Der Folterknecht

[Nöck]

Der Folterknecht

Wenn scharfer Hauch die Luft verdickt
und Hoffnung langsam flieht,
der Schmerz dich fast zu Boden drückt
und Angst durchs Zimmer zieht.
Wenn ganz von fern ein Schrei erstickt,
weißt du, was gleich geschieht.

Schon ist die Furcht in dir entfacht,
schon naht, der dich gut kennt,
noch schnell zu fliehn, hast du gedacht,
dein Blut wie Feuer brennt.
Dann hörst du ihn, der mit Bedacht
dich laut beim Namen nennt.

Nur mühsam setzt du Bein vor Bein,
du fällst, jetzt ist es aus,
der Raum vibriert von Schmerz und Pein,
fast bebt das ganze Haus.
Sein Kopf erscheint im Lampenschein:
„Der Zahn muss schleunigst raus!“

[Thing]

Halli Hallo, Nöck!

Zuerst dachte ich natürlich an ganz andre schlimme Dinge.
Aber im Nachhinein:
Hahaha!
Diese Folterer kenne ich auch nur zu gut, leider.
Hab wieder einen Termin beim Folterknecht vor mir, aber ich hab mit der Krankenkasse ein Abkommen:
Nur noch in Vollnarkose, die ist ein Geschenk des Himmels.

Dein Gedicht ist prima und verdient viele Kommentare.
"Düstere Welten und Abgründe" - kreisch!

Dentale Grüße!


Thing

[gummibaum]

Lieber Nöck,

auf den Zahnarzt bin ich nicht gleich gekommen. Hast mich schön an der Nase herum geführt.

LG gummibaum

[BABSvomKUTSCHI]

Nöck, eine 1+, setzen. Herrlich dargestellt. Und, Thing, VORSICHT. Hab letztens grad gelesen, dass einer beim Zahnarzt nicht mehr aus der Narkose aufgewacht ist.
LG
Babsi

[Thing]

Ich geh nur noch in die Klinik.
Und in meinem Alter:
Lieber hinüber als teuflische Schmerzen!

[Ex-Schamanski]

Zum Schreien! Große Klasse. Voll erwischt!

[gummibaum]

Ich bin mit Schmerzen nicht zimperlich und man überredet mich schwer zur Lokalanästhesie. Aber einmal, als das Zahnfleisch mit dem Elektrotom entfernt werden sollte, willigte ich ein. Wie ein Keulenschlag durchfuhr es meine unbetäubte Kopfhälfte und mein Körper verkürzte sich auf die knappe Hälfte. Der Zahnarzt, der glaubte, die Betäubung sei unzureichend, spritzte nach und wieder mein gleicher Spasmus. Es fiel dem wissenschaftlich geschulten Denker schwer, das Kausalprinzip etwas weiterzustecken und die Augen für das Niedagewesene zu öffnen: Auf der andern Seite war eine größere Zahnfüllung aus Quecksilberamalgam und dorthin sprang bei jedem Freischalten der Stomzufuhr ein herrlicher Lichtbogen über...

LG gummibaum

[Thing]

Das ist besonders gräßlich.
Die geschilderte Verkürzung kenne ich auch.

In der Regel bin ich nicht sehr schmerzempfindlich.
Man jage mir Spritzen in alle Regionen des Körpers - was solls?
Ich hatte diverse Knochenbrüche: Kinkerlitzchen.

Ich "erfand" den Scherz: Mein Kiefer ist meine Achillesferse.
Ich lernte in meinem ganzen und reichlich lagen Leben lediglich einen Zahnarzt kennen, der mir keine Schmerzen bereitete.
Ich hatte schon solche Zahnschmerzen, daß ich mir den Kopf an die Wand schlug. Was ich an Schmerzmitteln intus habe, würde ein ganzes Dorf versorgen.

Seit etwa einem Jahr lasse ich mir Manipulationen, die schmerzhaft sein können, nur noch unter Vollnarkose zufügen.
Eine Nachbemerkung:
Ich lasse mir regelmäßig den Zahnstein entfernen.
Aber n i e wieder durch elektronische Maßnahmen, wie immer sie auch heißen mögen! (Der Zahnarzt unterstellte mir, mir die Schmerzen dabei nur einzubilden - Ultraschall).
Mechanisch: Kein Problem. Meinetwegen stundenlang, auch wenn die Kiefermuskulatur dabei ermüdet.

[Heinz]

Lieber Nöck,
Du hast auch mich auf eine völlig falsche Fährte gelockt. Die ersten Strophen haben mich an die Umstände meiner Verhaftung durch den Staatssicherheitsdienst der ehemaligen DDR erinnert. Ganz besonders die Verse
"noch schnell zu fliehn, hast du gedacht,
dein Blut wie Feuer brennt.
Dann hörst du ihn, der mit Bedacht
dich laut beim Namen nennt"
drücken genau die Sekunden zwischen "Noch Freiheit - gleich Verhaftung" aus.
Und dann kommt bei Dir der Zahnarzt. Fabelhaft gemacht!
Liebe Grüße,
Heinz

[Nöck]

Hallo zusammen,
komme soeben nach Hause und lese eure netten Kommentare, danke dafür.
Wenn ich nicht gerade über echte Gefühle schreibe, dann gebe ich meinen Gedichten in den letzten Zeilen gerne eine unerwartete Wendung.
Wünsche einen schönen Sonntag.

Gruseligen Gruß vom Nöck

[Ilka-Maria]

Meinen Vorrednern ist nichts mehr hinzuzufügen. Gut geschrieben, Nöck.

Schönen Sonntag,
Gruß
Ilka-M.

[Nöck]

Danke, Ilka-Maria, dir auch einen schönen Sonntag.

Gruß ... Nöck