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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger. |
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15.05.2011, 18:49 | #1 |
Dabei seit: 05/2011
Ort: Friesland
Alter: 42
Beiträge: 5
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Tee
Ich habe mir bei Youtube eine entspannende etwas melancholische Klaviermusik herausgesucht.
In der Küche springt der Schalter des Wasserkochers auf aus. Die Tasse mit dem Teebeutel ist schon vorbereitet. Ich fülle sie mit heißem Wasser. Beobachte wie sich die Tasse mehr und mehr füllt. Dieser Vorgang dauert nur 2 Sekunden. Doch in meiner Vorstellung dauert er mehrere Minuten. Ich sehe das Wasser wie in Zeitlupe in die Tasse rinnen. Es färbt sich bernsteinfarben. Das Aroma durchdringt das Wasser, steigt auf in die Luft, umschmeichelt meine Nase. Die Tasse steht voll auf der Arbeitsplatte. Ich nehme sie noch nicht, genieße den Duft. Schließe die Augen und halte den Moment fest. Diesen wunderbaren Moment des Aromas. Es gibt nichts.. außer des Aromas. Die Welt um mich herum gibt es nicht.. nur.. Genuss. ... Langsam tauche ich aus dem Aroma auf..atme noch einmal ein. Das Fenster ist auf Kipp. Ich höre einen Vogel zwitschern. Ich nehme die Tasse und kehre ins Wohnzimmer zurück, wo der Laptop steht und die Klaviermusik abspielt. Der Fernseher läuft noch..ohne Ton. Ich empfinde es plötzlich als Sinnlos und störend, mir eine Welt anzuschauen, die ausser dieser hier existiert, und schalte ihn aus. Ich nehme meine Tasse und atme noch einmal das herrliche Aroma ein...meine Kopfhaut kribbelt. Ich schließe die Augen und atme langsam, jedoch nicht ohne Kraft wieder aus. Zuweilen süße ich meinen Tee ein wenig. Doch diesmal braucht er keine Süße. Die Süße liegt im Genuss des Augenblicks. Dann ist es soweit. Ich nehme die Tasse an die Lippen. Die Tasse hat einen relativ dicken Rand. So ist er nicht zu heiß ist. Er ist angenehm warm. Ich schlürfe ein wenig, damit der Tee meine Geschmacksnerven nicht verbrennen kann wenn ich ihn heiß trinke. Mein Mund füllt sich mit einem Schluck dieses wunderbar warmen Tees. Ich schlucke ihn sanft hinunter, gerade so, wie es mir möglich ist ohne mich zu verschlucken. Es ist ist wie eine schleichende Explosion. Es ist schön die Gier zu stillen und gleichermaßen schade, das der Augenblick selbst an die Stelle dessen Erwartung tritt. Die Wärme erfüllt meinen Hals.. meine Nase, rinnt hinab und entzündet ein kleines Feuer in meinem Magen, das nicht lange genug brennt, um Schaden anzurichten, jedoch lange genug, um ihn für ein paar Sekunden zu wärmen. Und dann geht er fort.. der Moment des Genusses.. doch er geht nicht plötzlich. Er ist immer noch da, wie ein Schatten, der langsam verblasst. Ein Geschmack, der von den Geschmacksknospen langsam abgleitet, bis er nur noch Teil der Erinnerung ist. Wärme, die langsam aus dem Körper weicht, bis der Schatten zu dunkel geworden ist um etwas zu erkennen. Doch bevor die Schemen ganz verblassen, erinnere ich mich noch einmal an diesen einzigartigen Moment und schließe geniesserisch die Augen. |
15.05.2011, 19:09 | #2 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Genießer -
und willkommen! Diese kurzen Momente von der Vorbereitung bis zum Abklingen des Genusses hast Du schön beschaulich geschildert. Wer gerne Tee trinkt, mag Dich genießerisch dabei begleiten. Ich habe ein paar Tippfehler entdeckt. Vielleicht liest Du noch einmal Korrektur. Aber eines würde mich als (nicht-Beutel-Genießer!) Teeliebhaber brennend interessieren: Welche Sorte trinkst Du? Ist da was von Ingwer im Text zu vermuten? Thing |
15.05.2011, 19:29 | #3 | |
Dabei seit: 05/2011
Ort: Friesland
Alter: 42
Beiträge: 5
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Zitat:
Ich habe versucht, meine Gefühle, die relativ neu, weil in Entwicklung begriffen,sind, zu schildern. Ich finde es schön, dass es jemand miterleben kann, indem er meinen Text liest. Danke für den Hinweis mit den Tippfehlern. Ich denke ich habe die meisten bereinigt, so dass sich der Text fließender lesen lässt. Bei der Teesorte muss ich Dich, denke ich, etwas enttäuschen. Es ist eine einfache Kräutermischung von Teekanne. Es geht mir auch nicht um den Tee. Meine in Entwicklung begriffenen, neuen Gefühle, haben damit zu tun, gewisse Momente einzufangen. Zu erkennen, welchen Momenten man etwas mehr Aufmerksamkeit im Leben schenken sollte, sie nicht als gegeben hinzunehmen. Meine Grammatik ist zuweilen sicher nicht die Beste, ähnlich wie meine Rechtschreibung. Doch das ist mir nicht ganz so wichtig, solange es andere nicht erheblich beim Lesen stört. Ich lerne gerade worauf es im Leben wirklich ankommt. Das würde ich gerne teilen :-) Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag |
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15.05.2011, 20:29 | #4 |
R.I.P.
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Na, dann ist doch die Schilderung der Teezeremonie eine gelungene Metapher!
Thing |
17.05.2011, 20:28 | #5 |
Dabei seit: 02/2010
Ort: Potsdam
Alter: 61
Beiträge: 354
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Lieber Geniesser,
allmorgendllich lasse ich eine Tee-Zeremonie über mich ergehen,um meine 2 Thermos-Kannen mit diesem genüsslichen Getränk zu füllen. Leider,muß ich sagen,ist es für mich keine Zeremonie in dem Sinne,daß ich vor der Thermoskanne stehe und dem Teebeutel zusehe,wie er langsam quillt und seinen Inhalt dem heißen Wasser zukommen lässt. Dazu habe ich in den 1 1/2 Stunden noch mehr zu tun. Mein Aufwach-Getränk ist zwar Kaffee,aber meine Thermoskannen werden mit einer Mischung aus verschiedenen Tee-Sorten gefüllt. Kamille,in einem Teebeutel und Fenchel-Anis-Kümmel im Anderen,ungesüßt. Diese Tee-Mischung trinke ich über den Arbeitstag verteilt. Schmeckt zusammengewürfelt ein bischen nach Vanille. Soll oder ist aber gut für den Körper,Stoffwechsel,Magendarm-Trakt,Atmung,sowie entzündungshemmend. Den zusammenhängenden Pack Fenchel-Anis-Kümmel gibts übrigens bei REWE im Tee-Regal. Deinen Beitrag nicht zu vergessen,las ich ihn flüssig,ohne derbe erkennbare Schwachstellen,nur diese,die Thing erläutert hat. Dein Text und der Sinn dahinter hat mir gut gefallen. Gruß Lucifer |