutlich wird, wie wenig Kontrolle wir über unsere Gefühlswelt haben.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2013, 20:39   #4
männlich HansArp
 
Dabei seit: 06/2013
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Alter: 37
Beiträge: 65

aber du würdest mir doch recht geben und sagen, dass der Grad an Intensität für die Eingängigkeit mit mehr Inhalt geschmückt werden muss.
Das beste Beispiel für Redundanz, Eingängigkeit und Erfolg bei einem Gedicht ist meiner Meinung nach immer noch Rainer Maria Rilke mit "Frühling". Es passiert nicht viel, aber der Inhalt entfaltet über sich weitere Bilder, die nur die Gefühlsebene des Farrellen erregen und ihn zum allegorischen Partizipieren zwingen. Eigentlich meine ich einladen, aber man fühlt sich durch die Einladung gezwungen und kann nicht nein sagen
HansArp ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2013, 20:58   #5
männlich Schmuddelkind
 
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Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Na ja, was ist "mehr" Inhalt. Der Inhalt ist ja nicht das (wie du selbst sagst, wenn ich deinen Vergleich zu Rilkes Gedicht richtig verstanden habe), was in dem Text steht, sondern das, was der Text in dem Leser auslöst. Kann der Leser direkt was mit dem Geschriebenen anfangen? Das ist hier der Fall, weil jeder die Situation und die darin verborgenen Gefühle kennt, weil solche Gefühle keine individuelle Befindlichkeitsäußerung darstellen, sondern in dem "Wesenhaften" des Menschen (was auch immer das ist) zu liegen scheinen. Da finde ich, ist mit so etwas mehr gesagt, als wenn es in eine Handlung eingebettet ist, die das Gefühl zu einem Teil eines Einzelschicksals werden lässt und die Empfindung von der Wahrnehmung des Lesers entfremdet.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2013, 21:00   #6
Thing
R.I.P.
 
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Hallo, püppi...

Zitat:
Zitat von püppi25 Beitrag anzeigen
Das Herz betrügt mich auf Schritt und Tritt.
Macht mich stumm und blind.
Ich sehe und ich sage nichts.
Bin verletzlich wie ein Kind.
Anregung:
Ich sehe. Doch ich sage nichts.


LG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.06.2013, 10:51   #7
weiblich püppi25
 
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Ort: Erfurt
Alter: 37
Beiträge: 124

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure Beiträge.

@HansArp und Schmuddelkind:

Ich habe das Gedicht bewusst so knapp gehalten, weil ich der Meinung bin es keine weiteren Verse braucht. Vier Zeilen sagen manchmal mehr aus als eine ganze Seite Text. Und im Bezug auf den Inhalt des Gedichtes kann sich bestimmt jeder erklären, oder hat jeder schon einmal erlebt um was es hier geht. Darum habe ich auch den Schmerz als solchen und dessen Ursprung nicht weiter erläutert.
Es freut mich, dass euch die Personifizierung des Herzens als
Solches anspricht.

@Thing:

Deine Anregung hat mich zum Grübeln gebracht. Das Ersetzen der beiden Wörter verleiht dem Gedicht mehr Intensität, auch wenn es den Inhalt und die Aussage in der dritten Zeile damit verändert. Aber es entspricht wohl in deiner Variante mehr dem Gefühlten als in meiner. Darum würde ich dies gerne so abändern. Vielen Dank für die Anregung!!

LG
püppi25 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.06.2013, 11:14   #8
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Ich habe lediglich ein Wort geändert.
So finde ich es wuchtiger.

LG!
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
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