Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Lebensalltag, Natur und Universum

Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 22.01.2009, 14:37   #1
männlich Perry
 
Benutzerbild von Perry
 
Dabei seit: 11/2006
Alter: 71
Beiträge: 3.762

Standard Der Steinpilz

Es roch nach frischem Myzel
zwischen Bäumen, erdigfeucht,
vermischt mit Moosduft, Moder.
Damals wie heute treibt die Lust,
den Prinzipal unter den Pilzen
im Dickicht früher Zeit zu finden.

Irgendwo ein Knacken. Deinen
Schritt zu hören gab mir Sicherheit,
Orientierung im Stangenlabyrinth.
Dann der unvergessliche Moment,
als ich ihn fand, er vor mir stand,
so bauchigweiß mit braunem Hut.

Heute streife ich allein durchs Holz,
vergeblich der suchende Blick nach
dem Schatten zwischen Bäumen.
Der Platz des Königs ist verwaist,
du nahmst ihn mit ins dunkle Reich.
Mir bleibt der Geruch ferner Tage.
Perry ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.01.2009, 20:30   #2
Zuckerfee
 
Dabei seit: 01/2006
Beiträge: 6

Hallo Perry,

mir steigt dieser unvergleichliche Waldpilzduft in die Nase und das bleibt etwas sehr Schönes für LI, daher würde ich auch den "Moder" der 3. Zeile durch Erde ersetzen, ebenso das "dunkle" der vorletzten Zeile ebenfalls durch erdig. Ist es nicht der fruchtbare Duft lebendiger Erde, selbst wenn Gräber ähnlichen Geruch verströmen? Für mich ist sie auch Schutz, "Mutter Erde" und diese tiefe, warme, starke Verbindung von LI und LD, die aus Deinen Zeilen hervorgeht, ist ja nicht verloren, nur gewandelt. Mag auch der Pilz nicht mehr im vertrauten Korb, aus dem Unterholz heim getragen werden können, so existiert sie doch, auf, um, in, über, eben dieser Erde und daher fände ich es wichtig, den "Moder" und auch das "dunkle" der vorletzen Zeile zu verbannen, da ich beides für LI und LD auf ewig für überwunden halte.

Ich möchte Dir etwas ganz Unpopuläres sagen. Trotzdem: Gottes Segen.

Zuckerfee
Zuckerfee ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.01.2009, 15:10   #3
männlich Perry
 
Benutzerbild von Perry
 
Dabei seit: 11/2006
Alter: 71
Beiträge: 3.762

Hallo Zuckerfee,
der Text ist eine Erinnerung an meinen Vater, der mich in jungen Jahren oft mit zum Schwammerlsuchen genommen hat und dem ich viel von meiner Liebe zur Natur verdanke. Der Steinpilz ist das Symbol für dieses Glück, das Halt gibt in schweren Zeiten.
Was den Modergeruch anbelangt, so ist er typisch für den Waldboden und für mich nichts Negatives. Das Dunkle ist das Reich des Todes. Natürlich hoffen wir, dass es darin auch ewiges Licht gibt.
Danke für dein intensives Lesen, die Anregungen und den Segen.
LG
Perry
Perry ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.02.2009, 15:55   #4
GabrealOnarr
 
Dabei seit: 02/2009
Beiträge: 10

ich glaub ich bin hier richtig, die sachen die ich bis jetzt von dir gelesen habe sind alle absolut in sich stimmig,
dein "der steinpilz" beschreibt genau die stimmung die ich versucht habe bei "ende oktober" einzufangen...
ich muss dich bitten das mal zu lesen, bei der verwendung des wortes mycel habe ich mich sehr gefreut...

CDPi, und weiter so (sorry für diese floskel)
GabrealOnarr ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.02.2009, 18:12   #5
männlich Perry
 
Benutzerbild von Perry
 
Dabei seit: 11/2006
Alter: 71
Beiträge: 3.762

Hallo GebrealOnarr,
freut mich, dass dir auch dieser Text gefällt. Leider beschränkt sich die Freude am "Schwammerlsuchen" bei mir überwiegend aufs Anschauen, denn die Pilze sind bei uns immer noch radioaktiv belastet.
Ich schau mir deinen Text gerne an.
LG
Perry
Perry ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Der Steinpilz




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.