Gedicht

[Heinz]

Ein Gedicht vergleich ich gerne
mit eines Weibes schönem Leibe.
Heinrich Heine grüßt von Ferne,
wenn ich es auf die Spitze treibe.

Er hat in seinem Hohelied
die Kunst des Herrgotts hoch gelobt
und sich in fast ein Dutzend Strophen
humor- und kunstvoll ausgetobt.

Gedichte sind, so sprach der Größte,
gemalte Kirchenfensterscheiben.
Ich möcht bei Henry Heine bleiben,
der voller Charme ein Weib entblößte.

Dem Weibe gönnt er schlanke Glieder
und seinem Haupt gelocktes Haar,
auch Rosenknospen gleich ein Paar.
Ach, glichen unsre kleinen Lieder

dem Leib der Venus! Wunderschön
erblühten goldbestaubt Gedichte.
Bestrahlt vom hellsten Sonnenlichte
und nah Parnassos Bergeshöh‘n,

vielleicht noch lieber in den Armen,
Eratos, liebste seiner Musen,
behaglich kosend ihren Busen,
erklingt des Dichters schönstes Carmen.

Damit wir betend unser Haupt,
wenn wir Gedichte schreiben wollen,
nicht gleich zu Jovis Thron erheben,
hat ER uns Weibes Leib gegeben.

Er gab ihn, uns zum prächtigsten Exempel,
studiert ihn gut und sinkt anbetend nieder,
er sei euch fürderhin der heilge Tempel,
in ihm entstehen eure schönsten Lieder.

Schon Heine sagte: Ja - bei Tag und Nächten
studier ich dran, will keine Zeit verlieren;
Die Beine werden mir so dünn -
das kommt vom vielen Studieren.