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Alt 13.11.2011, 21:08   #1
weiblich Lux
 
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Standard Zersplitterte Träume 3

Sonntagnachmittag, 15:30 Uhr

Mein müder Blick trifft das schmutzgraue Fenster. Putzen muss ich es nicht, denn das Haus, in dem ich lebe, ist ein Hinterhaus. Niemand auf der Straße stört sich an dem fahlen Lächeln meiner Scheiben und die Sonne hat sowieso noch nie einen Blick in meine Wohnung geworfen, seit ich hier vor zwei Jahren eingezogen bin. Ich lasse dir Vorhänge lieber geschlossen.
Ob diese vier Wände ein Ort des Rückzugs oder ein Gefängnis sind, darüber sollen sich die anderen streiten. Ich habe aufgehört darüber nachzudenken.
Wichtig ist doch nur, dass die der Weinvorrat immer aufgefüllt ist und dass, wenn es besonders schlimm wird, auch eine Flasche von dem Klaren, hochprozentigen im Schrank auf mich wartet. Der macht so vieles einfacher. Erträglicher.
Ich lehne mich in meinem Korbsessel, den meine Mutter mir damals schenkte, zurück und denke an die Zukunft. Morgen, Übermorgen, das macht mir schon lange keine Angst mehr, denn ich weiß ja, was einmal sein wird und bis dahin… Bis dahin werde ich hier warten.
Hinter dem Dunst der letzten Flasche Rotem luge ich hervor und erblicke, was sein wird.

Ich sehe dich und die Kinder, wie du Ihnen eine Wassermelone aufschneidest. Ich sehe ihre lächelnden Gesichter und die schmutzgrauen Händchen, wie sie nach den saftigen Stücken greifen. Ich sehe mich, wie ich da in der Küche stehe, auf dem Herd ein riesiger Topf voller Eintopf. Daneben das Waffeleisen. Waffeln gibt es zum Nachtisch. Später.

Voller Ekel wende ich der Küche meinen Rücken zu. Abwasch. Töpfe und Teller, die sich stapeln und stapeln und stapeln Wann kommst du endlich und hilfst mir aus diesem Loch?
Ich kann warten. Die Zeit überbrücke ich mit Zigaretten.

Ich sehe dich und die Kinder, wie ihr auf der Couch herumtollt. Diese große Familien-Couch, von der wir immer träumten. Die Kleine hat sich den Kopf gestoßen und du tröstest sie, bis die Tränen nachlassen und sie nach einer warmen Waffel mit Kirschen und Schlagsahne greift.
Die Milchzähne in ihrem Mund glänzen wie kleine Süßwasserperlen. Zu niedlich.

Zwanghaft setze ich die Flasche an. Auf dem Bett liegend fokussiere ich das Nichts über mir. Die Decke stürzt mir auf den Schädel und ich huste Schutt und Staub. Aber das macht nichts.

Ich sehe dich und die Kinder und mich. Wir sitzen am Lagerfeuer und singen. Ich spüre deinen Atem an meinem Ohr, dein Verlangen – als sei es gestern gewesen. Ich sehe uns. Ich.. sehe uns.

Ich warte weiter.
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Alt 14.11.2011, 11:30   #2
männlich Ex-Ralfchen
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Zitat:
Mein müder Blick trifft auf das schmutzgraue Fenster. Putzen muss ich es nicht, denn das Haus, in dem ich lebe, ist ein Hinterhaus. Niemand auf der Straße stört sich an dem fahlen Lächeln meiner Scheiben und die Sonne hat sowieso noch nie einen Blick in meine Wohnung geworfen, seit ich hier vor zwei Jahren eingezogen bin. Ich lasse dir Vorhänge lieber geschlossen.
der blick des lyri hatte kein rendezvous mit dem sg-fenster.

fahles lächeln ist eine ziemlich unpassende beschreibung für ein schmutziges fensters. auch wenn man es poetisch hindrücken will. zum lächeln gehört die möglichkeit einer grimasse.

fahl - Synonyme: aschfahl, aschgrau, blaß, bleich, bleichgesichtig, blutarm, blutleer, erdfarben, falb, farblos, grau, kalkweiß, totenbleich, weiß
vergleiche: bleich

die sonne sendet lichtstrahlen in einen raum, sie wirftz keine blicke, da sie keine augen hat. erst durch das licht können die wesen dieses planeten sehen.


schon im ersten absatz finde ich eher hilflose bemühungen sätze ein wenig bidlhafter zu formulieren. nur die bilder passen nicht ganz.

nach absätzen eine zeile durchschuß.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2011, 11:52   #3
weiblich Lux
 
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Beiträge: 839


Ein Bilck kann einen anderen Blick treffen.
Ein Bilck kann auch etwas anderes treffen. Ich habe das "auf" bewusst weggelassen.

Dir mag "fahl" nicht gefallen - mir schon.

Zitat:
die sonne sendet lichtstrahlen in einen raum, sie wirftz keine blicke, da sie keine augen hat. erst durch das licht können die wesen dieses planeten sehen.
Ist eine Methapher bzw. eine Personifikation.

Welche Bilder passen denn nicht ganz - deiner Meinung nach?
Lux ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2011, 12:45   #4
männlich Ex-Ralfchen
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später - ich muss zu einem mittagessen.
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Alt 15.11.2011, 10:26   #5
männlich Ex-Ralfchen
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Beiträge: 17.302


Zitat:
Ob diese vier Wände ein Ort des Rückzugs oder ein Gefängnis sind, darüber sollen sich die anderen streiten. Ich habe aufgehört darüber nachzudenken.
kann man das als ein aufgehört empfinden? kann man überhaupt aufhören über etwas, das einen so beengt, gedankliche stille verhängen?


Zitat:
Wichtig ist doch nur, dass die der Weinvorrat immer aufgefüllt ist und dass, wenn es besonders schlimm wird, auch eine Flasche von dem Klaren, hochprozentigen im Schrank auf mich wartet. Der macht so vieles einfacher und auch erträglicher
auch bei diesem absatz kommt mir die beschreibung nicht genug bildhaft vor. als leser möchte ich vom inhalt in die welt des lyri geführt werden und das gelingt dir -zumindestens bei mir - nicht genügend. auch fehlt mir jegliche selbstironie, die einen text ein wenig lesenswerter machen. es ist nicht meine absicht dir änderungen vorzuschlagen, nur: ich würde den o. absatz so texten:

Wichtig ist nur mehr, dass die gelbe Plastik-Weinkiste neben der Eingangstür immer gestapelt voll mit dem Ein-Euro-Zwanzig-Veltliner vom Tegut-Markt ist. Über die kann ich nicht stolpern, wenn ich eingenebelt in der Küche auf die Luftmatratze sinke. Manchmal brauche dazu auch den 80-Prozenter von Stroh. Da muss ich nur fünf Lämmer zählen.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2011, 10:47   #6
weiblich Lux
 
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Beiträge: 839


Oh ja, danke, jetzt ist es viel bildhafter!
Vielen Dank...
Und dieser versteckte Link auf tegut... brilliant!
Lux ist offline   Mit Zitat antworten
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