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Alt 17.10.2005, 15:17   #1
Hassi
Gast
 
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Standard Fleisch is Fleisch

nana nanana
Fleisch is Fleisch

Das hatte damals auch die Band Opus schon gewusst, als sie diesen Ohrwurm unter die sonstigen musikalischen Schlachtabfälle mischte. Aus dem Bundesland, wo ja die "dümmsten Kälber ihre Metzger selber wählen", hat nun ein Kalbs ernannter Metzger und Schlachtgroßmogul eine besonders musikalische Idee gehabt; er hörte den lieblichen Klang des Geldes in seiner Registrierkasse.


Zu diesem Zweck importierte dieser Schlachthandelskammer geprüfte Bilanzbuchmetzger einige Tonnen Schlachtabfälle von unseren schweizer Fleischgenossen. Was für ein verächtliches Wort, wenn man bedenkt, was man daraus alles machen kann. Dazu aber später mehr. Anstatt diese Schlachtabfälle aber wieder dem normalen Kreislauf (z.B. als Tierfutter) zuzuführen, hatte dieser schlaue Geschäftsmann eine quasi "saugeile" Idee zumal ihm vorher die Handelskette RIAL den Vertrag zur Umetikettierung und Abnahme von verfallenem Hackfleisch aufgekündigt hatte.

Und wie er da so vor seinen importierten Unmengen bestialisch stinkenden Fleischmassakers stand und ihn noch ein Paar Kalbsaugen verträumt anglotzten, die nur kurz zuvor dem Amoklauf eines Bolzenschussgeräts zum Opfer gefallen waren, ging ihm die Rechnung auf, dass 1 Kilo Fleisch ca. den vierfachen Ertrag (nach Steuern) einbringt wie ein 1 Kilo Tierfutter. Jetzt stellte sich nur noch die Frage, wie man diese recht unansehnliche Menge, die gerade von zig Millionen Fliegen zur Eiablage genutzt wurde, in eine möglichst ansehnliche, den Verbraucher ansprechende Form bringen würde. Und außerdem - er lachte vor sich hin - was uns nicht tötet, macht uns nur Herdha bzw. was für Tiere gut ist, kann dem Menschen auch nicht wirklich abträglich sein.

Mit diesen Überlegungen startete der Verarbeitungsprozess und solche Teile wie Bullenklöten, Kuhglocken, Pferdeknochen, Augen, Schwarten, Hühnermeniskus und vieles mehr, was der Endverbraucher sonst nie in der Kühltheke sieht, wurde zu einem farblich passenden Einheitsbrei zerwurstet. Man muss sich das wie den heimischen Büroschredder vorstellen, nur eben größer und auch kraftvoller, dass selbst die von Osteoporose geplagten Knochen der Alttiere damit ein Kinderspiel sind. Weil nun aber die farblichen Nuancen noch nicht den üblichen Vorstellungen der Verbraucher genügten und auch nicht die rechte Konsistenz zur Weiterverarbeitung vorhanden war, wurde dieser Menge noch eine ordentliche Portion Gelatine und Farbstoffe beigemischt.

Das, was nun der bayerische Umweltminister Schnappauf, der fast zu einem Schnappüber wurde, später als "Ekel erregendes Dreckszeug" titulierte hatte eine zarte, in rot bis rosa gehende Farbe erreicht und war von sämiger Konsistenz. Der Überschuss an Knochen wurde indes feinst gemahlen und mit etwas Gelatine und/oder Süßstoff zu weisslichen Würfeln gepresst und später als Tofu oder türkischer Nougat deklariert.

Die vorhandene Masse wurde nun in den Betrieben, an die der bayerische Kaufmann diese veräussert hatte, zu Wurst weiterverarbeitet und dem Verbraucher als Gutsherrenleberwurst (grob), Tierchenmortadella oder, falls Reste blieben, als Sülze serviert. Natürlich entstanden noch viele weitere Endprodukte, die aber der Fülle halber nicht weiter aufgezählt werden können, kurzum aber praktisch die ganze Wurstkühltheke, welche sich dem Endverbraucher im heimischen Supermarkt um die Ecke bietet.

Wenn man sich nun ausrechnet, dass 2600 Tonnen Schlachabfälle ungefähr 13 Millionen Packungen Wurst (à 200 Gramm) entsprechen, so kann man heute davon ausgehen, dass ein beträchtlicher Prozentsatz der Bundesbürger bereits den Genuß der bayerischen Wurstimpressionen entweder noch vor sich, bereits überlebt oder gerade auf der Frühstücksstulle bei sich hat.

Und wenn dann wieder der Stift den Meister fragt, warum die Bundesrepublikler, Bundesrepublikler heissen, dann kann der Meister auch in Zukunft beruhigt sagen, dass da von allem nur das Beste drin ist.

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(c) Hassi
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