Unglaubliche Geschichte bei Poetry.de

urluberlu · 27.08.2016, 21:24

Die Schreie der Geknechteten, das Tropfen
des Blutes aus den Leibern der Versklavten
sind unerträglich! Mir das Ohr zu stopfen
nützt nichts: Ein Trauermarsch erfüllt die Straßen.

Ich sehe ihn, ich seh ihn Plätze queren,
ich sehe die Skelette, seh sie wanken
und will von all dem Elend nichts mehr hören,
das nach mir greift mit schweren, großen Pranken.

Ich schwöre mir, ich habe nichts gesehen
und halte, was ich sah, für einen Traum.
Der wird, wie alle Träume, rasch vergehen.

Doch sagt, die ihr dabei wart, Opfer, Täter!
Wie war das möglich? Wie? Man glaubt es kaum!
Ihr wart doch unsre Mütter, unsre Väter!

Gylon · 28.08.2016, 18:17

Lieber urluberlu,
sehr eindringlich! Gibt es einen realen Bezug?
Sehr gern gelesen!

Liebe Grüße Gylon

gummibaum · 28.08.2016, 18:38

Hallo url,

gefällt mir. Der Schwur, das Grauen zu verdrängen, hat keinen Erfolg. Die Frage nach den Ursachen ist bohrender.

Gern gelesen.

LG g

Nöck · 28.08.2016, 18:51

Ein tiefsinniges Gedicht mit Bildern, die ich eigentlich nicht sehen will.

Gefällt mir.

LG Nöck

urluberlu · 28.08.2016, 20:19

Hallo Gylon

Den Bezug habe ich absichtlich eher in seiner möglichen Realität unfassbar halten wollen. So allgemein mit Wischiwaschi-Bezug gehaltene Gedichte kommen bei vielen Lesern besser an. Was ich irgendwie auch verstehe. Der Leser will doch in einem Gedicht sich selbst sehen und nicht z.B. mich.

Unmittelbarer Anlass (das sage ich trotzdem gerne, aus Wertschätzung für das Buch und seinen Autor), war, dass ich kurz vorher einen extrem drastischen Passus in Capus' Roman "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer") gelesen hatte.
Der "historische" Hintergrund, dass ich Jahrgang 1950 habe und zu jener "fragende Generation" gehörte, der man die Antwort verweigerte, ist eigentlich unwichtig, weil die letzte Zeile ist wohl "zeitlos".

Hallo gummibaum
Diesen Gegensatz hast du mMn treffend herausgeschält und mir selber bewusst gemacht. Danke.

Hallo Nöck
Dieser Kommentar ist noch nicht ganz "auf Niveau", aber wurde dankbar von mir gelesen.

Gute Nacht allerseits
Urluberlu (=Komischer Kauz, Spinner)

Gylon · 28.08.2016, 20:37

Lieber urluberlu,
viele Dank für deine Ausführungen!
Deine neue Signatur übersehe ich gerne und bleibe bei der von mir geschätzten alten Version.

Dir noch einen schönen Abend.

Liebe Grüße Gylon

Nöck · 28.08.2016, 20:51

Zitat:

Zitat von url

Hallo Nöck
Dieser Kommentar ist noch nicht ganz "auf Niveau", aber wurde dankbar von mir gelesen.

Ach wirklich? Ich werde mir Mühe geben.

LG Nöck

urluberlu · 28.08.2016, 22:03

Gylon, der oberschlaue Fuchs und Kenner der französischen Dichtung Pit Bull hat natürlich Recht. Man muss dieses l'hurluberlu aber nicht als pejorativ betrachten. Ein echter Dichter hat sich so genannt, ohne sich mies machen zu wollen.

Nöck! Immer schön runterklettern! Bis in Corazons Schoss!

27.08.2016, 21:24	#1
urluberlu R.I.P. Dabei seit: 07/2014 Alter: 73 Beiträge: 2.273 Meine Gedichte	Unglaubliche Geschichte Die Schreie der Geknechteten, das Tropfen des Blutes aus den Leibern der Versklavten sind unerträglich! Mir das Ohr zu stopfen nützt nichts: Ein Trauermarsch erfüllt die Straßen. Ich sehe ihn, ich seh ihn Plätze queren, ich sehe die Skelette, seh sie wanken und will von all dem Elend nichts mehr hören, das nach mir greift mit schweren, großen Pranken. Ich schwöre mir, ich habe nichts gesehen und halte, was ich sah, für einen Traum. Der wird, wie alle Träume, rasch vergehen. Doch sagt, die ihr dabei wart, Opfer, Täter! Wie war das möglich? Wie? Man glaubt es kaum! Ihr wart doch unsre Mütter, unsre Väter!

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28.08.2016, 18:17	#2
Gylon Dabei seit: 07/2014 Beiträge: 4.269 Meine Gedichte	Lieber urluberlu, sehr eindringlich! Gibt es einen realen Bezug? Sehr gern gelesen! Liebe Grüße Gylon

28.08.2016, 18:38	#3
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Hallo url, gefällt mir. Der Schwur, das Grauen zu verdrängen, hat keinen Erfolg. Die Frage nach den Ursachen ist bohrender. Gern gelesen. LG g

28.08.2016, 18:51	#4
Nöck Dabei seit: 12/2009 Ort: In den Auen des Niederrheins Beiträge: 2.662 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ein tiefsinniges Gedicht mit Bildern, die ich eigentlich nicht sehen will. Gefällt mir. LG Nöck

28.08.2016, 20:19	#5
urluberlu R.I.P. Dabei seit: 07/2014 Alter: 73 Beiträge: 2.273 Meine Gedichte	Hallo Gylon Den Bezug habe ich absichtlich eher in seiner möglichen Realität unfassbar halten wollen. So allgemein mit Wischiwaschi-Bezug gehaltene Gedichte kommen bei vielen Lesern besser an. Was ich irgendwie auch verstehe. Der Leser will doch in einem Gedicht sich selbst sehen und nicht z.B. mich. Unmittelbarer Anlass (das sage ich trotzdem gerne, aus Wertschätzung für das Buch und seinen Autor), war, dass ich kurz vorher einen extrem drastischen Passus in Capus' Roman "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer") gelesen hatte. Der "historische" Hintergrund, dass ich Jahrgang 1950 habe und zu jener "fragende Generation" gehörte, der man die Antwort verweigerte, ist eigentlich unwichtig, weil die letzte Zeile ist wohl "zeitlos". Hallo gummibaum Diesen Gegensatz hast du mMn treffend herausgeschält und mir selber bewusst gemacht. Danke. Hallo Nöck Dieser Kommentar ist noch nicht ganz "auf Niveau", aber wurde dankbar von mir gelesen. Gute Nacht allerseits Urluberlu (=Komischer Kauz, Spinner)

28.08.2016, 20:37	#6
Gylon Dabei seit: 07/2014 Beiträge: 4.269 Meine Gedichte	Lieber urluberlu, viele Dank für deine Ausführungen! Deine neue Signatur übersehe ich gerne und bleibe bei der von mir geschätzten alten Version. Dir noch einen schönen Abend. Liebe Grüße Gylon

28.08.2016, 22:03	#8
urluberlu R.I.P. Dabei seit: 07/2014 Alter: 73 Beiträge: 2.273 Meine Gedichte	Gylon, der oberschlaue Fuchs und Kenner der französischen Dichtung Pit Bull hat natürlich Recht. Man muss dieses l'hurluberlu aber nicht als pejorativ betrachten. Ein echter Dichter hat sich so genannt, ohne sich mies machen zu wollen. Nöck! Immer schön runterklettern! Bis in Corazons Schoss!